Gestern herrschte nochmal Trubel, heute sind die Lichter aus: Die Filiale von Postbank und Post an der Münchner Straße in Holzkirchen ist Geschichte. Senioren stellt das vor Herausforderungen.
Holzkirchen – Am Montag herrschte noch ein letztes Mal reger Betrieb, mit gedrückter Stimmung bei Kundschaft und Personal im Schalterraum. Ab heute ist endgültig dicht: Die Postbank- und Post-Filiale in Holzkirchen haben zum heutigen Dienstag geschlossen. Die Postbank reduziert ihr Filialnetz bis 2026 von 550 auf 320 Standorte – davon betroffen ist auch die Niederlassung in der Marktgemeinde. In Zeiten, in denen die meisten ihre Bankgeschäfte vorwiegend online erledigen, will sich das Unternehmen die teure Infrastruktur sparen.
Für viele Senioren ist Online-Banking allerdings keine Option. Dazu zählt auch ein Senior aus Holzkirchen: „Ich bin 93, ich kann kein Online-Banking“, sagt der Holzkirchner. Solange er zurückdenken kann, ist der frühere Postbeamte Kunde der Postbank. Auch wenn er an den Automaten von Deutscher Bank und HypoVereinsbank oder bei einigen Einzelhändlern an Bargeld kommt: Die Schließung der Filiale bringt für ihn erhebliche Nachteile mit sich. Er hat sich beim Kundendienst seiner Hausbank informiert. Dort verwies man den Senior an die nächsten Filialen in Rosenheim oder Bad Tölz – weite Wege für einen 93-Jährigen, um Kontoauszüge zu holen oder Überweisungen zu tätigen. Der Holzkirchner versteht nicht, warum die Postbank nicht wenigstens einen Selbstbedienungs-Automaten vor Ort lässt. „Das ist doch eine Zumutung in einem Ort mit 16 000 Einwohnern“, ärgert er sich.
Keine SB-Automaten für Holzkirchen
„Wenn wir eine Filiale schließen, ziehen wir uns vollständig aus dem jeweiligen Standort zurück, das gilt ebenso für die SB-Geräte“, bestätigt ein Sprecher der Postbank auf Nachfrage unserer Zeitung. Und macht keine Hoffnung auf eine Ausnahme in Holzkirchen: „Derzeit ist kein Ersatzstandort für die SB-Geräte geplant.“ Die Pressestelle des Unternehmens verweist aufs Online-Banking und die Postbank-App. Die Postbank biete auch die kostenlose Möglichkeit des Telefon-Bankings an, für das einmalig ein Legitimierungsvorgang durchlaufen werden muss. Danach funktioniere dieses System, wie Online-Banking, mit PINs und TANs – aber ohne Computer und Smartphone, mit einem gewöhnlichen Telefon, versichert der Postbank-Sprecher. Überweisungsträger könnten auch künftig mit einem Girobriefumschlag an die Postbank geschickt werden, was für einige Kontenmodelle kostenpflichtig sei. Überweisungsträger gebe es kostenfrei in den Postbank-Filialen. Oder man kaufe sie eben im Bürobedarf, erklärt der Sprecher.
Für den 93-Jährigen aus Holzkirchen klingt das alles reichlich kompliziert. „Ich überlege, die Bank zu wechseln“, sagt er. Zu einer mit Service vor Ort.
Postfächer bleiben vorerst
Noch keine Neuigkeiten gibt es von der Deutschen Post/DHL bezüglich der 293 Postfächer, die bislang in der nun geschlossenen Filiale von Postbank und Post untergebracht waren. „Zunächst betreiben wir die Holzkirchner Postfachanlage unverändert weiter“, erklärte Klaus-Dieter Nawrath, Sprecher der DHL-Group, gestern auf Nachfrage unserer Zeitung zum aktuellen Stand. „Für die Zukunft streben wir allerdings andere Lösungen an.“ Einen Durchbruch dabei konnte er nicht vermelden. Die Post sei weiterhin auf der Suche nach einer Partnerfiliale, bei der die Postfachanlage integriert werden könne. Sollte das nicht gelingen, suche man im Gemeindegebiet alternative Räume, so Nawrath. Dort müsste mindestens eine 3,90 Meter lange Postfachwand sowie rund 30 Quadratmeter für Kundenvorraum und Bearbeitung zur Verfügung stehen.