Tragischer Tod einer 16-Jährigen und eine verborgene Startbahn: Diese Filme erinnern ans Kriegsende in Eching

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Das von KZ-Häftlingen erstellte, unvollendet gebliebene Rollfeld auf der zwischen Eching und Dietersheim gelegenen Garchinger Heide ist auch heute noch deutlich zu erkennen. © Wilms (Repro)

Justine Brandmeier aus Eching wollte 1945 ihren Freund im Freisinger Hilfslazarett besuchen, als Bomben auf die Domstadt fielen. Tragische Schicksale aus dem südlichen Landkreis rund um das Kriegsende werden nun in mehreren Veranstaltungen aufgearbeitet.

Eching – Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Als Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur, um die politischen Verwerfungen durch das Naziregime, das Leid der Opfer, die Schicksale der Versehrten und Hinterbliebenen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, finden in Eching eine Reihe von Veranstaltungen statt – als mahnende Erinnerung.

Sichtbar machen, was sonst verborgen ist

Im Fokus stehen zwei Filme: Der erste Teil widmet sich den Ereignissen im südlichen Kreis Freising und berichtet vom Schicksal eines abgeschossenen deutschen Jagdfliegers bei Fürholzen, von den Fliegermorden in der Umgebung sowie den nachfolgenden Dachauer Militärgerichtsprozessen und der Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers Eching/Neufahrn. Dazu wurde an verschiedenen Originalschauplätzen gedreht, unter anderem auch mittels Drohnenaufnahmen. So wird sichtbar, was sonst verborgen ist, wie die von KZ-Häftlingen erstellte Start- und Landebahn eines nie vollendeten Flugfelds auf der zwischen Eching und Dietersheim gelegenen Garchinger Heide.

Tragisch: Justine Brandmeier (16) fiel dem Bombenangriff auf Freising zum Opfer.
Tragisch: Justine Brandmeier (16) fiel dem Bombenangriff auf Freising zum Opfer. © Privat

In einem zweiten Teil beschäftigt sich der Film von Ernst Keller mit der Bombardierung Freisings am 18. April 1945, der 224 Menschen zum Opfer fielen. An jenem Mittwoch, als die tödlichen Bomben fielen, hielten sich auch eine Reihe von Menschen aus dem Gemeindebereich Eching in Freising auf. Besonders tragisch war der Tod der 16-jährigen Justine Brandmeier, die ihren verletzten Freund Leonhard Kranz im Pallottiner-Hilfslazarett besuchen wollte. Mit ihm als 92-jährigen Zeitzeugen hat Keller vor zehn Jahren noch sprechen können. Dem jungen Soldaten war zu Ohren gekommen, dass das Mädchen nicht nach Hause zurückgekehrt sei. Daraufhin schleppte er sich zum Bahnhofsplatz und schließlich zum Stadtfriedhof, wo er seine tote Freundin nur noch an ihrem Ausgeh-Dirndl erkannte.

80 Jahre Kriegsende: Veranstaltungen in Eching

„Ruinenschleicher und Schachterleis“: Der ursprünglich für 11. Mai als Auftakt der Veranstaltungsreihe geplante Film über Kinder der 1950er-Jahre wurde auf den 23. November verschoben. Anmeldung über die Vhs.

„Kindheit um 1945“: Bei Kaffee und Kuchen sind am Mittwoch, 14. Mai, alle Echinger, die die 1940er und 50er selbst erlebt haben, eingeladen, über ihre Kindheit zu berichten. Gerne kann ein Andenken wie ein Foto mitgebracht werden. Die Veranstaltung findet von 10 bis 13 Uhr im Wintergarten der Vhs statt. Um Anmeldung über die Vhs wird gebeten.

„Tag der offenen Tür im Heimatmuseum“: Das Echinger Heimatmuseum unter der Schulturnhalle öffnet anlässlich des Internationalen Museumstags seine Türen. Es werden zwei Sonderausstellungen mit den Titeln „80 Jahre Flucht und Vertreibung“ und „80 Jahre Kriegsende“ gezeigt.

„Als der Luftkrieg in unsere Heimat kam“: Heimatforscher Ernst Keller zeichnete in seiner Filmdokumentation anlässlich des 70. Jahrestages der Kapitulation (8. Mai 1945) die Geschehnisse der letzten beiden Kriegsjahre im Landkreis Freising nach.

Ihr wurde demnach zum Verhängnis, dass sie nicht wie ihre Freundin Ernestine (Linner, geborene Neumaier) im öffentlichen Luftschutzbunker am Lindenkeller Zuflucht gesucht hatte, sondern zu Fuß aus der vermeintlichen Hauptgefahrenzone heraus in Richtung Bahnhof aufgebrochen war und sich ausgerechnet in dem Moment bei der Evangelischen Kirche befunden hatte, als die Bomben einschlugen. Die herbeigerufene Mutter habe ihre tote Tochter in einem „Heuwagerl“ später heimgefahren und den gefundenen Anhänger von Justines Halskette, ein Kreuz, ihr Leben lang aufbewahrt.

Auch Besitzer von Gut Hollern unter den Opfern

Unter den Toten, die man nahe der Himmelfahrtskirche fand, waren auch Major August Engelen, Besitzer von Gut Hollern, und ein 16-jähriger polnischer Zwangsarbeiter. Engelen, der als hochdekorierter Offizier den Ersten Weltkrieg überlebt hatte, zeichnete sich durch seine humane Behandlung den Gefangenen aus. Als der Pole an einer akuten Blinddarmentzündung erkrankte, setzte Engelen ihn in sein Auto und war auf dem Weg zum Krankenhaus, als der Wagen auf der Münchner Straße von einer Bombe getroffen wurde. Beide Insassen waren sofort tot. Der Grabstein von August Engelen und seinem 1943 gefallenen, gleichnamigen Sohn befinden sich auf dem alten Friedhof an der Echinger Ortskirche Sankt Andreas.

Der viel beachtete, etwas andere Heimat- und Antikriegsfilm wird am Sonntag, 25. Mai um 18 Uhr im Bürgerhaus gezeigt. Der Eintritt ist kostenlos. Bei der Vorführung geben Ernst Keller, und Otto Radlmeier, Vorsitzender des Kreis-Krieger- und Soldatenverbands Freising und Schirmherr des Films- und Buch-Projekts, eine Einführung in das Thema.

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