Finanzminister inspiziert Steuer-Safe: Hier lagern Millionen von Elster-Daten

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Nur mit Handvenen-Scan kommt man in das Rechenzentrum. Das gilt auch für den Finanzminister Albert Füracker. © Gerald Förtsch

In einem Hochsicherheitskomplex in Aschheim sind jetzt die Daten von 22 Millionen Steuerzahlern gespeichert. Diesen zweiten Standort des „Elster“-Systems hat sich Bayerns Finanzminister angeschaut.

Selbst der bayerische Finanzminister kann nicht einfach so in das Rechenzentrum in Aschheim spazieren. Bevor Albert Füracker die heiligen Hallen von Noris Network betritt, muss er seine Hand auf einen Scanner legen. „Was wissen Sie jetzt alles über mich?“, fragt der Minister und lacht. Vor ihm öffnet sich eine zweite Tür. Joachim Astel, Vorstand von Noris Network, kann ihn beruhigen. „Das gehört zum Sicherheitskonzept.“ Ein langer weißer Gang führt zu einer zweiten Sicherheitsschleuse. In der Halle dahinter ist es plötzlich zehn Grad kühler. An einem 31 Grad heißem Septembertag fühlt sich das angenehm an. Astel führt Füracker zu einem abgesperrten Abteil. Hinter einem Gitterkäfig stehen rund 350 Server, verbaut in Metallschränke. Darauf gespeichert sind die Daten von 22 Millionen Steuerzahlern.

Aschheim ist jetzt der zweite Standort für das digitale Steuersystem Elster. Vorher waren alle Daten in Franken gespeichert. „Die Steuerverwaltung ist zu 100 Prozent digital“, sagt Paul König, Präsident des Bayerischen Landesamt für Steuern. Elster sei datenschutzkonform und wahre das Steuergeheimnis. Durchschnittlich loggen sich 660 000 Steuerzahler täglich in das System ein. Steuererklärungen, Anträge und auch die Antworten, die Bescheide und die Schreiben an Bürger, Steuerberater und Firmen laufen alle über Elster. Ein 24-7-Betrieb sei durch einen weiter entfernten Lagerort gesichert. Paul König sagt: „Noris baut moderne Rechenzentren und liefert uns die notwendige Infrastruktur.“

Höchste Sicherheitsmaßnahmen im Aschheimer Rechenzentrum Noris Network.
Höchste Sicherheitsmaßnahmen im Aschheimer Rechenzentrum Noris Network. © Gerald Förtsch

Vor 30 Jahren hat Joachim Astel mit zwei weiteren Unternehmern Noris Network in Franken gegründet. Seit 2017 steht ein weiteres Werk in Aschheim. Aktuell hat das Unternehmen 620 Mitarbeiter und macht 150 Millionen Umsatz pro Jahr. „Wir werden alles dafür tun, um die Sicherheit und Verfügbarkeit für den Freistaat Bayern an der Stelle zu bewahren.“ 16 500 Quadratmeter Platz für Server verteilen sich auf die Standorte Aschheim, Nürnberg und Hof an der Saale.

„Unser beliebtester Vogel ist die Elster“, scherzt Minister Füracker bei der Eröffnungsrede. Der Laie logge sich bei Elster ein und erwarte, dass alles immer zuverlässig funktioniert. „Wir sind uns selten darüber bewusst, was dahinter steckt, die Ausfall- und Datensicherheit zu gewährleisten.“ Nicht ohne Grund liegt der zweite Elster-Standort 150 Kilometer von Nürnberg entfernt. „Das Serverwohl ist genauso wichtig wie das Tierwohl“, so Füracker. „Wenn in Nürnberg das Rechenzentrum ausfallen würde, sind wir in München in der Lage, das System Elster am Laufen zu halten.“ Kein Erdbeben, keine Überschwemmung und kein Stromausfall könne die Verfügbarkeit beeinträchtigen.

Und auch für Aschheim gilt ein Schutzkonzept. „Sicherheit ist die oberste Priorität“, sagt Astel. Bei einem Großausfall gibt es immer noch eine zweite Halle in Aschheim. Jeder Mitarbeiter muss mehrere Schleusen passieren. Oder der Minister, wenn er sich den Standort ansehen möchte.

Das Steuersystem Elster hat jetzt auch in Aschheim einen Standort. Die Zweigstelle haben eröffnet (v.l.) Präsident des Bayerischen Landesamt für Steuern Paul König, Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und Vorstand von Noris Network Joachim Astel.
Das Steuersystem Elster hat jetzt auch in Aschheim einen Standort. Die Zweigstelle haben eröffnet (v.l.) Präsident des Bayerischen Landesamt für Steuern Paul König, Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und Vorstand von Noris Network Joachim Astel. © Gerald Förtsch

Nach der Serverhalle geht der Rundgang weiter zur Klimaanlage. Hinter einer gelben Tür bläst warmer Wind wie an einem Strand. Astel ist fast nicht mehr zu verstehen, so laut ist es. Die Rechenzentren von Noris Network funktionieren wie ein Kühlschrank. Ein riesiges braun-gelbes Windrad kurbelt freie Luft von außen nach innen und kühlt die Serverhalle auf 21 Grad herunter. Ein neuer nachhaltiger Ansatz schlägt 27 Grad vor. Astel sagt: „Wir stellen alle paar Monate die Klimaanlage ein Grad höher und schauen, ob die Ausfälle gering bleiben.“

Minister Füracker ist überzeugt: „Wir sind viel digitaler unterwegs im Freistaat Bayern, als der eine oder andere manchmal behaupten möchte.“ Das IT-Dienstleistungszentrum, das Landesamt für Finanzen und das Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik seien alles hoch digitale Behörden. „Wir tun alles dafür, damit andere nicht an unsere Daten kommen.“

Elster sei etwas ganz besonders Erfolgreiches und Kluges. „Ich bin stolz darauf, dass unsere Experten des Freistaates Elster entwickelt haben und den Betrieb federführend gewährleisten für ganz Deutschland“, sagt Füracker. „Wir wollen, dass die Elster auch in der Zukunft gut fliegen kann.“

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