Black Week: ARD-Doku zeigt, wie vermeintliche Hammer-Preise unser Hirn verwirren

Wir kaufen, weil wir glauben, etwas zu verpassen. Das hören wir zu Beginn der ARD-Sendung „Die Wahrheit über Schnäppchenpreise“. Stimmt. Ich gehöre auch zu dieser Spezies, obwohl ich kein Schwabe bin. Aber das superschöne Glitzer-Armband mit Preisnachlass oder der Trend-Sneaker zum Kampfpreis – warum nicht? 

Jetzt ist es wieder soweit, die Spar-Tage und Rabatt-Schlachten laufen derzeit. Und wir laufen zu Hochform auf, beim Shoppen. Etwa 5,9 Milliarden Euro Umsatz werden jährlich am Black Friday und an den Tagen davor und danach gemacht. Also muss ja etwas dran sein, dass man Schnäppchen mitnehmen kann. Wirklich? Nicht wirklich.

Familie aus Leipzig gegen den DealDoctor: Das Ergebnis ist überraschend

Wir lernen im Ersten eine Familie aus Leipzig kennen. Sie macht einen Praxistest, will eine Kettensäge, ein Paar Sneaker, ein Küchengerät, eine Matratze und ein Tablet kaufen. Man freut sich: 31 Prozent Rabatt bei der Säge, Markenturnschuhe für knapp 32 Euro und ein Tablet mit Schnapper-Nachlass. Die Familie ist stolz auf ihr Schnäppchen-Näschen. Doch zu früh gefreut. 

Wirtschaftspsychologe Lucas Scheller, auch bekannt als „DealDoctor“, kauft die gleichen Produkte und setzt dafür neben seinem Internet-Spürsinn auch noch Coupons, Sammelpunkte und Kreditkartenhinterlegung ein. Am Ende hat die Leipziger Familie 1129,90 Euro ausgegeben und der Profi nur 879,18 Euro. „Das war schon enttäuschend“, sagt der Familienvater.

Black Week: Man macht das, weil es funktioniert

Wir lernen: Das Tablet war am Schnäppchen-Tag sogar teurer als sonst, der Rabatt beim Küchengerät der reine Schwindel. Jurist Thomas Seifried erklärt zu vermeintlichen Kampfpreisen: „Das kann ja nicht funktionieren, der Händler muss ja Gewinn machen.“ 

Oft werde auf irreführende Werbung gesetzt. „Und man macht das, weil es funktioniert“, sagt der Jurist. Auch Preise zu erhöhen, um sie am Spar-Tag wieder zu senken, ist gängige Praxis. Das ist zwar nicht erlaubt, wird aber dennoch so praktiziert.

Neurowissenschaftler: "Wir können oft gar nicht anders"

Kai-Markus Müller ist Neurowissenschaftler – und Schwabe. Er misst Hirnströme, während die Familienmutter aus Leipzig Schnäppchen gezeigt bekommt. Was neben vermeintlichen Preissenkungen besonders gut funktioniert: Ein Gewinnspiel obendrauf oder der Hinweis, dass bestimmte Waren nur noch kurze Zeit verfügbar seien. 

„Wir sind Jäger und Sammler“, sagt Experte Müller. Heißt: Der Mensch könne oft gar nicht anders als zuzuschlagen bei einem Angebot. Und die künstliche Verknappung macht den Rest. Laut Kai-Markus Müller auch immer kaufentscheidend: Ein sehr teures Produkt hängt neben einem immer noch teuren, aber doch günstigeren. Das funktioniere, so der Neurowissenschaftler, so gut wie immer.

Fake-Shops sind weit verbreitet – und willige Opfer gibt es ausreichend

Schlimmer als die vermeintliche Rabattschlacht sind Fake-Produkte, die wie echt wirken. Eine Verbraucherschutz-Expertin berichtet: „Wir haben in Deutschland besonders viele Fake-Shops.“ Oftmals gibt es weder Unternehmen mit Menschen dahinter und echte Produkte schon gleich gar nicht. Kopierte Gütesiegel, oft mit Ausbesserungen oder offensichtlichen Rechtschreibfehlern, machen uns glauben: Das ist echt und ein Schnapper. Auch ich bin auf so etwas einmal hereingefallen, auf der Suche nach sehr angesagten Sneakern für meinen Sohn. Eigentlich waren sie überall ausverkauft, die Warteliste lang. Dann doch noch ein Fund. Wie sich herausstellte, bin ich auf einen Fake-Shop in China hereingefallen. Das Geld war natürlich weg. Ein teures Schnäppchen war das.

TV-Kolumne: "Die Wahrheit über Schnäppchenpreise"
Wenn teure Produkte neben sehr teuren hängen, greifen wir zu. Obwohl das kein Schnäppchen ist ARD