CDU will Heizungsgesetz ändern und Förderungen „abschaffen“ – und vergrämt damit die eigenen Wähler
Forderungen aus der CDU, das Heizungsgesetz der Ampel zu ändern oder gar abzuschaffen, lösen erneute Verunsicherung aus. Viele entscheiden sich jetzt noch schnell für den Heizungstausch.
Berlin – Wenige Wochen vor der Bundestagswahl haben sich zahlreiche Immobilieneigentümer für den Einbau einer Wärmepumpe entschieden. Die Zahl der eingereichten Förderanträge für den Heizungstausch sind im Dezember auf 6.000 bis 8.000 Stück pro Woche gestiegen, wie zuerst die Financial Times berichtet hat. Zum Vergleich: Im gesamten Monat August 2024 wurden knapp 15.000 Anträge für Wärmepumpen gestellt, das war etwas mehr als im Juni (12.600) und im Juli (13.800). Es hat also einen deutlichen Anstieg gegeben.
Plötzlich wollen alle eine Wärmepumpe: CDU will das Heizungsgesetz und die Förderung abschaffen
Das hat mehrere Gründe, wie der Wärmepumpenanbieter Aira unserer Redaktion erklärt. Zunächst einmal gibt es einen ganz normalen Jahreseffekt: „Es ist jedes Jahr zu beobachten, dass die Nachfrage im Winter anzieht. Viele Verbraucher informieren sich in dieser Zeit über ihre Heizoptionen, auch wenn die tatsächlichen Installationen oft erst im Frühjahr erfolgen. Der Winter ist also ein typischer Zeitraum für einen Verkaufsanstieg“, sagt Christoph Barth, Vertriebsdirektor bei Aira zu IPPEN.MEDIA.
Doch in diesem Jahr kommt noch eine politische Komponente hinzu: Die Union aus CDU und CSU haben im vergangenen Jahr mehrmals angekündigt, bei einem Regierungswechsel das Heizungsgesetz abschaffen oder ändern zu wollen. „Wir werden dieses Gesetz korrigieren, und zwar auf den ursprünglichen Stand wieder zurückbringen. Wir werden es so wieder regeln, dass die Menschen eine eigene Entscheidung treffen können, was sie einbauen und wir werden Grenzwerte haben, dass wir in der Zeit auch CO₂-frei im Haus heizen“, sagte Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) im Dezember in der ARD-Sendung Maischberger.

Noch deutlicher wurde der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Jens Spahn, gegenüber der FAZ. „Das Heizungsgesetz werden wir zurücknehmen“, sagte er und: „Wir beenden Habecks Subventionsprogramme.“ Bei einer Veranstaltung der Branche im Dezember wiederholte er diese Forderung und betonte, Industrien sollten ohne staatliche Förderungen erfolgreich sein.
Neue Debatte um das Heizungsgesetz sorgt für Verunsicherung: Viele Kunden kaufen jetzt eine Wärmepumpe
Das hat allem Anschein nach zum neuerlichen Anstieg der Verkaufszahlen für Wärmepumpen geführt. „Die Debatte um das Heizungsgesetz und die angekündigten möglichen Anpassungen durch die CDU führen zu einer Art Vorzieheffekt. Viele Kunden wollen sich noch schnell die aktuellen Förderungen sichern, bevor es zu politischen Änderungen kommt“, so Jasper Honig, Förderexperte bei Aira, zu IPPEN.MEDIA. Aktuell können Eigentümer bis zu 70 Prozent der Kosten für eine Wärmepumpe als Zuschuss bekommen.
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Doch die Debatte um eine Abschaffung des Heizungsgesetzes verärgert nicht nur die Branche, die nach jahrelangen Debatten von der Politik Planungssicherheit sucht; sie könnte auch die Wähler und Wählerinnen der CDU selbst treffen – und der Partei sogar am Ende Stimmen kosten. Airas Sales-Experte Christoph Barth sagt, eine Umfrage ihrer Kunden habe gezeigt, dass ein Drittel ihrer Wärmepumpenbesitzer Unionswähler seien. „Gleichzeitig geben 65 Prozent an, dass die Förderungen ein entscheidender Grund für den Kauf waren. Das verdeutlicht, dass die Wärmepumpe längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.“ 2024 war übrigens die Wärmepumpe die günstigste Heiz-Option in Deutschland, wie der aktuelle Jahresbericht von Agora Energiewende zeigt.
Förderung für die Heizungstausch ist noch lange sicher – Regierungsbildung wird dauern
Ob die Union also angesichts der Signale aus der Bevölkerung und der Heizungsbranche wirklich so viel an dem Gesetz schrauben wird, ist nicht sicher. Die Förderung ist zumindest so lange gesichert, bis es eine Änderung durch eine neue Regierung gegeben hat. Das kann sich noch ziehen, nach der Wahl kommen Wochen der Koalitionsverhandlungen, gefolgt von der Besetzung der Posten und der Aufnahme der Arbeit. Gut möglich, dass noch bis Mitte 2025 Anträge für den Heizungstausch bewilligt werden können.