Angriff von Putin? EU-Außenminister warnt vor „Pearl-Harbor-Moment“ für die Nato

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Litauens Außenminister Landsbergis drängt darauf, in Europa endlich „aufzuwachen“. Kein Land sei wirklich vor Putin sicher. Er fordert schnelles Handeln.

Vilnius - Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis warnt die Nato-Staaten vor einem möglichen Angriff durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin. In einem Interview mit ZDF heute sagte Landsbergis am Montag: „Wir haben einen sehr aggressiven Nachbarn mit der Absicht, die Nato zu testen. Darauf müssen wir uns vorbereiten.“

Europäische Länder sollten nicht auf einen „Pearl-Habor-Moment“ warten, betonte der Chefdiplomat des baltischen EU- und Nato-Landes. „Wir können nicht darauf warten, dass jedes europäische Land tatsächlich durch Russland angegriffen wird - im Süden, im Norden, Osten und im Westen.“ Litauen selbst grenzt an die russische Exklave Kaliningrad und an Russlands Verbündeten Belarus. Die Regierung beobachtet die Entwicklungen im Ukraine-Krieg daher mit hoher Alarmbereitschaft.

Litauens Außenminister warnt vor „Pearl-Harbor-Moment“ in Europa - das steckt hinter dem Begriff

Mit der Bezeichnung „Pearl-Harbor-Moment“ bezieht sich Landsbergis auf einen Überraschungsangriff Japans auf einen US-Stützpunkt auf Hawaii im Jahr 1941. Die USA hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine neutrale Rolle im Zweiten Weltkrieg eingenommen. Als Japan jedoch den US-Stützpunkt aus dem Hinterhalt angriff und mehr als 2.400 Menschen tötete, traten die USA am nächsten Tag offiziell in den Krieg ein.

Lithauens Außenminister Gebrielius Landsbergis während der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar.
Lithauens Außenminister Gebrielius Landsbergis während der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar. © David Hecker/Munich Security/IMAGO

Die USA erlitten damals hohe Verluste, da der Überraschungseffekt groß war. Genau davor warnte nun Litauens Außenminister. Man müsse die Ukraine ausreichend unterstützen, um Russland zu stoppen und weitere Angriffe zu verhindern. „Wo würde es aufhören? Und das ist es, worüber alle Länder an der Ostflanke nachdenken. Wenn Russland nicht von der Ukraine aufgehalten wird, kann sich der Krieg ausweiten. Dann kann er auch uns erreichen“, so Landsbergis weiter.

Ist kein Land in Europa mehr sicher vor Putin? EU-Außenminister drängt auf mehr Ukraine-Hilfe

Der Außenminister forderte nachdrücklich weitere westliche Militärhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine, darunter besonders die Lieferung von weitreichenden Taurus-Marschflugkörpern. „Die Ukraine braucht den Taurus aus strategischen Gründen, um die Oberhand zu gewinnen gegen Russland“, sagte er. „Ja, Deutschland hat unglaubliche Geräte, die es der Ukraine liefern könnte.“

Hinzu komme, dass sich Europa auf einen möglichen Rückzug der USA als Schutzmacht einstellen muss. Laut Landsbergis habe der Wecker „geklingelt, aber wir sind noch nicht raus aus dem Bett“. Man hoffe zwar, dass Russland von der Ukraine gestoppt werden kann. In der Realität sei diese Aussicht aber alles andere als sicher. Putin könne demnach noch weitere 400.000 Truppen mobilisieren sowie neue Panzer und Waffen bauen. Es sei jetzt Deutschlands Aufgabe, die Länder in Europa zu einer starken Einheit zusammenzuführen. (nz/dpa)

Auch interessant

Kommentare