Bundeshaushalt 2026: Wo die Merz-Regierung Milliarden einsparen muss

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Der Bundeshaushalt für das kommende Jahr sorgt schon im Vorfeld für Aufsehen. Denn in manchen Bereichen wurden die Ausgaben gekürzt – während andere ein großer Geldsegen erwartet.

Berlin – Deutschland und seine Regierung steuern auf große Haushaltsprobleme in den kommenden Jahren zu. Die schwarz-rote Koalition muss milliardenschwere Löcher stopfen, gleichzeitig möchte man aber auch viel investieren, um unter anderem die Bundeswehr besser aufzustellen. Das zeigt der Entwurf für den Bundeshaushalt 2026 von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD), den das Kabinett am Mittwoch beschließen will. Der Haushalt soll Ende November vom Bundestag verabschiedet werden.

Dabei erhalten die Ministerien unterschiedliche Geldsummen, die sie für ihre Bereiche ausgeben können. Diese zeigen auch, wie die neue Regierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) ihre Prioritäten setzt und ob es ihr gelingen wird, ihre Wahlversprechen einzuhalten. Ein Überblick.

Wer Geld bekommt: Mehr Ausgaben für Verteidigung und Bundeswehr

Den größten Budgetzuwachs erhält das Verteidigungsministerium – dieses soll laut der Rheinischen Post um mehr als 20 Milliarden auf rund 82,7 Milliarden Euro steigen. Denn die Mittel aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr sind laut Planung im Jahr 2028 verbraucht. Um auch danach wesentlich mehr Geld für die Bundeswehr ausgeben zu können, wurde die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gelockert.

SPD-Chef Lars Klingbeil (l.) und Kanzler Friedrich Merz (CDU) haben Streit in ihrer Koalition wegen der Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin.
Der von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD, links mit Bundeskanzler Friedrich Merz) geplante Bundeshaushalt für das kommende Jahr sorgt schon im Vorfeld für Aufsehen. (Archivbild) © IMAGO

Mit Blick auf die sogenannte Nato-Quote hieß es, im Jahr 2029 sollten 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben werden. Die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr soll vor dem Hintergrund der Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine deutlich gestärkt werden.

Polizei und Infrastruktur: Wer sich noch über Gelder freuen darf

Auch das Innenministerium bekommt mehr Geld, hier dürfen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um rund 800 Millionen auf 16 Milliarden Euro steigen, so die Rheinische Post. Gestärkt werden sollen Zivilschutz und Katastrophenhilfe sowie Bundespolizei und Bundeskriminalamt. Zudem können sich sowohl Bau- als auch Verkehrsministerium über mehr Gelder freuen – investiert werden soll vor allem in Straßen und Schienen.

Bundeshaushalt 2026: Mehr Geld für Renten, weniger fürs Bürgergeld

Den mit Abstand größten Etat erhält – wie auch zuvor – das Ministerium für Arbeit und Soziales. Dieser wächst laut Informationen der Rheinischen Post auf 197,4 Milliarden Euro, das sind 7,1 Milliarden Euro mehr als für 2025 geplant. Dabei fließen rund 127,8 Milliarden Euro an die Rentenversicherung. Stichwort Rente: Mehrausgaben hat der Bund auch durch die versprochene schnellere Ausweitung der Mütterrente, die mit Milliardenausgaben zu Buche schlägt.

Doch an anderer Stelle wird dafür im Sozialen gekürzt: Beim Bürgergeld will die Regierung demnach rund 1,5 Milliarden Euro einsparen, vorgesehen sind dafür noch 41,05 Milliarden Euro. Allerdings benötigt die Bundesagentur für Arbeit zudem wegen der hohen Arbeitslosigkeit ein Darlehen vom Bund in Höhe von 3,8 Milliarden Euro.

Pläne für den Haushalt: Gekürzt wird auch bei der Entwicklungshilfe

Gekürzt wurde auch bei den Geldern für das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Dort werden die Mittel im Vergleich zum Vorjahr um rund 330 Millionen Euro auf 9,94 Milliarden Euro verringert. Die Bundesregierung möchte zukünftig stärker auf eigene nationale Interessen schauen – obwohl sich weltweit die humanitäre Lage gerade verschlechtert.

Bundeshaushalt 2026: Kritik von Wirtschaftsweisen und humanitären Organisationen

Ein Bündnis aus 17 Organisationen kritisierte deshalb die vorgesehenen Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe. Diese Einsparungen „gefährden nicht nur lebensrettende Maßnahmen, sondern auch Deutschlands strategische Interessen und internationale Glaubwürdigkeit“, heißt es in dem Appell, den unter anderem Save the Children, Care, Brot für die Welt und Oxfam unterzeichneten. Deutschland müsse ein verlässlicher globaler Partner bleiben.

Auch sonst gibt es Kritik an der Verteilung der Gelder und der milliardenschweren Finanzierungslücke im Bundeshaushalt der kommenden Jahre. Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sagte am Dienstag (29. Juli 2025) den Sendern RTL und ntv: „Das Thema konsumtive Ausgaben, Stichwort Wahlversprechen, Mütterrente – das schlägt natürlich rein.“ Es sei fraglich, ob es, wenn das Geld dringend für Investitionen benötigt werde, „der richtige Zeitpunkt für diese Ausgabe ist“. (lma mit AFP und dpa)

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