Schmähungen, Kürzungen, Verbote: Präsident von renommierter US-Uni tritt wegen Trump zurück
Donald Trump übt Druck auf „woke“ Universitäten aus. Ein Uni-Präsident tritt nun zurück. Trumps Regierung drohte mit Entzug von Fördergeldern.
Charlottesville – Der US-Präsident Donald Trump geht aggressiv gegen angeblich zu „woke“ Universitäten vor. Den Präsidenten der renommierten University of Virginia (UVA), Jim Ryan, brachte der Druck zum Einknicken. Im Zuge der Offensive der US-Regierung gegen Diversitätsprogramme hat er seinen Rücktritt erklärt. „Ich kann keine einseitige Entscheidung treffen, gegen die Regierung zu kämpfen, um meinen Job zu retten“, sagte Ryan am Freitag (Ortszeit).
Ausgelöst wurde der Rücktritt durch ein Verfahren der US-Regierung unter Präsident Donald Trump, das sich gegen die staatliche Universität richtet. Die Hochschule stand unter Druck, weil sie an Programmen zur gezielten Förderung von Minderheiten festhielt. Die New York Times berichtete, das US-Justizministerium habe nicht nur Ryans Rücktritt gefordert, sondern der Universität auch mit dem Entzug von Hunderten Millionen Dollar an Fördergeldern gedroht – sollte er im Amt bleiben. Solchen Drohungen war beispielsweise auch Harvard schon ausgesetzt.
Alles andere wäre „selbstsüchtig“: Uni-Präsident gibt unter Trumps Druck nach
Ryan betonte, es wäre „nicht nur weltfremd, sondern würde selbstsüchtig und egozentrisch wirken auf hunderte Mitarbeitende, die ihre Jobs verlieren, Forscher, die ihre Mittel verlieren, und die hunderten Studierenden, die ihre finanzielle Unterstützung verlieren oder denen ihre Visa vorenthalten würden“, wenn er an seinem Posten festhalte und damit Fördergelder für die Hochschule gefährde. Er wäre sowieso nur noch ein Jahr im Amt geblieben, was die Entscheidung offenbar erleichtert habe.
Seit seiner Ernennung zum Präsidenten im Jahr 2018 hatte sich Ryan für eine stärkere Öffnung der Hochschule eingesetzt, insbesondere für Studierende aus benachteiligten sozialen Gruppen und sogenannte First-Generation-Students – also Personen, die als Erste ihrer Familie ein Studium aufnehmen.
Die demokratischen Abgeordneten im US-Senat, Mark Warner und Tim Kaine, verurteilten Ryans erzwungenen Rückzug scharf. Sie bezeichneten ihn als „skandalös“ und betonten, die Entscheidung sei „ein Fehler, der der Zukunft von Virginia schadet“. Während Ryan für Trump-Fans ein personifizierter Buh-Mann der angeblich zu „woken“ Universitäten geworden ist, wird der Uni-Präsident von Demokraten als „starker Anführer“ für die renommierte Universität gelobt, wie NBC News berichtete.

Druck durch Trump-Regierung kein Einzelfall: Harvard, Columbia, jetzt auch Virginia
US-Präsident Trump richtet seine Kulturkampfpolitik zunehmend auf Universitäten und andere Institutionen, die er als linksliberal einstuft. In vielen Fällen geht seine Regierung mit finanziellen Sanktionen, öffentlicher Diffamierung oder Einschränkungen für internationale Studierende gegen diese Einrichtungen vor, um Trumps Anti-Diversitätskurs durchzubringen.
Im Fokus stehen vor allem die sogenannten DEI-Programme (Diversity, Equity, Inclusion), die Menschen aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen bessere Zugänge zu Studium und akademischer Laufbahn ermöglichen sollen. Die Trump-Regierung bemängelt, dass diese Maßnahmen andere Bewerber benachteiligen könnten. Die Kritik ist allerdings fragwürdig: Im Zusammenhang mit der Förderung nach Ethnie hatte die Regierung zum Beispiel als Rassismus gegen weiße Menschen bezeichnet, ein Oxymoron.
Das US-Justizministerium hat in den vergangenen Monaten Untersuchungen zu den Zulassungs- und Anstellungspraktiken zahlreicher Hochschulen eingeleitet – darunter besonders prominent die Ivy-League-Universitäten Harvard und Columbia. Auch für die UVA könnte der Rücktritt des Uni-Präsidenten jetzt bedeuten, dass die Universität sich den Forderungen Trumps fügen muss. (lismah/AFP)