Weihnachten ist das Fest der Liebe und das soll auch für die Menschen so sein, die niemanden mehr haben. So gelingt das in Gröbenzell.
Gröbenzell – In Gröbenzell sorgen die Essenslieferanten vom Sozialdienst dafür, dass ein Festessen auf den Tisch kommt. Und an den Feiertagen gibt es außerdem noch eine extra Portion Menschlichkeit.
Marc Wolf und Georg Müller sind ein ziemlich gutes Team, nicht nur an Weihnachten. Der 35-Jährige und der 78-Jährige verstehen sich prima, und sie sind für jeden Spaß zu haben. Wenn sie Heiligabend gemeinsam arbeiten, kann es passieren, dass sie sich Nikolausmützen aufsetzen, wenn sie sich auf ihre Route durch Gröbenzell machen. Denn hier wird nicht nur Essen ausgefahren. „Wir wollen ein Lieferdienst mit Herz sein“, sagt Wolf.
Das passt schon
Und weil er selbst ein großes Herz hat, hat er in diesem Jahr an Weihnachten auf seinen Urlaub verzichtet, um seinem Spezl, Georg Müller, zu ermöglichen, bei seinen Enkelkindern zu sein. „Ich wollte sowieso nicht wegfahren, habe selbst keine Kinder, also passt das schon.“
Nun ist Wolf heuer an den Feiertagen allein im Einsatz für Essen auf Rädern, ein Angebot des Gröbenzeller ökumenischen Sozialdienstes. Das Team besteht aus 13 Leuten, einige davon sind Ehrenamtliche. Wolf ist fest angestellt. Das habe sich so ergeben. Eigentlich wollte er mal Handwerker werden, brach die Lehre aber ab. Durch Zufall kam er zum Sozialdienst. Seit zehn Jahren ist er bereits dabei, in Teilzeit, 25 Stunden die Woche, und er liebt diese Aufgabe.
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Der 100-Jährige und der Rasen
„Ich habe schon so viele beeindruckende Menschen kennengelernt“, erzählt der 35-Jährige. Frauen und Männer, die über 100 Jahre alt waren, und noch völlig selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden wohnten. Einer habe sogar noch den Rasen selbst gemäht. Natürlich braucht es Unterstützung, um das zu ermöglichen: im Haushalt und eben bei der Essenszubereitung. Und Marc Wolf ist stolz darauf, seinen Teil dazu beitragen zu können. Um Menschen ein Leben bis zuletzt in ihren eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Für ihn ist es vollkommen selbstverständlich, dass er auch mal eine Getränkekiste schleppt, Handtücher auswringt nach einem Wasserschaden oder die Terrassentür schnell repariert, immerhin hat er ja das handwerkliche Geschick.
Festessen
All diese Dinge macht er eigentlich das ganze Jahr über, wie er sagt. Aber an Weihnachten ist es noch einmal etwas Besonderes. Nicht nur, weil ein Festessen aus den Wärmeboxen geholt wird: Auf dem Speiseplan stehen Ente mit Knödeln und Blaukraut und Rindergeschnetzeltes mit Nudeln. „Und ich versuche, mir an diesen Tagen vielleicht noch ein wenig mehr Zeit zu nehmen, weil es auch nicht so viele Kunden sind.“
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Highlight des Tages
Wolf weiß, was seine Gegenwart vor allem einsamen Menschen bedeutet. „Für viele ist mein Besuch das Highlight des Tages.“ Welcher Mensch könnte da einfach das Essen hinklatschen und wieder abhauen? So, wie es seine Zeit erlaubt, versucht er neben der warmen Mahlzeit für den Bauch noch ein bisschen Nahrung für die Seele zu liefern. Ein Gespräch, ein wenig Scherzen. Wenn er zusammen mit seinem Spezl Georg Müller unterwegs ist, kann es sein, dass richtig etwas geboten ist. Dann gibt es nämlich auch noch etwas auf die Ohren: „Wir haben an Weihnachten auch schon das eine oder andere Lied angestimmt.“ Eben ein Lieferdienst mit Herz – und Rhythmus.
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