Die Penzbergerin war leidenschaftliche Bergsteigerin, bevor sie unheilbar erkrankte. Nun sammelt ihr Mann Spenden für einen speziellen Geländerollstuhl.
„Meine Frau Doro war nicht nur eine leidenschaftliche Bergsteigerin. Sie war mein bester Bergpartner: zuverlässig, mutig und voller Herz. Wir haben zusammen unzählige Touren erlebt: Klettern, Skitouren, Eisklettern, Mountainbiken. Die Berge waren unser gemeinsamer Lebensraum, unser Rückzugsort, unser Zuhause.“ So schildert Hubertus Wehrle das gemeinsame Leben mit seiner Frau. Damals, als noch alles gut war.
2006 dann die Schock-Diagnose: Nachdem die Penzbergerin auf einer ihrer Wandertouren im Karwendel mit Gleichgewicht- und Gelenkproblemen zu kämpfen hatte, bekam sie im Krankenhaus die Diagnose: Multiple Sklerose (MS). MS ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Dabei greift das körpereigene Immunsystem die schützende Hülle der Nervenfasern an und zerstört sie, was zu gestörter Signalweiterleitung führt. Mögliche Symptome sind vielfältig und reichen von Gefühlsstörungen und Lähmungen bis hin zu Sehstörungen. Die Krankheit ist derzeit nicht heilbar und verläuft oft in Schüben, wobei sich Symptome entwickeln, die nach einer Weile wieder abklingen können.
Nicht so bei der heute 61-Jährigen. Wie sie im Gespräch mit der Heimatzeitung erzählt, leide sie an einer speziellen Form der MS, bei der sich ihr Gesundheitszustand kontinuierlich verschlechtert. Doro Wehrle weiß, dass sie irgendwann in der Zukunft das Bett nicht mehr wird verlassen können.
Bis vor rund sieben Jahren habe sie noch gehen und dank spezieller Seiltechniken sogar noch klettern können. Doch mittlerweile ist die ehemalige Fachlehrerin und Mutter dreier erwachsener Kinder auf den Rollstuhl angewiesen und hat Pflegegrad 5. Mit Beginn der Pandemie, als alle Behandlungen coronabedingt ausgesetzt worden seien, habe sich ihr Zustand rapide verschlechtert. „Und plötzlich ist der Rollstuhl da gewesen.“
Aber die einst so abenteuerlustige Frau leidet nicht nur darunter, dass sie nicht mehr gehen, geschweige denn radeln, wandern oder klettern kann. Zusätzlich peinigen sie schlimme Krämpfe in den Beinen. „Sie wurden immer schlimmer und schmerzhafter.“
Krankheit schreitet unaufhörlich voran
Ihre schwere Erkrankung macht Doro Wehrles Psyche schwer zu schaffen. Aber sie kämpft dagegen an. Jeden Tag. Doch nicht nur die Schmerzen, die Angst vor der Zukunft oder das Angewiesen sein auf andere ist schwer für sie. Und sie vermisst die Berge, die für sie und ihren Mann einst ein zweites Zuhause und ein Kraftort waren.
Ein Geländerollstuhl, ein so genannter Escalador, könnte der schwerkranken Frau einen Teil ihrer Mobilität zurückgeben. Wie ihr Ehemann erläutert, gebe dieser spezielle Rollstuhl Menschen wie seiner Frau die Chance, wieder draußen unterwegs zu sein – auf Wegen, die sonst unmöglich wären. „Er würde ihr erlauben, wieder Natur zu erleben, wieder Teil unserer gemeinsamen Welt zu sein – und nicht nur darauf zu schauen.“
Eine Probefahrt habe sie bereits unternommen, erzählt Doro Wehrle. „Ich war so glücklich, plötzlich wieder überall hin zu kommen und in der Natur zu sein.“ Doch die Anschaffungskosten von rund 35 000 Euro könne das Paar nicht alleine aus eigener Kraft stemmen und von der Krankenkasse gebe es keine Zuzahlung. „Alleine schaffen wir das nicht. Deshalb bitte ich um Unterstützung“, heißt es auf dem GoFundMe-Spendenaufruf, den der 68-Jährige kürzlich ins Leben rief.
Das Gefährt würde seiner Frau noch ein paar schöne Momente in der Natur und mit Freunden schenken, bevor sich die Krankheit unweigerlich verschlechtern wird. Aber wenn es dann irgendwann soweit ist, sagt Hubertus Wehrle, werde er an der Seite seiner Frau bleiben. Denn so, wie die beiden einst beim Klettern eine Seilschaft bildeten, so bilden sie die auch in ihrem Leben.