Betonmischer und Bierlaster: Mit der Feuerwehr Ottobrunn seit 40 Jahren im Einsatz

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Lastwagen mit Senfgläsern auf der Autobahn ist in Unfall verwickelt. © Thomas Gaulke

Die Feuerwehr Ottobrunn rückt seit Jahrzehnten zu schweren Unfällen auf A8 und A99 aus. Zwischen Gefahrgut, Stauenden und tragischen Schicksalen kennt Kommandant Eduard Klas jede Tücke der Strecke.

Ottobrunn - Der Alarm schrillt durch die Halle. Sekunden später sind die Einsatzjacken angezogen, die Helme sitzen. Während sich die schweren Rolltore öffnen, sind die Motoren fahrbereit. Kurz nach der Alarmierung rollen die ersten Fahrzeuge schon vom Hof – Ziel: ein Verkehrsunfall auf der Autobahn A99. Ein andermal auf der A8.

Seitdem die Autobahn gebaut wurde, gehört die Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn zum festen Gefüge der technischen Hilfeleistung im südöstlichen Landkreis. Einer, der jeden Meter der Strecke kennt, ist Eduard Klas. Seit fast 40 Jahren ist er hier Feuerwehrmann, seit über 20 Jahren Kommandant. Seine Kinder tragen heute ebenfalls Uniform und sind im Einsatz eine feste Stütze.

Drei Lastwagen ineinander gekracht

Ein Bild, das der Feuerwehrkommandant nicht vergessen wird, stammt von einem jener typischen Einsätze auf der Autobahn. Drei Lastwagen waren aufeinandergekracht. Der letzte in der Reihe: ein Betonmischer. Dazwischen ein Lkw voller Senf. „Diesen Geruch wird man nicht mehr los“, sagt Einsatzleiter Eduard Klas. „Es hat überall nach Senf gestunken, wir hatten ihn an den Stiefeln – überall.“ Zwei Fahrer waren durch die massive Wucht des Aufpralls in ihren Kabinen eingeklemmt. Die Feuerwehrleute – allesamt Ehrenamtliche – arbeiteten fast eine Stunde mit schwerem Gerät, um die Männer zu befreien. Am Ende konnten sie beide lebend aus dem Wrack ziehen. Bei schweren Unfällen ist der so genannte Rüstzug draußen mit rund 25 bis 30 Einsatzkräften. Leider gehen nicht alle Unfälle in diesem Sinne aus.

Stauende auf Autobahn birgt große Gefahr

Verzweigungen und Verästelungen der Autobahn gehören zum Einsatzgebiet der Ottobrunner Feuerwehr. Beim Einfädeln auf den Zubringern kommt es bei Eis, Schnee und Regennässe zu Unfällen, besonders gefährlich ist das Stauende. Die Ehrenamtlichen kümmern sich im Frühling, Sommer, Herbst und Winter um Teilabschnitte am Kreuz München-Süd früher Brunnthal-Dreieck, auf einer Länge von guten 20 Kilometern. Vier Fahrspuren teilen sich. Zwei führen Richtung Salzburg weiter, zwei Richtung A995 Richtung Giesing. Die Verkehrsteilnehmer an Wochenenden wollen zumeist zu Ausflugszwecken auf die schöne Strecke nach Rosenheim. Manche Autofahrer nutzen die Gelegenheit, um erst auf dem freien Teilstück vorzufahren und ganz zum Schluss wieder einzuscheren Richtung Salzburg. Das birgt ein hohes Unfallrisiko.

Kommandant Eduard Klas
Kommandant Eduard Klas © Feuerwehr

Weiteres Merkmal der Strecke im Landkreis München: der Schwerlastverkehr mit Gefahrgut-Ladungen aller Art. „Alles Mögliche, das es auf der Welt gibt, ist bei uns auf der Autobahn unterwegs.“ Bei jedem Unfall laufen Betriebsmittel aus, Benzin, Öl. Hinzu kommen Havarien mit Melonen, Bier, Kartoffeln. Sehr ungewöhnlich war ein Pulver, genauer ein Granulat, das man in Windeln steckt. An diesem Regentag wurde das Granulat nass. Es schwoll an, sodass das Volumen sich enorm vergrößerte. Am Ende türmten sich geradezu Berge dieses Zusatzes auf. „Wir haben uns sehr gewundert, wie viel ein solches Windelpulver an Flüssigkeit aufnehmen kann.“ Viel Arbeit. Insgesamt gesehen aber ist die Feuerwehr am stärksten belastet bei Auffahrunfällen, an denen die Lastwagen beteiligt sind.

Für Gefahrgutunfälle gerüstet

Auch für Gefahrgut ist die Feuerwehr Ottobrunn gerüstet – ob chemische Stoffe oder, im Ernstfall, sogar Radioaktives. Zwar hatten die Kräfte bislang noch keinen Kontakt mit Uran oder ähnlichem, doch man ist geschult, und in einem solchen Fall stünde auch der ABC-Zug des Landkreises bereit. Meist sind es Lkw oder auch Sprinter im Auftrag von Logistikunternehmen mit brennbaren Flüssigkeiten oder Stückgut, deren Inhalte mühselig und mit Bedacht kontrolliert werden müssen. „Oft sind es ein paar 100 Liter oder Kilo, und dann müssen wir erst mal zu suchen anfangen.“ Auf einer orangen Tafel ist gekennzeichnet, dass hier Gefahrgut drinsteckt.

Die Unfallzahlen sind in den vergangenen Jahren ein wenig zurückgegangen. Kommandant Klas führt diese erfreulichen Zahlen auf die dynamische Verkehrslenkung in den Anzeigetafeln zurück. Heute kommt zumindest für die Ortskundigen das Smartphone hinzu, das Staus auf der ganzen Strecke zum Arbeitsplatz anzeigt. In den vergangenen Jahren war es rund ein Einsatz im Jahr, dass ein Lkw- oder Autofahrer eingeklemmt war. Das Thema ist für die Ottobrunner Feuerwehr aktuell, da die Baustelle ab Kirchheim Stauungen erzeugt, die bis nach Hohenbrunn reichen. „Wenn einer nicht ordentlich aufpasst und dort hinein brettert. Das ist das zumeist ein schlimmer Unfall.“

Einsatz zu Katastrophen

Die Realität auf der Autobahn ist oft schwer zu ertragen. Immer wieder müssen die Einsatzkräfte zu katastrophalen Unfällen ausrücken – auch mit Kindern. Im vergangenen Sommer kam es zu einem tragischen Zwischenfall: Eine Familie mit drei Kindern war auf dem Weg in den Urlaub, als es zum Crash kam. Ein Kind musste reanimiert werden, zwei Rettungshubschrauber landeten. In solchen Momenten wird die Autobahn vollständig gesperrt – um weiteres Unglück im dichten Verkehr zu verhindern.

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