Trotz Schneearmut: Darum muss Bayrischzell am Kinderland im Tal festhalten
Ein weißer Teppich auf grüner Flur: Diesen Anblick bot das Kinderland am Tannerfeld in Bayrischzell die meiste Zeit dieses schneearmen Winters. Warum es dennoch wichtig ist, lesen Sie hier.
Bayrischzell – Ein weißer Teppich auf grüner Flur: Diesen Anblick bot das Kinderland am Tannerfeld in Bayrischzell die meiste Zeit dieses schneearmen Winters. Ohne künstliche Beschneiung hätte sich wahrscheinlich nicht mal der Aufbau des Seillifts gelohnt. Doch warum leistet sich die Gemeinde diese isolierte Anlage im Tal, wenn weiter oben am Sudelfeld gleich mehrere Einsteigerlifte und -pisten auf Anfänger warten? Und wenige Kilometer weiter in Thiersee die Tiroler Kollegen massiv in ihr Kleinstskigebiet an den Schneebergliften investiert haben und bereits den nächsten Ausbau planen? Das haben wir den Chef der Bergbahnen Sudelfeld und zugleich Vize-Bürgermeister der Gemeinde Bayrischzell, Egid Stadler, gefragt.
Herr Stadler, gut 2,2 Millionen Euro stecken die Schneeberglifte in Thiersee aktuell in den Ausbau ihres kleinen Tal-Skigebiets. In Ihren Augen eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Familienangebote in Bayrischzell oder eher angesichts des Klimawandels mittelfristig rausgeschmissenes Geld?
Weder noch. Gerade Familien mit kleinen Kindern wollen im Winterurlaub nicht wieder ins Auto steigen müssen, um dem Nachwuchs die ersten Meter auf Ski zu ermöglichen. Daher glaube ich nicht, dass viele unserer Gäste ab sofort bis nach Thiersee fahren. Umgekehrt ist es aber entscheidend, dass wir weiter ein attraktives Angebot für diese Zielgruppe haben.
Das haben Sie ja mit dem Snuki-Kinderland an der Talstation der Waldkopfbahn, das mit einer Höhenlage von 1029 Meter zumindest etwas schneesicherer erscheint als das Tannerfeld auf rund 800 Meter.
Wir sind wirklich sehr glücklich, wie gut das Kinderland am Unteren Sudelfeld angenommen wird. Die Skischule Top on Snow, die den Bereich von uns gepachtet hat, ist in engem Kontakt mit zahlreichen Kindergärten aus den Landkreisen Miesbach und Rosenheim und holt die Kursteilnehmer auf Wunsch sogar mit den eigenen Kleinbussen ab. Entsprechend groß ist die Nachfrage. Heuer war so viel los, dass wir spontan noch einen weiteren Seillift aufgebaut haben. Dank unserer Beschneiungs- und Raupentechnik waren die Pisten auch immer top präpariert. Das ist enorm wichtig, weil wir hier den Skifahrernachwuchs von morgen gewinnen.
Das klingt so gut, dass sich zwangsläufig die Frage stellt, warum es dann noch das Tannerfeld im Tal braucht.
Ganz einfach: Es ist eine Art Werbetafel für unser Skigebiet. Eine Visitenkarte, dass Bayrischzell auch im Tal als alpiner Wintersportort wahrgenommen wird. Damit das so bleibt, müssen aber auch wir hier ein bisschen was für die Beschneiung tun. In diesem Winter haben wir eine zweite Maschine vom Sudelfeld aufgestellt, konnten das aber erst recht spät machen, weil wir sie vorher oben gebraucht haben. Damit haben wir die beste Kältephase vor Weihnachten nicht optimal nutzen können. Das haben wir jetzt Richtung Saisonende gemerkt.
Sie wollen also auch am Tannerfeld die Beschneiung ausbauen?
Die Gemeinde hat diese Fläche gepachtet und tritt auch als Betreiber auf. Wir als Bergbahnen würden aber vorschlagen, hier noch ein bisschen mehr zu machen. Gerade die ganz Kleinen, von denen viele im nahegelegenen Familienhotel Urlaub machen, machen am Tannerfeld ihre ersten Ski-Versuche, bevor sie dann hoch ins Sudelfeld gehen. Die Nachfrage ist also da.