Nuri Şahin sorgt für Ernüchterung: Keine Chance für BVB-Talente?
Beim Sieg über St. Pauli tummelte sich auf der Bank von Borussia Dortmund viel junges Talent. Chancen verteilte Trainer Nuri Şahin deshalb jedoch nicht.
Dortmund – Der Erfolg von Borussia Dortmund gegen den Aufsteiger FC St. Pauli zum Auftakt in den 7. Spieltag der Bundesliga ließ sich unter dem Stichwort ‚Arbeitssieg‘ abheften. Mit dem 2:1 bewahrte der BVB daheim eine unbefleckte Weste und zeigte Nehmerqualitäten, indem er kurz auf den Ausgleich der Siegtreffer durch Serhou Guirassy folgen ließ.
Die Leistung der Mannschaft von Trainer Nuri Şahin wischte dabei jedoch nicht sämtliche Zweifel weg, die vor der Länderspielpause durch Niederlagen beim VfB Stuttgart und Union Berlin entstanden waren. Unter den Anhängern des BVB sorgte dabei auch ein anderes Thema für Gesprächsstoff: Trotz beachtlicher Personalsorgen gab es für die Top-Talente im Kader kaum eine Chance.
Vier Top-Talente auf Dortmunds Bank, nur eines wird eingewechselt
Şahin musste auf mehrere Stammkräfte verzichten, andere Spieler schafften es nach der Länderspielpause angeschlagen nur auf die Bank. Dort nahmen deshalb unter anderem der aus der U23 hochgezogene Abwehrmann Yannik Lührs sowie die hochgelobten Talente Cole Campbell, Almugera Kabar, Filippo Mané und Kjell Wätjen Platz. Zum Einsatz kam dabei nur Wätjen, mit dessen Einwechslung Şahin in der Nachspielzeit an der Uhr drehte.
Dass trotz des Personalengpasses beim BVB nur eines von vier hoffnungsvollen Nachwuchsjuwelen mitwirken durfte, sorgte unter Fans durchaus für Ernüchterung. Immerhin ließ Şahin sogar eine seiner fünf Wechseloptionen ungenutzt. Dass ob des knappen Spielstands für die Abwehrspieler Kabar und Mané kein Platz war, lässt sich inhaltlich nachvollziehen.
BVB-Fans hatten sich unter Ricken und Şahin Trendwende erhofft
Warum Campbell nicht wenigstens für ein paar Augenblicke spielen durfte, erschließt sich nicht zwingend. Der US-Amerikaner hat in den vergangenen Monaten eine tolle Entwicklung gemacht, überzeugte im Sommer als Trainingsgast bei den Profis und zuletzt unter anderem in der UEFA Youth League und der Drittliga-Truppe des BVB. Sein Bundesliga-Debüt wäre ein verdienter Lohn gewesen.

Ärgerlich ist aus Sicht vieler Fans dabei, dass sich in den ersten Monaten unter Şahin ein Trend andeutet: Lautete die Hoffnung beim Engagement des bisherigen Chefs der Nachwuchsabteilung Lars Ricken als neuem Sportgeschäftsführer und Şahins als neuem Trainer noch, dass beim BVB wieder mehr Fokus auf den Nachwuchs gelegt wird, bestätigte sie sich bisher nicht.
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Nur Jamie Gittens hat eine klar definierte Rolle
Ricken und Şahin sind dabei selbst zwei der besten Vorbilder, die zu aktiven Zeiten als Teenager in Dortmund für Furore gesorgt haben. Trotzdem hat der Klub im Sommer mit Paris Brunner, Youssoufa Moukoko und Tom Rothe drei der am höchsten bewerteten Nachwuchsspieler der letzten Jahre abgegeben, und trotzdem spielen die Talente aus dem eigenen Stall bisher nur Nebenrollen.
Der einzige (teilweise) beim BVB ausgebildete Profi mit einer klar definierten Rolle ist bisher Jamie Gittens, der gegen St. Pauli einmal mehr als Joker den Unterschied machte und die Vorlage zum Siegtreffer von Guirassy lieferte. Die übrigen Juwelen müssen sich gedulden. „Es liegt nur an den Spielern. Wenn ein Spieler gut ist – die Tür ist offen“, hatte Şahin im Sommer erklärt.
Sahin sagte im Sommer: „Dortmund ist kein Verein, bei dem dir was geschenkt werden kann“
„So gerne ich junge Spieler einsetzen möchte, durch die Tür müssen sie selber gehen. Borussia Dortmund ist kein Verein, bei dem dir was geschenkt werden kann, das ist unmöglich“, so der Cheftrainer weiter. Trotzdem lautete die Hoffnung im Umfeld des Klubs, dass der einst mit 16 Jahren zum seinerzeit jüngsten Bundesliga-Profi aller Zeiten avancierte Şahin mehr Chancen verteilt.
Die Realität sieht bisher anders aus. Mit Blick auf das Spiel gegen St. Pauli verdeutlicht dies eine Statistik aus den Ruhr Nachrichten: Mit einem Durchschnittsalter von 28,5 Jahren schickte Şahin demnach seine bisher älteste Startelf aufs Feld. In der laufenden Saison haben nur der FC Bayern, VfL Bochum und Union Berlin schon ältere Teams aufgestellt.