Fahrlehrer erklärt, warum zurzeit so viele Motorradunfälle passieren: „Viele vertrauen auf ihr Glück“

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Übung macht den Meister: Fahrlehrer Wolfgang Gritzuhn rät jedem Biker nach dem Winter zu einem Training. © mk

Es ist ein Hobby mit Risiken: Immer wieder passieren im Tölzer Land teils schwere Motorradunfälle. Fahrlehrer Wolfgang Gritzuhn erklärt, wie es dazu kommen kann – und worauf Biker zum Saisonstart achten sollten.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Saison fing gerade erst an, da gab es schon den ersten tödlich Verunglückten. Wie berichtet starb ein 22-jähriger Österreicher an den Folgen eines Motorradunfalls am Sylvensteinspeicher. Es war einer von drei Unfällen, die sich innerhalb von nur zehn Tagen in dem Gebiet ereigneten. Auch auf der Kesselbergstraße zwischen Kochel- und Walchensee sind heuer bereits Motorradfahrer verunglückt. Fahrlehrer Wolfgang Gritzuhn überrascht das nicht. Hinter den Unfällen vermutet er eine Reihe von Ursachen. „Viele vertrauen auf die Maschine und ihr Glück“, sagt er.

Motorradfahrer sollten sich nicht auf ihr Glück verlassen: Bedingungen gerade zu Saisonbeginn gefährlich

Dass das gut geht, darauf sollten sich Biker nicht verlassen, findet Gritzuhn, der eine Fahrschule mit Standorten in Lenggries und Bad Heilbrunn betreibt. Er bietet in Zusammenarbeit mit der Kreisverkehrswacht sogenannte „Warm Ups“ für Motorradfahrer an. In den Fahrertrainings macht er die Teilnehmer fit für die Motorradsaison. Die Kurse kämen gut an, so Gritzuhn. Einige erkennen, dass sie ihr Wissen nochmal auffrischen sollten, und kämen daher regelmäßig.

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Doch es gibt eben auch Motorradfahrer, die ihre Fähigkeiten überschätzen. „Viele setzen sich aufs Motorrad und fahren direkt so wie vor dem Winter“, sagt der Fahrlehrer. Das sei gerade zu Beginn der Saison gefährlich. Auf der Fahrbahn liege dann noch Split, Kies, Staub oder Salz. Das könne dafür sorgen, dass die Reifen weniger gut haften und das Bike wegrutscht.

Experte rät: Beim Reifen des Motorrads zum Saisonstart genauer hinschauen

Grundsätzlich lohnt es sich laut dem Experten, beim Reifen genauer hinzuschauen. „Motorradreifen sind Sommerreifen“, erklärt Gritzuhn. Daher gelte es zu beachten: „Wenn der Boden noch kalt ist, ist die Haftung auch nicht so gut.“ Wichtig sei es zudem, nach der langen Standzeit des Motorrads über den Winter den Reifendruck zu überprüfen. Ein zu niedriger Luftdruck könne unter Umständen zu einem „Spontanplattfuß“ führen. Er sehe außerdem bei den Trainings oft alte Reifen.

Gritzuhn empfiehlt, auch auf die Batterie zu achten. Bei modernen Motorrädern werden darüber verschiedene Sicherheitssysteme, darunter das Antiblockiersystem (ABS) angesteuert. „Die Systeme brauchen einen Haufen Strom“, sagt der Fahrlehrer. Sei die Spannung der Motorradbatterie zu gering, könnten die Systeme im schlimmsten Fall nicht funktionieren. Generell würden die Maschinen immer leistungsstärker, was ebenfalls zu Unfällen führen könne.

„Viele Leute meinen, nach dem Führerschein braucht man nichts mehr machen“

Umso wichtiger findet es Gritzuhn, regelmäßig Trainings zu machen. Das gelte auch für ihn selbst, betont er. Gelehrt würden in den Kursen Inhalte, die über das Programm in der Fahrschule hinausgehen. „Viele Leute meinen, nach dem Führerschein braucht man nichts mehr machen.“ Dabei gebe es genügend Angebote. Vor allem im Handling beim Langsamfahren hätten einige Fahrer nach der Winterpause Defizite, beobachtet Gritzuhn. Zudem stellten die Teilnehmer viele Fragen, vor allem zum Thema Kurventechnik.

Termin fürs „Warm Up“

Samstag, 26. April, um 8.30 Uhr sowie um 12.30 Uhr an der Tölzer Eichmühle. Infos und Anmeldung unter Telefon 0171/53 4 17 03

Einige Motorradfahrer missachten allerdings ganz bewusst die Verkehrsregeln. Gritzuhn berichtet von einem brenzligen Vorfall kürzlich bei einer Fahrstunde auf der Autobahn. Der Fahrschüler sei dabei gleichzeitig links und rechts von anderen Bikern überholt worden. Bei einem Ausweichmanöver sei es beinahe zu einem Unfall gekommen. „Das sind einige wenige, die jegliche Schamgrenze verloren haben“, schimpft Gritzuhn. Diese Leute sollten, so der Experte, doch lieber auf einer abgesperrten Rennstrecke fahren. (vfi)

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