„Absolute Böswilligkeit“ – Cousin von Trump-Vize Vance kritisiert US-Regierung scharf
Die Beziehung zwischen den USA und der Ukraine ist nach dem Eklat im Weißen Haus am Tiefpunkt. Jetzt meldet sich der Cousin von Trumps Vize Vance, der selbst für die Ukraine gekämpft hat.
Es sind nur zwei Sätze des großen Wortgefechts, die das Spannungsverhältnis auf das Wesentliche herunterbrechen. Am Anfang des Streits Ende Februar im Oval Office fragt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den amerikanischen Vizepräsidenten: „Waren Sie schon einmal in der Ukraine, um sich die Probleme anzusehen, die wir haben?“ Er habe sich „Geschichten angesehen“, antwortet J.D. Vance. Und wisse, dass Selenskyj „die Menschen auf eine Propagandatour“ mitnehme. Übersetzt heißt das so viel, wie: Es braucht keine Besuche vor Ort, um sich ein Bild von dem kriegszerrütteten Land zu machen, eine Ferndiagnose reicht.
Vances Cousin wollte ihm die „Wahrheit“ von der Front in der Ukraine erzählen
Doch einer sieht das so ganz anders, er war in der Ukraine, hat sogar für sie gekämpft und das als US-Bürger. JD Vance‘ Cousin Nate Vance. Und genau er meldet sich jetzt zu dem US-Kurswechsel gegenüber der Ukraine, zu dem eskalierenden Verhalten seines Cousins zu Wort. Und vor allem zeigt er sich enttäuscht. „Sein eigener Cousin war an der Front“, sagt Nate Vance gegenüber der französischen Zeitung „Le Figaro“. „Ich hätte ihm die Wahrheit sagen können, ohne Vortäuschung, ohne persönliches Interesse. Er hat nie versucht, mehr herauszufinden.“
Nate Vance schloss sich nur drei Wochen nach der russischen Invasion in die Ukraine dem Bataillon „Da Vinci Wolves“ an. Eine Freiwilligeneinheit, die nach eigenen Angaben seit 2014 die Unabhängigkeit der Ukraine verteidigt. Vance, der ehemalige US-Marinesoldat, kämpfte in der Ostukraine bis Anfang Januar 2025, bis für ihn die Gefahr einer Gefangenschaft zu groß wurde.
20.000 Ausländer kämpfen für die Ukraine
Dass sich ausländische Soldaten ukrainischen Streitkräften anschließen, ist keine Seltenheit. Laut der „Washington Post“ sollen 20 000 Ausländer unter ukrainischer Flagge kämpfen – aus insgesamt 50 Nationen, viele aus den USA. Mal schließen sich die Kämpfer der Internationalen Legion der Ukraine an, mal anderen Teilen des Heers. Oft wird der Einsatz mit der Verteidigung des Westens und Europas begründet, aber auch von kremlfeindlichen Kämpfern aus ehemaligen Sowjet-Staaten wird berichtet. Bei Söldnern dagegen handelt es sich um eine finanzielle Motivation.
Für Nate Vance war es eine Mischung aus Neugier und Hilfsbereitschaft. Er habe gesehen, dass „Geschichte geschrieben“ werde. Davon wollte er ein Teil sein. Nur weil er auch ein Teil der Familie Vance ist, wolle er nicht hinnehmen, dass seine Kameraden getötet werden. Eigentlich dachte Nate Vance, sein Cousin würde den harten Kurs gegen die Ukraine führen, um einer bestimmten Wählerschaft zu gefallen. „Aber was sie Selenskyj angetan haben, war ein Hinterhalt absoluter Böswilligkeit“, sagt er. Damit meint der Vance-Cousin den Eklat im Oval Office. Seither hat die US-Regierung den Druck auf Selenskyj enorm erhöht, Militärhilfen gestoppt und die Weitergabe von Geheimdienstinformationen eingestellt. Für Nate Vance sind die USA „Wladimir Putins nützliche Idioten“.

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„Sie liegen falsch“ – Vances Cousin über die Ukraine-Politik der Trump-Regierung
Tatsächlich bekommt die Ukraine schon jetzt die fehlende Unterstützung zu spüren. So sei es bereits deutlich schwieriger, Ziele in Russland zu treffen, heißt es aus Regierungskreisen. Und auch die ukrainische Gegenoffensive in der russischen Grenzregion Kursk kommt ins Stocken. So hat die russische Armee drei besetzte Orte zurückerobert. Beobachter gehen davon aus, dass die Ukraine bald das seit August 2024 überraschend eingenommene Gebiet komplett verliert. Tausenden Ukrainern droht eine Einkesselung. Jetzt will Kiew die Truppen in der Region mit Soldaten und Mitteln verstärken.
Derweil gehen die diplomatischen Verhandlungen in die nächste Runde. Nate Vance hat an die US-Regierung eine Botschaft: „Donald Trump und mein Cousin glauben offensichtlich, sie könnten Wladimir Putin besänftigen“, sagt er. „Sie liegen falsch.“