Italien bricht Russland-Bann: Putins Dirigent soll auftreten – Mega-Eklat in der EU
Der russische Dirigent Valery Gergiev soll in Italien auftreten. Das sorgt für einen EU-Eklat. Der Putin-Freund darf seit Beginn des Ukraine-Kriegs eigentlich nicht auftreten.
Rom/Brüssel – Ein „kulturelles Sprachrohr für Putin und seine Verbrechen“. So betitelt Pina picierno, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments den russischen Dirigenten Valery Gergiev. Dieser soll jetzt in Italien auftreten – zum ersten Mal seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Die neue Einladung aus Italien sorgt für einen Eklat.
Geht es nach der Region Kampanien in Süditalien, soll Gergiev Ende des Monats bei einem Musikfestival dort auftreten. „Kultur darf nicht von Politik und politischer Logik beeinflusst werden“, begründet das Vincenzo de Luca, Präsident der Region Kampanien, gegenüber der BBC. Man verlange nicht, dass Künstler für Entscheidungen ihrer Regierung geradestehen. De Luca bezeichnete den Bann Europas gegen den Pro-Putin-Künstler als „einen Moment der Dummheit – einen Moment des Wahnsinns“.
Eklat um Putin-Musiker: Italien will, dass Gergiev auftritt
Doch ganz so leicht ist es im Falle von Gergiev nicht. Er gilt seit vielen Jahren als enger Verbündeter von Wladimir Putin. Vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine war er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und regelmäßiger Gast auf den Bühnen Italiens. Noch Stunden bevor die ersten Bomben auf Kiew fielen, stand er laut BBC auf der Bühne der Mailänder Scala. Als der Münchner Bürgermeister Dieter Reiter ihm ein Ultimatum stellte, sich gegen den Krieg auszusprechen, schwieg der Künstler jedoch bewusst.
Anschließend wurde Gergiev als Chefdirigent in München entlassen. Damit endeten die Auftritte in Europa. Der Dirigent ging nach Russland. Putin machte ihn zum Direktor des russischen Staatstheaters Bolschoi und des Mariinski-Theaters.
Gergiev und Putin:
Valery Gergiev gilt seit den 90er Jahren als lautstarker Unterstützer von Wladimir Putin. Er setzte sich später offen für dessen Wiederwahl ein. Zudem unterstützte er die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014. 2013 ließ Putin für Gergiev den Preis „Held der Arbeit der Russischen Föderation“ aus der Stalin-Zeit wieder aufleben. Die Auszeichnung folgte, nachdem Gergiev Putin in einem Wahlkampfvideo unterstützt hatte.
Die neue Einladung nach Italien bezeichnet Pina Picierno vom EU-Parlament deshalb als „völlig inakzeptabel“. Es gebe genug russische Künstler, „die sich von Putins krimineller Politik distanzieren“. Gergiev sei Teil der Strategie des Kremls. Als Kulturbotschafter solle er die westliche Meinung über Russland und Putin besänftigen.
Putins Dirigent soll in Italien auftreten – Entsetzen bis zum Met-Chef: „Fatales Signal“
Die ukrainische Nobelpreisträgerin Oleksandra Matviichuk bezeichnet die Einladung als „Heuchelei“. Die Stiftung des toten Oppositionsführers Alexej Nawalny forderte Italiens Regierung sogar auf, einzugreifen. Auch der Chef der New Yorker Met sieht ein „fatales Signal, denn Gergiev ist ein Werkzeug Putins“, so Peter Gelb zur Welt. Es handle sich um „kulturelle Propaganda im Namen Putins. Das muss verhindert werden“.

Und Meloni? Sie greift trotz ihrer klaren Pro-Ukraine-Haltung bislang nicht ein. Ihr Kulturministerium ist offiziell ein Unterstützer der Veranstaltung in Kampanien.
Dass es auch anders geht und wie brisant die Person Valery Gergiev ist, zeigt das Beispiel Kanada. Erst letzten Monat verweigerte Kanada Gergiev die Einreise offiziell. Zudem kündigte man an, alle seine Vermögenswerte einzufrieren. Europa vermeidet es bisher formale Sanktionen gegen Gergiev zu verhängen. Wohl auch, da dieser es bislang vermieden hat, den Ukraine-Krieg offen zu befürworten. (rjs)