Schule im Wandel: Podiumsdiskussion mit Kulturministerin Stolz in Holzkirchen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Holzkirchen
  4. DasGelbeBlatt

Kommentare

Die Podiumsdiskussion zum Thema „Treffpunkt Schule – Heute und in Zukunft“ in der Aula des Gymnasium Holzkirchen führten unter Moderation von (v.r.) Journalistin Kinza Khan, die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz (FW), die angehende Lehramtsstudentin Elisa Hensel, FOS-Schülersprecherin Cornelia Scheuerer, Gymnasiums-Schülersprecher Matthias Thaler und Martin Brunnhuber, bildungspolitischer Sprecher der FW-Fraktion im Bayerischen Landtag. © Helmut Hacker

Beim Themenabend in Holzkirchen diskutierten Schüler, Lehrer und Eltern mit Kulturministerin Stolz über Digitalisierung, Leistungsdruck und den Lehrkräftemangel.

Holzkirchen – Der Einladung von Martin Brunnhuber (FW), bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bayerischen Landtag, zum Themenabend „Treffpunkt Schule – Heute und in Zukunft“ folgten kürzlich gut 120 Schüler, Lehrer und Eltern in die Aula des Gymnasiums Holzkirchen. Nach ihrem Impulsvortrag beantwortete dabei Kulturministerin Anna Stolz (FW) Fragen auf dem Podium und aus dem Publikum.

Schule im Wandel: Digitalisierung, Leistungsdruck und Lehrkräftemangel im Fokus

Unabhängig von tagesaktuellen Themen ging Stolz in ihrem Vortrag unter anderem auf die Digitalisierung ein, die die Schulen stark verändern: „Der Mehrwert von KI und Digitalisierung muss herausgestellt und genutzt werden, dass muss aber passgenau und mit Augenmaß geschehen.“ Weil das die Schulen nicht alleine leisten können, müssen laut Stolz in diese Überlegungen immer die Eltern mit einbezogen werden.

„Digitalisierung wird die Prüfungskultur verändern, wir sind dabei, diese zu überarbeiten und haben dazu ein KI-Kompetenzzentrum aufgebaut, um zu sehen, welche Prüfungsformate es in Zukunft braucht“, sagte Stolz und hob hervor, dass in diesem Zusammenhang das viel diskutierte Thema Leistungsdruck eine Rolle spielt: „Es braucht die richtige Balance, nur herauszunehmen kann nicht die Lösung sein, zu viel Druck genau so wenig.“ Ein Ziel des Ministeriums sei es, so Stolz, junge Menschen so auch auf ihr nachschulisches Leben vorzubereiten: „Im späteren Leben gibt es so manche herausfordernde und unvorhergesehene Situation.“

Digitalisierung in der Schule: Chancen und Herausforderungen

Überdies räumt Stolz mit dem Grundsatz „je jünger, desto analoger“, der Vermittlung von Basis- und Sozialkompetenzen einen ungebrochen hohen Stellenwert ein. Bei all dem soll Sport und Bewegung für eine gute gesundheitliche und geistige Entwicklung als „wichtiges Gegengewicht“ nicht auf der Strecke bleiben. Als eine der größten Herausforderungen nannte Stolz schließlich den Lehrkräftemangel, der inzwischen alle Schularten betrifft: „Da gibt es nichts schön zu reden.“ Zudem fehle es an den Schulen von Sekretariatskräften bis hin zu Schulpsychologen an unterstützendem Personal. Angesichts der Haushaltslage sieht Stolz hier aber in naher Zukunft wenig Hoffnung auf Entspannung.

In der von der Journalistin Kinza Khan von der Akademie für politische Bildung in Tutzing moderierten Podiumsdiskussion stellten sich Stolz und Brunnhuber schließlich den Fragen von Gymnasiums-Schülersprecher Matthias Thaler (17), FOS-Schülersprecherin Cornelia Scheuerer (18) und der angehenden Lehramtsstudentin Elisa Hensel (19), die ihr Abitur 2024 abgelegt hat. Auf die Überlegung Khans, ob ein Fach Datenkunde kommen und Fächer zusammengelegt werden sollen, meinte Brunnhuber: „Wir müssen auf diese Strömungen agil reagieren können.

Neue Prüfungsformate und die Balance im Leistungsdruck

Mit dem Steuermechanismus Lehrplan, der bisher für eine Umsetzung bis zu fünf Jahre brauchte, werden wir jedenfalls bei den Themen Digitalisierung und KI nicht mehr Schritt halten können.“ Dazu hatte Matthias Thaler dann gleich einen Vorschlag: „Der Informatikunterricht sollte alle Fälle auf KI als Schwerpunkt erweitert und dafür weniger programmiert werden.“ Kluge Worte, wie Khan fand: „Der Wissenschaftler Stephen Hawking, der das 21. Jahrhundert als Zeitalter der Komplexität bezeichnete, in dem wir nur noch überleben können, wenn wir interdisziplinär denken, würde ihnen zustimmen.“

In manchen Bereichen, wie etwa Geschichte und Englisch miteinander zu lehren, sei das wie Elisa Hensel meinte gut möglich, in anderen Fächern aber „eher schwieriger.“ In diesem Zusammenhang bat Cornelia Scheuerer darum, die Lehrpläne nicht noch weiter zu verdichten.

Hier machte Stolz Hoffnung: „Genau richtig, wenn neue Themen reinkommen, dürfen die nicht immer oben drauf gesetzt werden. Die Schulen der Zukunft brauchen mehr Freiräume, um eigenverantwortlich in einem gewissen Rahmen festlegen zu können, was sozusagen Pflicht und Kür ist.“ In der offenen Fragerunde meldete sich dann unter anderen Amelie Nitsch zu Wort, die die Petition gegen unangekündigte Tests und Abfragen gestartet und dem Landtag im April fast 55.000 Unterschriften übergeben hat.

Basis- und Sozialkompetenzen: Wichtigkeit auch im digitalen Zeitalter

Sie warf Stolz vor, vor dem „Basta-Wort“ des Bayerischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eingeknickt zu sein. Das wollte die Ministerin so nicht stehen lassen: „In Bayern kann die Schulfamilie doch schon heute darüber frei entscheiden. Im Übrigen werde ich jetzt nicht einen einzelnen Aspekt des eben angesprochen Dialogprozesses zur Prüfungskultur herausziehen, sondern diesen erst geschlossen zu Ende bringen.“

Über die Wahl Brunnhubers, die Veranstaltung in Holzkirchen anzusiedeln, freute sich die Zweite Bürgermeisterin Birgit Eibl (FWG). Schließlich sei es mit langem Atem und „gemeinsamen kommunalpolitischen Willen“ gelungen, diesen bedeutsamen Schulstandort zu schaffen. Als künftige Herausforderung nannte Eibl die Ganztagesbetreuung: „Ich sehe aber in der qualifizierten Betretung ab der ersten Klasse auch eine Chance, weil ich überzeugt bin, dass die Grundlagen für ein lebenslanges Lernen in der Grundschule gelegt werden.“

Lehrkräftemangel: Eine drängende Herausforderung für Holzkirchen

Im Rahmen der Begrüßung des Holzkirchner FWG-Fraktionssprechers Torsten Hensel kam ebenfalls Jürgen Heiß, Miesbacher Schulamtsdirektor und Landesvorsitzender des Bayerischen Schulaufsichtsverbandes, zu Wort. Von Hensel nach seinen drei Wünschen befragt, nannte der Schulmann die Verbesserung der personellen Ausstattung, mehr Geschwindigkeit bei der Entbürokratisierung und schließlich, um sich „auf wenige zentrale Dinge zu konzentrieren und sich nicht zu vereinzeln“, den Blick über den Tellerrand in andere Bundesländer zu öffnen. Als positiv vermeldete Heiß, dass inzwischen das Ministerium bis zur Basis hinunter nach deren Bedürfnissen nachfragt.

Brunnhuber sagte zu, diesen Diskurs weiterhin offen und ehrlich zu führen: „Ohne jetzt konkret etwas versprechen zu können werden wir natürlich genauso Aussagen wie die des heutigen Abends mitnehmen, darüber nachdenken und sie wo möglich in Lösungen mit einarbeiten. Die müssen dann aber auch für die Schulen der Zukunft Aussicht auf Erfolg haben.“ Helmut Hacker

Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare