Ein Fahrzeug kostet 787.500 Euro: Deutsche Ukraine-Lieferung stockt – Zertifikate fehlen
Die Waffen-Lieferungen für die Ukraine laufen nach dem Ja aus den USA wieder auf Hochtouren. In Deutschland kommt dagegen ein Versprechen an Kiew nicht voran.
Flensburg - Die Waffenlieferungen für Kiew laufen wieder richtig an. Litauen hat der Ukraine in den vergangenen Tagen etwa seinen einzigen Kampfjet überhaupt geschickt, das leichte Kampfflugzeug vom Typ L-39ZA „Albatros“ mit zwei integrierten Zwillingsmaschinenkanonen.
Waffen für die Ukraine: Probleme bei geplanter Lieferung aus Deutschland
Schier unvorstellbar größer ist die Militärhilfe über 61 Milliarden Dollar aus den USA, die zuletzt vom Kongress abgesegnet wurde. Wie der britische Guardian am Dienstag (23. April) schrieb, hat ferner Großbritannien im Ukraine-Krieg jetzt ein Waffenpaket über 3,7 Milliarden US-Dollar geschnürt. Unter anderem sollen 160 gepanzerte Fahrzeuge vom Typ „Husky“ darunter sein.
Mit Blick auf ebensolche gepanzerte Transportfahrzeuge, die (bestenfalls) vor heimtückischen Minen schützen sollen, herrscht in Deutschland dagegen derzeit Rätselraten rund um eine angekündigte Waffen-Lieferung für die ukrainische Armee, die eigentlich weiter, sehr viel weiter fortgeschritten sein sollte. Davon berichtet die Bild.
Ukraine-Krieg: Deutschland wollte eigentlich Dutzende FFG MRAP liefern
Konkret: Dem Bericht nach hatten Kiew und die Flensburger Fahrzeugbau GmbH (FFG) aus Schleswig-Holstein einen Vertrag über insgesamt 400 schwer gepanzerte MRAP-Fahrzeuge abgeschlossen. Finanziert durch Berlin. MRAP steht für „Mine Resistant Ambush Protected Vehicle“, es sind also Fahrzeuge, deren Panzerung die Besatzung im Inneren selbst vor der Explosion einer Anti-Panzer-Mine schützen soll - zum Beispiel auf Straßen. Dazu passend handelt es sich demnach um den FFG MRAP, der laut des Bild-Berichtes „über ein Schutzniveau gemäß STANAG 4569 Level 2 (ballistisch) und einen Minenschutz gemäß STANAG 4569 Level 2 a+b verfügen“ soll.
Kleinere und/oder ältere Panzerabwehrgranaten, die von Russland im Ukraine-Krieg oft eingesetzt werden, könnten somit ebenfalls von der Panzerung aufgehalten werden. So zumindest die Theorie. Doch es gibt wohl reichlich Probleme bei der Realisierung des Szenarios, während zeitgleich das Kreml-Regime von Wladimir Putin abgeschossene Leopard-2-Panzer regelecht vorführen lässt. Das maßgebliche Problem: Bis 23. April wurde angeblich noch kein einziges FFG MRAP an die ukrainischen Streitkräfte ausgehändigt. Das habe das Bundesverteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) der Bild bestätigt, heißt es in dem Bericht.
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Verluste im Krieg mit Russland: Ukrainer verlieren immer mehr westliche Panzer
Ein Blick auf die Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Bundesregierung zeigte am Dienstagabend (Stand, 17 Uhr), dass tatsächlich noch kein einziges MRAP-Fahrzeug aus Flensburg unter „geliefert“ ausgelistet war, während die Ukrainer immer mehr westliche Panzer wie M1 Abrams gegen die russischen Invasionstruppen Putins auf dem Schlachtfeld verlieren.
Wie die Bild indes weiter schreibt, wurde der Lieferbeginn für die FFG MRAPs von Januar auf Mai 2024 verschoben. Somit können Kiew demnach in diesem Jahr „nur“ 100 Exemplare statt, wie ursprünglich geplant, 200 Stück übergeben werden. Dabei brauchen die Ukrainer händeringend jedes nur verfügbare MRAP, um die eigene Infanterie gegen die gefährlichen Fallen der Russen zu schützen. Deutschland hatte bereits 66 FFG APC (siehe Foto im Tweet oben) ausgehändigt, diese sind jedoch nicht so stark gepanzert und schützen deshalb auf dem Schlachtfeld „nur“ gegen Handfeuerwaffen, was teilweise heftige Kritik unter ukrainischen Militärbloggern ausgelöst hatte.

MRAP-Militär-Fahrzeuge aus Deutschland: Immense Kosten für den Ukraine-Krieg
Was bei der fristgerechten Vorbereitung der FFG MRAP schieflief, ist derzeit noch unbekannt. Dem Bericht zufolge fehlen nicht näher präzisierte Zertifikate. Eines der Fahrzeuge kostet laut Bild übrigens 787.500 Euro, also in etwa so viel wie ein neugebautes Haus mit Garten in einem als attraktiv geltenden städtischen Ballungsgebiet.
Das Gesamtvolumen des Auftrags der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP an die FFG soll bei 315 Millionen Euro liegen. Zum Vergleich: Der kanadische Rüstungsbauer Roshel kann gleichwertige MRAP-Fahrzeuge eigenen Angaben zufolge für 375.000 Euro pro Stück produzieren. (pm)