„Wir kamen ganz einfach rein“: Ukraine-Soldaten verraten, wie ihnen der Vorstoß in Kursk gelang
Die Ukraine setzt in der Kursk-Grenzregion zur Gegenoffensive an. Wohl mit wenig Gegenwehr, wie Soldaten aus dem Gebiet in Russland nun berichten.
Region Kursk – In gewisser Weise ist es auch ein kleiner Momentum-Wechsel, der sich im Ukraine-Krieg vollzieht: Die Truppen von Wolodymyr Selenskyj haben sich Anfang August überraschend übe die russische Grenze gewagt, starteten militärische Operationen im Grenzgebiet der Region Kursk. Seither überschlagen sich die Ereignisse ein wenig.
Die Offensive in der Region Kursk läuft nämlich längst weiter. Zwischenzeitlich zeigten sogar Berichte, dass ukrainische Soldaten sogar in die Region Belgorod vordrangen. Russland soll demnach auch schwere Verluste verzeichnen. Unter anderem soll die Ukraine einen Militärkonvoi, der extra zur Unterstützung von der Krim abgezogen wurde, schwer getroffen haben. Unabhängig überprüfen lassen sich die Informationen wie so oft im Krieg nicht.
Ukraine-Gegenoffensive läuft – Soldaten erklären, wie es ihnen gelang, in Region Kursk vorzudringen
Als relativ klar scheint indes, dass dem Kreml die Gegenaktion der Ukraine gar nicht ins Kriegsgeschehen passt. Wladimir Putin jedenfalls wütet indes gegen den Westen – und soll wegen deutscher Panzer, die bei der Offensive im Einsatz sind, bereits „schäumen“. Der Fokus im Krieg liegt nun jedenfalls verstärkt auf dem russischen Staatsgebiet – Selenskyj will dort mit seinen Truppen eine Art „Pufferzone“ errichten. Auf das Staatsgebiet des Feindes zu gelangen, war indes offenbar gar nicht so schwierig, wie man denken mag.
Mittlerweile sollen die ukrainischen Truppen etliche Quadratkilometer russischen Staatsgebietes unter Kontrolle gebracht haben. In Russland herrscht in den Gebieten der Notstand, ausgerufen von Wladimir Putin selbst, es fanden Evakuierungen statt. Begonnen hatte alles mit einem Grenzübertritt am 6. August. BBC hat nun mit Soldaten gesprochen, die an der Operation beteiligt waren. Einer der Soldaten, im Bericht „Accord“ genannt, sagt zur Offensive, sie sei „cool“ gewesen. Ein weiterer, genannt „Tomash“, verrät, wie es den Truppen gelang, in russischens Staatsgebiet einzufallen.
„Wir sind ganz einfach rein“: Ukraine-Truppen treffen an russischer Grenze auf kaum Gegenwehr
Man habe die „Kommunikations- und Überwachungsmittel des Feindes unterdrückt, um den Weg freizumachen“, berichtet er. Wie es im Bericht weiter heißt, habe ein anderer Soldat, der sich noch immer in Russland aufhält, der BBC via Telegram mitgeteilt, dass monatelange Planung in die Idee, Moskau zu einer Truppenverlagerung von der Front in andere Regionen zu zwingen, geflossen sei.
Das „Element der Überraschung“ sei dabei der große Vorteil der Truppen Kiews gewesen. Besonders schwer gemacht wurde ihnen der Übertritt der Landesgrenze offenbar nicht. „Wir sind ganz einfach rein, mit wenig Gegenwehr“, zitiert BBC den Soldaten weiter. Demnach seien die ersten Truppen am 6. August in der Nacht über die Grenze getreten und in verschiedene Richtungen ausgeschwärmt.
Ukraine erobert Gebiete in Russland: Soldaten sprechen von wenigen Konflikten mit Zivilisten
Extrem schnell hätten die Truppen bereits den Ort Sudscha erreicht. Auf Widerstand der Zivilisten vor Ort sei man nicht gestoßen. „Wir fassen sie nicht an, aber sie reagieren auf uns entweder negativ oder überhaupt nicht“, heißt es im Bericht des Soldaten weiter.
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Gefallen an der Offensive in Kursk scheinen offenbar weitere Soldaten der Ukraine gefunden zu haben. In einem Interview mit n-tv berichtet ein Belarusse, der auf ukrainischer Seite in der Grenzregion kämpft, er habe „mit großer Freude“ auf seinen Einsatz bei der Operation reagiert. Laut ihm seien kaum Einheimische mehr vor Ort, zahlreiche Personen seien geflohen. Auch er berichtet, dass es kaum „Konflikte“ mit Zivilisten vor Ort gebe. Plünderungen oder Ähnliches seien ihnen ohnehin verboten und stünden unter „harter Strafe“.
Ukraine-Verluste bei Kursk-Operation „fast bei null“ – aber „viele tote wehrpflichtige“ Russen
Die ukrainischen Verluste in der Region lägen dem Soldaten zufolge „fast bei null“, auch wenn es vereinzelte Verletzte und Tote gäbe. Auf russischer Seite berichtet er jedoch von „vielen toten Wehrpflichtigen“. Diese seien vor allem junge Grenzsoldaten, die schlecht vorbereitet oder kaum ausgebildet gewesen seien.
Die Gegenoffensive auf russischem Gebiet läuft derweil weiter. Augenscheinlich wirkt sie zunächst wie ein Erfolg im Kriegsgeschehen. Dennoch bleibt unklar, welche Ziele – abgesehen von Truppenverlagerungen – Selenskyj genau mit der Mission verfolgt. Ein Militärexperte fürchtet bereits, die Angriffe in Kursk könnten das „militärische Ende der Ukraine einleiten“. (han)