25 Jahre nach dem Tod von Ernst Mosch: Eine Spurensuche im Allgäu

Am morgigen Mittwoch jährt sich der Todestag von Ernst Mosch zum 25. Mal. Am 15. Mai 1999 starb der legendäre Komponist, Arrangeur und Orchesterchef, der über 40 Jahre lang mit seinen „Original Egerländer Musikanten“ und über tausend Konzerten in 42 Ländern, TV-Auftritten und Radiosendungen die Menschen begeisterte.
Germaringen/Allgäu – Ernst Mosch verkaufte 40 Millionen Tonträger und wurde mit 29 Goldenen, Platin- und mit Diamanten besetzten Schallplatten ausgezeichnet. Noch heute ist der „König der Blasmusik“ den Menschen ein Begriff. Auch in seiner Wahlheimat Allgäu. Was verschlug den jungen Ernst Mosch in unsere Region und welche Spuren hinterließ er im Allgäu?
Ernst Mosch wurde am 7. November 1925 in Zwodau bei Falkenau (heute Tschechien) geboren und begann als Achtjähriger eine Musikausbildung. 1943 wurde er zur Wehrmacht einberufen, kurz vor Kriegsende verwundet und nach Hause ins Egerland entlassen. Zusammen mit Musikerkollegen und im Gepäck Rasierpinsel und Posaunenkoffer, flüchtete er 1945, noch vor der Vertreibung der Sudetendeutschen, nach Westen und kam in Bayern an.
Seine Eltern indes wurden aus der Heimat vertrieben und wohnten seit 1955 in Epfach bei Denklingen. Für sie baute der Sohn, der inzwischen mit Auftritten in amerikanischen Jazz-Clubs, mit dem Südfunk-Tanzorchester Erwin Lehn und mit den „Original Egerländer Musikanten“ (Gründung 1956) berühmt geworden war, 1963 ein kleines Haus am Georgiberg in Untergermaringen (Lkr. Ostallgäu).
In Germaringen kreuzten sich seine Wege mit dem damaligen Gemeinderat und ab 1974 Bürgermeister Josef Kreuzer. Aber nicht nur als Kommunalpolitiker, sondern auch als ehemaliger Vorsitzender (1965-1990) und seither Ehrenvorsitzender des örtlichen Musikvereins hatte Kreuzer vielfältige Kontakte mit dem berühmten Germaringer.
So Anfang der 1980er Jahre, als er mit Mosch und dessen Kompagnon Elmar Wolf nach einem Besuch beim Notar, wo der Kauf des Grundstücks für den Musikverlag der beiden Partner in Germaringen verbrieft worden war, in einem griechischen Lokal einkehrte. Mosch ignorierte die griechischen Spezialitäten und bestellte dreimal Schweinsbraten, denn „was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.“ Als dann aber der Ober immer wieder mit griechischen, gut riechenden Speisen vorbeikam, bestellte er gleich noch einmal – diesmal griechisches Essen. Der Mosch-Musikverlag lief nur einige Jahre unter gemeinsamer Regie, ab Anfang der 1990er führte ihn Mosch allein.
Mosch-Fan auf dem Richterstuhl?
1971, erzählt Kreuzer unserer Zeitung, habe Mosch einen Bauantrag für ein zweites, nun aber deutlich größeres Wohnhaus samt Turm gleich neben dem Häuschen der Eltern eingereicht. Während die Gemeinde das Einvernehmen erteilte, lehnten das Landratsamt und die Regierung von Schwaben sowie – auf dem Klageweg – das Verwaltungsgericht Augsburg das Bauvorhaben ab. Man konnte sich mit dem Turmbau einfach nicht anfreunden. Erst das Oberverwaltungsgericht München erteilte die Genehmigung. Der Richter, so hörte man, war Mosch-Fan.
Der Turm war dem Tauben-Liebhaber Mosch wichtig. Von dort beobachtete er seine Brieftauben, die von ihren Wettkampfflügen in den heimischen Schlag zurückkehrten. Das Taubenhaus für 250 Tiere hatte er 1968 im Garten des kleinen Hauses aufstellen lassen, in dem die Eltern wohnten. „Das war fast so schön wie ein Wohnzimmer“, erzählt Kreuzer, der den Musiker hin und wieder besuchte.
Auf das Tauben-Hobby habe ihn ein Musiker seines Orchesters gebracht, erzählt Taubenzüchter Helmut Wind (81) aus Westendorf. Wind, der Mosch hin und wieder zu den Startorten seiner Tauben chauffierte, skizziert ihr damaliges Verhältnis als „gesundes Konkurrenzdenken“. Mosch sei ein geradezu fanatischer Brieftaubenzüchter gewesen. Von 1967 bis 1986 habe er Tauben besessen, zuerst Farben-, dann Brieftauben – er sei auch Mitglied im Taubenzuchtverein Kaufbeuren gewesen.
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Auch wenn der Komponist ein schönes, großes Haus gebaut hatte, wohnte er im kleinen Häuschen seiner Eltern, dessen größtes Zimmer 14 Quadratmeter maß. Das hat vielleicht etwas mit der Bescheidenheit zu tun, von der außer Kreuzer auch andere Germaringer erfuhren. Etwa, wenn sie ihn beim Einkaufen im örtlichen „Spar“ trafen. Denn „die wöchentlichen Einkäufe erledigte der Chef persönlich“, weiß Kreuzer. „Hier erlebte man seine Freundlichkeit, Zuvorkommenheit und Frohnatur.“
Wolfgang Högner, Moderator eines Gedächtniskonzertes, charakterisierte ihn einmal als offenen, bodenständigen Blasmusiker, der seinen Musikern seine Leidenschaft, aber auch den unbedingten Willen zur Perfektion glaubwürdig vermittelt habe. Diesen Eindruck bestätigt auch Helmut Wind: „Ernst Mosch war sehr umgänglich, großzügig, sehr nett in Gesellschaft und nicht abgehoben. Mit ihm konnte man reden wie mit normalen Leuten.“
Bei seinen Musikern sei er aber auch sehr genau gewesen. „Da musst Du mit der Quarzlampe hinschauen“, habe er ihm einmal gesagt, erinnert sich Wind. Ein großes Erlebnis seien die Proben der „Original Egerländer Musikanten“ im Germaringer Hof vor einer Tournee gewesen, bei denen Josef Kreuzer gelegentlich zuhörte. Dabei galt Moschs Augenmerk vor allem den Flügel- und Tenorhörnern, die Klarinetten dagegen seien „ein notwendiges Übel“.
Den „fordernden“ Mosch erlebten auch die Musiker vom örtlichen Musikverein. Kreuzer: „Unvergesslich waren die Probenabende beim Musikverein Germaringen. Wir wurden Zeugen, mit welcher Leidenschaft er bei der Sache war und welche Bedeutung er einer gleichmäßigen Phrasierung aller Register beimaß.“ Der Ton müsse „groß“ sein, zitiert er den Vollblutmusiker. Die Tenorhornisten, so der Tenorhornist Mosch, müssten sich „so breit hinsetzen, dass sie womöglich zwei Stühle besetzen!“ Wenn etwas nicht klappte, sei der Meister ärgerlich einen halben Meter hoch gesprungen. Aber, die Qualität der Kapelle wurde besser und bei der anschließenden gemeinsamen Einkehr waren alle Unstimmigkeiten vergessen. Zweimal spielte Mosch mit seinen „Original Egerländer Musikanten“ im Germaringer Festzelt – 1986 verzichtete er auf Gage.
Bei Moschs Tod weinte sogar der Himmel
Am 21. Mai 1999 wurde Mosch auf dem Friedhof an der St. Georgskirche in Untergermaringen beerdigt. „Es war die feuchteste Beerdigung, an der ich je teilgenommen habe“, erinnert sich Franz Josef Pschierer, Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbunds (ASM). „Der Himmel hatte wolkenbruchartig seine Schleusen geöffnet.“ Ein Kamerateam des Bayerischen Fernsehens habe Schutz in einem Zelt gesucht, schmunzelt Helmut Wind heute. Das mag auch der Grund dafür gewesen sein, dass es im Fernsehbeitrag hieß, die Kapelle hätte den Mosch-Klassiker „Rauschende Birken“ gespielt, tatsächlich sei es aber seine Komposition „Böhmischer Wind“ gewesen. Ernst Mosch hinterließ Frau und drei Kinder.

Seit Moschs Tod spielt der Musikverein Germaringen im Zweijahres-Rhythmus ein Gedächtniskonzert „und in unserem Programm haben wir etwa ein Drittel Mosch-Lieder“, berichtet Daniela Högner, seit 2014 Vorsitzende des Musikvereins.
Ernst Mosch hat die Blasmusik-Landschaft im Allgäu nachhaltig beeinflusst. Stücke aus seiner Feder oder seinem Repertoire gehören nicht nur in Germaringen zum Programm. Franz Josef Pschierer: „Die Kapellen im ASM haben zahlreiche Kompositionen von ihm im Repertoire. Wir verneigen uns noch heute in Dankbarkeit und Respekt vor einer großartigen Lebensleistung.“
Josef Rauch, Dirigent der Musikkapelle Friesenried, bestätigt: „Moschs Kompositionen und Arrangements sind nach wie vor im Bestand, klingen auch heute noch gut und sind Vorbild für andere Komponisten und Arrangeure.“ Monika Fleschhut, Bezirksdirigentin im ASM-Bezirk 5, meint: „Ernst Moschs Musik ist nach wie vor aktuell und spricht alle Altersgruppen an. Mit Mosch-Musik kann man nichts falsch machen.“