Wegen Nein zur Ukraine: Briten-Experte kanzelt Kanzler Scholz ab - „Jeder sagt es“

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Die USA und London öffnen mit riesigen Lieferungen ihre Waffenkammern für die Ukraine. Ein britischer Experte redet sich indes wegen Olaf Scholz in Rage.

Berlin - Es ist im Ukraine-Krieg die nächste deutliche Kritik aus dem Ausland an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Der deutsche Regierungschef hatte am Mittwoch (24. April) zum gefühlt x-ten Mal bekräftigt, dass Deutschland Kiew den Marschflugkörper „Taurus“ nicht schicken werde.

Marschflugkörper Taurus für die Ukraine? Kanzler Scholz bleibt bei seinem Nein

Das erklärte der SPD-Politiker bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak, bei dem es um weitere Militärhilfen für die völkerrechtswidrig durch Russland angegriffene Ukraine ging. Sunak hatte Anfang der Woche in London dagegen ein britisches Waffenpaket über 3,7 Milliarden Dollar vorgestellt, das unter anderem infrarotgelenkte Gleitbomben „Paveway IV“ enthalten soll.

Während etwa das kleine Litauen den Ukrainern sein letztes verbliebenes Kampfflugzeug „Albatros“ geschickt hat, hatten die USA 61 Milliarden Dollar schwere Waffen-Lieferungen für die ukrainische Armee freigegeben. Scholz bleibt beim Taurus dagegen hart, obwohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihn schon seit Sommer 2023 darum bittet. Und obwohl ein britischer Experte jetzt nachhaltig bekräftigt hat, dass mit dem deutschen Marschflugkörper die Krim-Brücke von Kreml-Autokrat Wladimir Putin sehr wahrscheinlich zerstört werden könnte.

Waffen-Lieferungen für die Ukraine: Brite lobt den deutschen Taurus

„Der Marschflugkörper Taurus ähnelt den Storm Shadows, die Großbritannien bereitgestellt hat. Aber der Taurus ist besser, weil er schwerer zu erkennen ist, weil er tiefer fliegen kann, und weil er einen deutlich clevereren Gefechtskopf hat“, erklärte der Militär-Analyst Prof. Michael Clarke vom Centre for Defence Studies (CDS) am King‘s College London bei Sky News. Er verwies auf den 480 Kilogramm schweren sogenannten Mephisto-Gefechtskopf des Taurus, der im oberbayrischen Schrobenhausen unweit von München gefertigt wird.

Der britische Storm Shadow, der im Ukraine-Krieg bisher vor allem gegen russische Einheiten auf der Krim zum Einsatz kam, explodiere am Ziel und richte dort zwar großen Schaden an, erzählte Clarke. Der Taurus könne jedoch tief in ein Ziel eindringen „und es von innen in die Luft jagen“, erklärte er: „Und somit wäre der Taurus ideal für Sachen wie Brücken. Wie die Kertsch-Brücke. Jeder sagt, dass Taurus einen Unterschied machen würde. Und Scholz möchte ihn nicht liefern, obwohl er einen Unterschied machen würde.“

Ukraine-Krieg: Storm Shadows und Scalp-EG fügen Russland schwere Verluste zu

Zum Verständnis: Die Bundeswehr soll Medienberichten zufolge 600 Taurus in ihren Beständen haben. Der 5,1 Meter lange Marschflugkörper, der 2005 in Dienst genommen wurde, soll eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern haben. Bei der deutschen Luftwaffe wird die Waffe an Tornado-Kampfjets und am Eurofighter Typhoon angebracht. Bekannt ist, dass die Ukrainer die ihnen gelieferten Storm Shadows und die deckungsgleichen französischen Scalp-EG-Marschflugkörper mit modifizierten Vorrichtungen von ihren MiG-29-Kampfjets und von ihren Su-24M-Frontbombern aus abfeuern können.

Laut Clarke ließe sich dies auch beim Taurus entsprechend umsetzen. „Der Taurus hat in etwa dieselbe Größe und dasselbe Gewicht. Aber er hat eine größere Reichweite. Scholz sagt Nein, weil er denkt, er würde weiter eskalieren, weil die Ukrainer ihn nutzen würden, um die Kertsch-Bücke zu zerstören“, meinte der britische Militär-Analyst bei Sky News. Zur Einordnung: Die Krim-Brücke wird auch als „Brücke von Kertsch“ bezeichnet.

Lasst sie die Kertsch-Brücke zerstören. Die Kertsch-Brücke ist illegal, sie dürfte nicht dort stehen.

Er an seiner Stelle würde den ukrainischen Streitkräften genau aus diesem Grund den Taurus geben. „Lasst sie die Kertsch-Brücke zerstören. Die Kertsch-Brücke ist illegal, sie dürfte nicht dort stehen. Es lohnt sich, sie (die Brücke, d. Red.) zu zerstören, weil es die russischen Kriegsanstrengungen wirklich beeinträchtigen würde. Und genau deshalb wird es Scholz nicht machen“, sagte er. Scholz hatte seine Absage an Kiew unter anderem damit begründet, dass Bundeswehr-Soldaten angeblich bei der Zielsteuerung helfen müssten, was jedoch als umstritten gilt. (pm)

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