Münchner Tierhilfe rückt Katze „Minka“ nicht heraus: Taufkirchnerin verklagt Verein
Julia Mehltretter aus Taufkirchnerin will ihre Katze „Minka“ zurück. Doch ein Münchner Tierhilfe-Verein gibt das Tier nicht heraus, da die Besitzverhältnisse ungeklärt sind.
Taufkirchen - Zu wenig Tierliebe kann man Julia Mehltretter nicht vorwerfen. Die 58-jährige Taufkirchnerin besitzt zwei Katzen, kümmert sich in Indien um Straßenhunde. Als Stewardess kommt sie häufig in diesen Teil der Welt. Wenn sie beruflich unterwegs ist, kümmern sich Nachbarn oder Bekannte um ihre Tiere zu Hause, erzählt sie. Mehltretter, geschieden, hat zwei erwachsene Kinder, ist Veganerin – und derzeit richtig sauer.
Katze ist weder gechipt noch tätowiert
Zornig ist sie auf den Münchner Verein Tierhilfe Fünfseenland. Denn der weigert sich beharrlich, Julia Mehltretter die Katze „Minka“ auszuhändigen – die gehöre ihr, so Mehltretter. Allerdings scheinen die Besitzverhältnisse derzeit unklar. Denn das zehnjährige Tier, das Mehltretter vor gut drei Monaten aufgenommen hatte, ist weder gechipt oder tätowiert noch gab es andere Eigentumsnachweise. „Die Katze wurde von ihrem Besitzer einfach zurückgelassen.“ Da sich aber die Zusammenführung mit ihren Tieren schwierig gestaltete und Mehltretter beruflich viel unterwegs ist, habe sie Minka an einen Freund, Florian Schulz in Johanneskirchen, weitergegeben. „Ich wollte Minka im Herbst, wenn ich mehr Zeit habe, wieder zu mir nehmen.“
Katze am Bahnhof gefunden
Ob es soweit kommt, ist ungewiss. „Am 7. Juli ging um 0.50 Uhr auf unserem Vereinstelefon ein Notruf ein, dass nahe der S-Bahn Haltestelle Johanneskirchen im strömenden Regen eine dreibeinige und anscheinend ziemlich verwahrloste Katze gesichtet wurde“, sagt Sophie von Boeckmann. Von Boeckmann ist Vorsitzende des Tierhilfe-Vereins. Die Katze hätte ein schlechtes Fell gehabt und sei „sehr abgemagert“ gewesen. „Sie wog 3,2 Kilo, eine Katze in ihrer Größe sollte 4,5 bis 5 Kilo wiegen.“ Das Tier habe zudem eine Zahnfleischentzündung gehabt und sei „stark verwurmt“ gewesen; hinzu kamen Flöhe und Zecken. „Wie bei jeder Fundkatze gehen wir davon aus, dass sie einen Besitzer hat und wir posten eine Fundmeldung mit Beschreibung und Foto sowie dem Fundort in den sozialen Medien sowie auf Nachbarschafts-Portalen. Ebenso meldeten wir die Katze im Tierheim München als Fundtier sowie beim Haustierzentralregister Tasso.“ Eine Vermisstenmeldung lag allerdings nicht vor, so von Boeckmann.
Seitdem ist Minka im Tierheim. Florian Schulz verwahrt sich derweil gegen den Vorwurf, er hätte sich zu wenig gekümmert: „Die Katze hatte hier gute Lebensbedingungen, davon kann sich jeder überzeugen“, erklärt er. „Sie ist ein Freigänger, ist es gewohnt draußen zu sein.“ Er wirkt am Telefon sehr bewegt. Dass der Tierschutzverein „Minka“ jetzt in einem Käfig halte, sei für ihn unerträglich.
Kontaktverbot und Klage
Julia Mehltretter hat inzwischen versucht, Eigentumsnachweise beizubringen: Unter anderem hat sie der Tierhilfe eine Bestätigung der Tages-Tierklinik Rosenheim über „die Amputation der rechten Vordergliedmaße“ vorgelegt sowie einen nachträglich aufgesetzten Schenkungsvertrag. Derlei wollen die Tierschützer bislang nicht akzeptieren, im Gegenteil. Die artgerechte Haltung der Katze scheint man weder Mehltretter noch Schulz zuzutrauen. Aber die waren hartnäckig: Unter anderem hätten sie „in der Zeit vom 10. Juli bis 6. August 38 Mal angerufen“. Mehltretter erzähle zudem ihren Bekannten und auf Social-Media-Plattformen, „wir hätten ihre Katze weggenommen. Unsere Anwältin riet zu einem Kontaktverbot, welches wir jetzt vorbereiten“, so die Tierhilfe-Chefin. Und das Amtsgericht München hat erst Anfang August einen Antrag Mehltretters „auf Erlass einer einstweiligen Verfügung“ abgelehnt. Mehltretter hat inzwischen den Anwalt gewechselt und Klage eingereicht – aufgeben geht nicht. „Die Tierhilfe soll doch froh um jedes Tier sein, das sie nicht versorgen muss.“ Mehltretter glaubt: „Es geht mittlerweile gar nicht mehr ums Tierwohl, das ist ein reiner Machtkampf.“
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Noch mehr Vorwürfe gegen Verein
Inzwischen gibt es noch andere Vorwürfe durch eine Freundin Mehltretters, die ebenfalls die Tierhilfe kontaktiert hatte: Angeblich hätte man dort die Anrufe ohne Erlaubnis mitgeschnitten. Bei der Tierhilfe Fünfseenland streitet man derlei ab: „Ich habe zum Teil mitgeschrieben, nachdem sich bei jedem Telefonat die Geschichte über die Herkunft der Katze widersprüchlich geändert hat“, erklärt von Boeckmann. Mit Mehltretter habe sie nur telefoniert, wenn Zeugen anwesend waren. Diese habe „ziemlich laut in den Hörer geschrien“. Anrufe habe sie keine aufgezeichnet.