Folgen der Huthi-Angriffe: Längere Lieferzeiten für Waren möglich

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Folgen der Huthi-Angriffe: Längere Lieferzeiten für Waren möglich

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Die Küstenwache des Jemen bei einem Einsatz im Roten Meer. Dort starten die USA die „Operation Prosperity Guardian“, um Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe zu verhindern. © KHALED ZIAD/AFP

Die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer führen dazu, dass viele Frachter lieber Umwege in Kauf nehmen. Das hat Folgen für den Welthandel – und die deutsche Wirtschaft.

Hamburg – Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer haben auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten können sie unter anderem zu längeren Lieferzeiten führen und sogar einen kleinen Anstieg der Warenpreise verursachen. Eine Situation wie während der Corona-Pandemie sei jedoch nicht zu erwarten. Ein Überblick.

Warum greifen die Huthi-Rebellen Frachtschiffe an?

In den vergangenen Wochen griffen die dem Iran nahe stehenden Huthi-Rebellen immer wieder Schiffe auf dem Weg durch die Meerenge Bab al-Mandeb mit Drohnen und Raketen an. Diese schmale Passage trennt die arabische Halbinsel von Afrika und verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden – und somit dem Indischen Ozean. Laut der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) werden zwölf Prozent des Welthandels über das Rote Meer abgewickelt.

Die Huthis, die weite Teile des Jemen kontrollieren, wollen damit Druck auf Israel ausüben wegen seines Kriegs gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas. Sie drohen, jedes Schiff auf dem Weg nach Israel anzugreifen, solange die Palästinenser im Gazastreifen nicht besser mit Hilfsgütern versorgt werden.

Westliche Kriegsschiffe, die in dem Gebiet patrouillierten, fingen mehrere Geschosse ab. Am Montag erklärten die Huthis, sie hätten zwei weitere Schiffe „mit Verbindungen zu Israel“ angegriffen, unter anderem die „Swan Atlantic“ einer norwegischen Reederei. Das Unternehmen erklärte, der Frachter habe keinerlei Bezug zu Israel.

Welche Auswirkungen haben die Huthi-Angriffe auf den internationalen Handel?

Fünf der sechs größten Schifffahrtsunternehmen der Welt kündigten an, keine Schiffe mehr durch das Rote Meer zu schicken: die dänische Maersk, die deutsche Hapag-Lloyd, die französische CMA CGM, die italienisch-schweizerische MSC und die taiwanische Evergreen. Auch der Ölkonzern BP lässt seine Tanker nun andere Routen nehmen.

Um die Passage durch das Rote Meer zu vermeiden, müssen die Frachter Afrika umrunden, was erheblich länger dauert. „Für ein durchschnittliches Schiff, das von Asien nach Europa fährt, könnte sich die Reise um sechs Tage verlängern und die Treibstoffkosten könnten sich um 300.000 bis 400.000 Dollar (366.000 Euro) erhöhen“, sagt Andreas Krieg, Professor am King's College in London. Die Route um Afrika könnte also „einen kleinen Anstieg der Warenpreise verursachen“, was sich jedoch erst in einigen Monaten bemerkbar machen werde, sagt Paul Tourret, Leiter des französischen Seehandelsinstituts ISEMAR.

Deutscher Handel: Experten rechnen mit längeren Lieferzeiten

Es zeuge von einer außerordentlichen Gefahrenlage, dass „Reedereien den Umweg von mehr als 6000 Kilometer um Afrika in Kauf nehmen“, erklärt auch Vincent Stamer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Düsseldorfer Rheinischen Post vom Donnerstag. „Es kann durchaus sein, dass vereinzelte Waren aus Asien dann mit einer Verspätung von bis zu zwei Wochen bei uns ankommen“, so Stamer.

Henning Gloystein vom Beratungsunternehmen Eurasia Group sagte gegenüber Capital: „Sollten mehrere große Containerschiffe, die derzeit umgeleitet werden, zeitnah Terminlieferungen in Deutschland gehabt haben, könnte das zu kurzfristigen, aber spürbaren Lieferengpässen um die Jahreswende und im Januar führen.“

Stamer rechnet dagegen eher nicht mit Lieferengpässen und kann auch Last-Minute-Einkäufer vor den Feiertagen beruhigen: Das, was vor Weihnachten noch eingekauft werde, sei bereits in den Lagern oder liege in den Auslagen der Geschäfte, so der Experte. Auch große Preissprünge bei den Waren müssten Verbraucher nicht befürchten.

Mit Material der AFP

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