Kreml schlägt zurück - Putin-Kritikerin Masha Gessen in Russland verurteilt

Nach Angaben des Moskauer Gerichts hat Gessen über das Massaker in Butscha berichtet, bei dem die russische Armee beschuldigt wird, während ihres Rückzugs Hunderte von Zivilisten getötet zu haben. Der Kreml weist diese Anschuldigungen trotz Beweisen vehement zurück.

Masha Gessen, die sich seit Jahren kritisch gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin äußert, lebt in den USA und ist eine prominente Figur in der LGBTQI+-Bewegung. Laut dem „Spiegel“  ist es trotz der Verurteilung unwahrscheinlich, dass Gessen inhaftiert wird, es sei denn, sie reist in ein Land mit einem Auslieferungsabkommen mit Russland.

Verbot unabhängiger Berichterstattung

Gessen wurde, nach Berichten der „Zeit“, 1967 in Moskau in einer jüdischen Familie geboren und besitzt sowohl die US-amerikanische als auch die russische Staatsbürgerschaft. Sie lebt in New York City und hat sich insbesondere durch ihr Buch „Der Mann ohne Gesicht – Wladimir Putin. Eine Enthüllung“ im Jahr 2012 einen Namen gemacht. Gessen schreibt regelmäßig für das US-Magazin „The New Yorker“ und ist für ihre scharfe Kritik an Putin bekannt.

Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 hat die russische Regierung unabhängige Berichterstattung über den Konflikt verboten und Kritik an den Streitkräften untersagt. Diese Maßnahmen sollen angeblich verhindern, dass Falschinformationen verbreitet werden. Kritiker sehen darin jedoch einen Versuch, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Weitere Verurteilungen kritischer Stimmen

Nicht nur Masha Gessen, sondern auch andere Kritiker der russischen Regierung wurden verurteilt. So wurde laut des „Spiegel“ zum Beispiel die ehemalige Stadtverordnete Jelena Kotjonotschkina in Abwesenheit zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt, weil sie ihren Kollegen Alexej Gorinow verteidigt hatte. Gorinow hatte bei einem Stadtratstreffen eine Schweigeminute für die Opfer des Ukraine-Konflikts gefordert und wurde dafür zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Kotjonotschkina konnte aus Russland fliehen und entging so der Haft.