Nach Operation „Midnight Hammer“: Iran droht Trump mit Vergeltung – Hormus als Trumpf

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Trump feiert den US-Angriff auf Irans Atomanlagen als vollen Erfolg. Doch eine Vergeltungsaktion könnte Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben.

Teheran – Es war eine historische Entscheidung, die US-Präsident Donald Trump getroffen hat. Der Angriff der USA auf Atomanlagen des Irans erfolgte überraschend, nachdem die Vereinigten Staaten eigentlich eine zweiwöchige Bedenkzeit eingeräumt hatten. „Wie Satellitenbilder zeigen, wurde ein monumentaler Schaden an den Nuklearanlagen im Iran angerichtet“, kommentierte Trump die in der Nacht auf Sonntag durchgeführte Operation „Midnight Hammer“ (zu Deutsch: Mitternachtshammer) auf seiner Online-Plattform Truth Social.

„Die größten Schäden entstanden weit unter der Erdoberfläche“, so der US-Präsident weiter. Sein Urteil über die Hilfe der USA für Israel im Krieg gegen das Mullah-Regime: „Volltreffer“.

USA greifen den Iran an – Welche Vergeltung plant Teheran für die Operation „Midnight Hammer“?

Nach dem US-Angriff stellt sich nun die Frage, wie der Iran auf die Kriegsbeteiligung Washingtons reagiert. Bereits vor dem Angriff hatte Teheran mit Vergeltungsschlägen gedroht. „Der Iran wird auf jede Bedrohung mit einer Gegendrohung und auf jede Aktion mit Gegenmaßnahmen reagieren“, schrieb die iranische Mission bei den Vereinten Nationen am 18. Juni auf X. Der iranische Verteidigungsminister Aziz Nasiradeh brachte als mögliche Vergeltungsschläge Angriffe auf US-Stützpunkte im Nahen Osten ins Spiel, wie er gegenüber Journalisten am 18. Juni erklärte.

Doch nicht nur militärische Gegenreaktionen könnten als Reaktion auf die Operation „Midnight Hammer“ beschlossen werden. Nach den Raketenangriffen aus den USA hat sich das iranische Parlament laut eines Berichts des Deutschlandfunks dafür ausgesprochen, die wichtige Schifffahrtsstraße von Hormus zu sperren. Das könnte nicht nur schwerwiegende Konsequenzen für die USA, sondern auch für Asien und Europa bedeuten.

Donald Trump und Ayatollah Ali Chamenei vor der Schifffahrtsstraße Hormus.
US-Präsident Donald Trump (l.) prahlt nach Angriffen auf iranische Atomanlagen mit einer erfolgreichen Operation. Doch Teheran könnte empfindliche Vergeltungsmaßnahmen treffen. © NASA Earth Observatory/Manuel Balce Ceneta/Iranian Supreme Leader‘s Office/AFP/dpa (Montage)

Irans Vergeltung nach US-Angriffen – Was eine Schließung der Straße von Hormus bedeuten würde

Die Straße von Hormus ist eine der zentralsten Handelsrouten für Öl- und Flüssiggastransporte in die USA, Asien und Europa. Etwa 20 Prozent des weltweiten Ölhandels werden über die Meerenge zwischen dem persischen Golf und dem Golf von Oman transportiert. Bereits vor den US-Angriffen drohte das Regime in Teheran immer wieder mit der Schließung der Schifffahrtsstraße. Wenig überraschend reagierten die Märkte empfindlich. Der Ölpreis stieg seit Beginn des Nahost-Kriegs zwischen Israel und dem Iran massiv an.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, sprang der Preis für ein Barrel Öl von vormals 65 Dollar auf 81,40 Dollar. Sollte der Iran tatsächlich die Straße von Hormus schließen, könnte allerdings ein deutlich stärkerer Anstieg der weltweiten Ölpreise bevorstehen. Die Ökonomen Robin Winkler und Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research warnten laut der Nachrichtenagentur Reuters sogar vor Preisen von bis zu 120 Dollar pro Barrel Öl.

Die Bedeutung der Straße von Hormus

Die Straße von Hormus ist eines der wichtigsten Nadelöhre des Welthandels. Durch die an ihrer engsten Stelle etwa 40 bis 55 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman passieren täglich etwa 20 Prozent des weltweit gehandelten Erdöls – rund 20 bis 21 Millionen Barrel pro Tag – sowie große Mengen Flüssiggas (LNG). Für wichtige Öl- und Gasproduzenten wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ist diese Route unverzichtbar, da Landpipelines nur einen Bruchteil der notwendigen Transportkapazität bieten. Ein Großteil der Öltransporte fließt dabei nach China. Aber auch die USA und Europa sind abhängig von dem wichtigen Transportweg.

Eine Blockade der Straße von Hormus könnte das weltweite Ölangebot schlagartig um rund 20 Prozent reduzieren. Experten warnen vor schweren wirtschaftlichen Folgen: Dazu zählen steigende Energiepreise, eine neue Ölkrise und eine Zunahme der Inflation. Die wirtschaftlichen Auswirkungen wären weltweit spürbar.

Eskalation in Nahost: EU warnt vor Schließung von Hormus-Straße – Iran-Entscheidung „extrem gefährlich“

Auch in der EU sorgt die drohende Schließung der Hormus-Schifffahrtsstraße für Sorgen. So sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas vor einem Treffen der EU-Außenminister laut Reuters, dass dieser Schritt „extrem gefährlich und für niemanden gut“ sei. „Die Sorgen vor Vergeltung und einer Eskalation des Krieges sind enorm.“

Auch China hat die Weltgemeinschaft vor schweren Folgen für die Wirtschaft gewarnt. Die Volksrepublik rufe die Weltgemeinschaft dazu auf, sich für Deeskalation einzusetzen und zu verhindern, dass die Instabilität in der Region größere Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft habe, erklärte der chinesische Außenminister Guo Jiakun in Peking.

Irans Vergeltung nach US-Angriffen – Wäre eine Sperrung der Hormus-Straße überhaupt möglich?

Der Iran scheint zwar bereit zu sein, den Schifffahrtsweg zu sperren – ob das dem Land möglich ist, ist allerdings fraglich. Die Nachrichtenseite Axios berichtet, dass Analysten der Eurasia Group mitgeteilt hätten, dass ein solches Vorgehen „unwahrscheinlich“ sei. „Die USA haben eine massive Militärpräsenz am Golf und in der umliegenden Region aufgebaut, und ein Vorgehen des Iran gegen die Meerenge würde mit ziemlicher Sicherheit eine erhebliche militärische Reaktion auslösen“, hieß es demnach in einer Mitteilung. Trotzdem sei in den kommenden Tagen mit „Schikanen“ gegen Tanker zu rechnen.

Das Analyseunternehmen Kpler mit Fokus auf Rohstoff- und Schifffahrtsmärkte erklärte gegenüber CNBC, dass sich der Iran mit einer Sperre zudem selbst schaden würde. „Es wäre eine selbst zugefügte Wunde: Die Absperrung der Meerenge würde den Rohölexport nach China stoppen und damit eine wichtige Einnahmequelle versiegen“, zitiert der US-Sender den leitenden Ölanalyst bei Kpler, Matt Smith.

Die USA reagieren ihrerseits bereits auf eine mögliche Schließung der Schifffahrtsstraße und wenden sich dazu an China. „Ich fordere die chinesische Regierung in Peking auf, sie (den Iran, Anm. d. Red.) diesbezüglich anzurufen, da sie für ihr Öl stark von der Straße von Hormus abhängig ist“, erklärte der US-Außenminister Marco Rubio am Sonntag gegenüber dem Sender Fox News. (nhi)

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