Ukraine-Elitesoldat erzählt von regelrechter Jagd auf Putins Nordkorea-Soldaten

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Nordkoreanische Truppen und die russische Armee drängen ukrainische Verbände aus der Grenzregion Kursk zurück. Ein Soldat Kiews gewährt Einblicke in die Kämpfe in Russland.

Sudscha – Die heftigen Gefechte gehen im Ukraine-Krieg weiter, während Verteidigungsexperten wie Roderich Kiesewetter (CDU) Wladimir Putin angebliche Waffenruhe-Absichten nicht abkaufen.

In Russland: Ukrainische Soldaten haben wohl Dorf in Region Belgorod besetzt

So haben die Ukrainer mehrere russische Hubschrauber mit Himars-Raketen zerstört – eigenen Angaben zufolge in der russischen Grenzregion Belgorod. Aus einer anderen russischen Grenzregion, aus Kursk, wurden dagegen die im vergangenen Sommer eingefallenen ukrainischen Verbände zuletzt wieder vertrieben. Nach monatelangen erbitterten Kämpfen mit vielen Toten auf beiden Seiten – in diesem Fall in Russland.

Mittendrin: Nordkoreanische Soldaten, die Diktator Kim Jong-un dem Kreml-Machthaber Wladimir Putin gesandt hatte. Anfang der Woche meldeten nun sowohl russische als auch pro-ukrainische Militärblogger, dass ukrainische Truppen in die Oblast Belgorod eingerückt seien und zumindest vorübergehend das Dorf Demidowka besetzt hätten.

Wladimir Putins Nordkorea-Soldaten: Ukraine-Kämpfer erzählt von Gefechten

Die Angaben lassen sich jeweils nicht unabhängig verifizieren. Während russische Blogger beim Kurznachrichtendienst X Drohnen-Aufnahmen teilten, die belegen sollen, wie verlassene ukrainische Panzer in Belgorod mit ebensolchen Drohnen ausgeschaltet werden, behaupteten ukrainische Blogger, ihre Luftwaffe habe russische Stellungen in der russischen Oblast zielgenau bombardiert. In dieser Gemengelage hat ein ukrainischer Elite-Soldat nun erzählt, wie er und seine Einheit einen von Kims nordkoreanischen Soldaten bei den Kämpfen in Russland gefangen nehmen sollten – vergeblich.

Es handelt sich bei dem Kämpfer um den ukrainischen Kommandeur mit dem Rufzeichen „Green“, der eine Spezialeinheit befehligt, die von Kiew beauftragt wurde, einen Nordkoreaner lebend in Gewahrsam zu nehmen, um diesen verhören und befragen zu können. Die ukrainische Eliteeinheit sollte sich in Tarnanzügen an einen nordkoreanischen Trupp heranschleichen, erzählte Green dem amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek. „Sie bereiteten einen Angriff auf ukrainische Stellungen in der Gegend vor. Wir näherten uns wie Geister“, schilderte Green: „Sobald sich eine Gelegenheit bot, schlugen wir zu.“ 

Ein nordkoreanischer Soldat in ukrainischer Kriegsgefangenschaft. Kim Jong-un hatte Tausende seiner Landsleute für Kreml-Autokrat Wladimir Putin (li.) in die blutigen Gefechte geschickt. © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / Newscom / EyePress / ITAR-TASS

Verluste im Ukraine-Krieg: Angeblich mehr als 4000 getötete und verwundete Nordkoreaner

„Die Schlacht verlief schnell“, erklärte Green. So habe die ukrainische Eliteeinheit die nordkoreanischen Soldaten überrascht, sodass sie in Panik geraten seien und sich zurückgezogen hätten, wird er weiter zitiert. Bei ihrem Versuch hätten sich jedoch keinen der Nordkoreaner lebend gefangen nehmen können, erzählte er. Und: Einer von Pjöngjangs Soldaten sei bei der Evakuierung durch eine andere Einheit seinen Verletzungen erlegen, schilderte er. Im Januar hatte indes der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vermeldet, dass zwei nordkoreanische Soldaten in Gefangenschaft seien.

Kiew ließ sie durch den Geheimdienst SBU verhören und veröffentlichte Fotos von zwei verwundeten sowie medizinisch versorgten Männern. Ihre genaue Herkunft ist nicht bekannt. Auch nicht, ob Greens Einheit letztlich doch an ihrer Gefangennahme beteiligt war. Und auch nicht, welche Informationen die Ukrainer (und offenbar auch die sie unterstützenden Südkoreaner) von den Männern erhielten. Laut Newsweek berichtete die Ukraine im Februar von geschätzt 4000 getöteten oder verwundeten nordkoreanischen Soldaten in der Oblast Kursk. Auch diese Informationen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die russische Armee hat die teils schwer zerstörten Dörfer und Kleinstädte in der Oblast Kursk zurückerobert - zum Beispiel Malaya Loknya.
Die russische Armee hat die teils schwer zerstörten Dörfer und Kleinstädte in der Oblast Kursk zurückerobert - zum Beispiel Malaya Loknya. © IMAGO / SNA

Ukraine-Krieg: Kiews Truppen zogen sich aus russischer Grenzregion Kursk zurück

Noch Mitte Januar hatte der südkoreanische Geheimdienst NIS geschätzt, dass bei den blutigen Gefechten um die russische Region geschätzt 300 nordkoreanische Soldaten getötet und weitere 2700 Soldaten Pjöngjangs verwundet wurden. Westlichen Einschätzungen zufolge hatte Kim Jong-un seinem Verbündeten Putin in einer ersten Welle 12.000 Soldaten geschickt. An den jüngsten Kämpfen soll amerikanischen Medienberichten zufolge nun eine zweite Welle Nordkoreaner beteiligt gewesen sein.

Wie die Washington Post (WP) etwa unter Berufung auf ukrainische Soldaten und Beamte berichtet, eroberten die vereinten russischen und nordkoreanischen Truppen am 18. März die strategisch wichtige Kleinstadt Sudscha zurück, woraufhin sich die Ukrainer aus der Grenzregion Kursk zurückzogen. Öffentliche Beweise dafür, dass die nordkoreanischen Truppen auch schon auf ukrainischem Boden gekämpft hätten, gibt es bislang nicht. (pm)

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