Iran umgeht Sanktionen: Öl-Exporte auf Rekordniveau

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Die Spannung in Nahost nehmen zu. Sanktionen sollen Irans Wirtschaft treffen, doch Teheran scheffelt Milliarden mit dem Export von Öl nach China.

Teheran – Bevor Russland die Ukraine angriff, war der Iran das am stärksten sanktionierte Land der Welt. Teheran hat also jahrelange Übung damit, Wirtschaftsbeschränkungen zu umgehen. Nach dem iranischen Großangriff auf Israel am vergangenen Wochenende wollen die EU und die USA die Sanktionen gegen Teheran weiter verschärfen. Indes liegen die Einnahmen aus Rohöl aktuell auf einem Rekordniveau. Der wichtigste Abnehmer iranischen Öls: China.

Preisnachlässe für China: Teheran und Peking stärken Handelsbeziehungen

Die Öl-Exporte des Irans liegen auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren, wie die Financial Times am Donnerstag (18. April) berichtete. Für die iranische Wirtschaft bedeutet das ein Plus von 35 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 33 Milliarden Euro. Pro Tag verkaufte Teheran in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Schnitt 1,56 Millionen Barrel pro Tag. Zum Vergleich: Laut den Analysten von Ceic lag der bisherige Höchstwert iranischer Ölexporte im Jahr 2004 bei 2,68 Millionen Barrel pro Tag. Aktuell gehen praktisch die gesamten Ölexporte des Iran nach China, hieß es vom Tracking-Dienst Kpler, der seit Jahren die Schattenflotte des Irans im Blick hat.

South Pars-Plattform Hafen Asaluyeh Süden Iran Persischer Golf
Blick auf die South Pars-Plattform im Hafen von Asaluyeh im Süden des Iran am Persischen Golf (Symbolbild). © IMAGO/Farzam Saleh / Borna News/Aksonline

Demnach bezieht Peking rund zehn Prozent seiner gesamten Ölimporte von Teheran. China ist insgesamt der wichtigste Handelspartner des Iran. Die beiden Länder hatten im März 2021 ein Abkommen unterzeichnet, um ihre „langjährige wirtschaftliche und politische Allianz zu stärken“, wie es von der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim hieß. Für Peking springt offenbar ein Discount heraus: Laut Nachrichtenagentur Reuters bekam China ein Fass Brent lange für zehn US-Dollar unter dem üblichen Preis auf dem Weltmarkt, zuletzt sank die Ermäßigung auf fünf US-Dollar pro Fass.

USA planen weitere Sanktionen gegen den Iran: Biden hat wohl auch Wahlkampf im Blick

Die zahlreichen Sanktionen des Westens gegen Teheran scheinen offenbar nicht die erwünschte Wirkung zu zeigen. Mithilfe von Öltankern, die ihre Transponder ausschalten oder manipulieren, schafft der Iran es offenbar, die Wirtschaftsbeschränkungen zu umgehen. „Trotz strenger finanzieller Beschränkungen ist es dem Iran gelungen, seine Rohölproduktion im Jahr 2022 um 140.000 Barrel pro Tag [...] zu steigern“, heiß es auch im Ölbericht 2023 der Internationalen Energieagentur IEA.

Die USA kündigten am Dienstag neue Sanktionen gegen den Iran an. Die Beschränkungen sollen sich laut am Donnerstag vom US-Finanzministerium veröffentlichten Details allerdings vor allem gegen das iranische Raketen- und Drohnenprogramm sowie die Stahl- und Autoindustrie richten. US-Finanzministerin Janet Yellen räumte vergangene Woche aber ein, dass auch „mehr zu tun“ sei, um den iranischen Handel mit Öl einzudämmen. „Die Iraner beherrschen die Kunst der Sanktionsumgehung“, sagte Fernando Ferreira von der Rapidan Energy Group der Financial Times. „Wenn die Biden-Regierung wirklich etwas bewirken will, muss sie den Fokus auf China verlagern.“

Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA könnte der US-Präsident Joe Biden aber einer Drosselung der globalen Ölversorgung zurückhaltend gegenüberstehen. „Nichts erschreckt einen amtierenden amerikanischen Präsidenten mehr als ein Anstieg der Benzinpreise während eines Wahljahres“, kommentierte Bob McNally, der ehemalige Energieberater des Weißen Hauses, unlängst. Eine aggressive Durchsetzung der Sanktionen könnte nicht nur den Ölmarkt, sondern auch die Beziehungen zwischen den USA und China destabiliseren, hieß es zudem von Kpler gegenüber der Financial Times.

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