Gefährlicher Fund in der Antarktis: Forscher entdecken Spuren von Schönheitsprodukten im Schnee

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Forscher stoßen auf rätselhafte Rückstände von Parfum und Shampoo in antarktischem Schnee – mit weitreichenden Folgen. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.

München – Die Antarktis gilt als letzter unberührter Ort der Erde – ein Symbol für Reinheit und Isolation. Doch selbst diese eisige Abgeschiedenheit ist längst nicht mehr immun gegen menschlichen Einfluss. Ein italienisches Forschungsteam untersuchte während des Sommers 2021/22 Schneeproben an 18 Standorten entlang des Rossmeeres. Was sie fanden, überraschte selbst erfahrene Umweltchemiker.

In jeder einzelnen Probe wurden chemische Rückstände entdeckt, die direkt mit Körperpflegeprodukten in Verbindung stehen – darunter UV-Filter aus Sonnencremes, künstlicher Moschus aus Parfums und Duftstoffen sowie Salicylate aus Lotionen. Diese sogenannten halbflüchtigen organischen Verbindungen stammen nicht etwa aus offensichtlichen Verschmutzungsquellen – es handelt sich vielmehr um Inhaltsstoffe aus Alltagsprodukten, die unbemerkt in die Atmosphäre gelangen und sich schließlich in der abgelegenen Antarktis niederschlagen.

Vom Drogerieregal ins ewige Eis der Antarktis

Die große Frage: Wie kommen diese Stoffe an einen Ort, der hunderte Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt liegt? Die nächste Forschungsstation – Mario-Zucchelli – konnte als Hauptquelle ausgeschlossen werden, da die chemischen Profile aus deren Abwasser nicht mit den gefundenen Rückständen übereinstimmten. Vieles deutet darauf hin, dass diese Substanzen durch atmosphärischen Transport über Tausende Kilometer herangetragen wurden – vergleichbar mit dem Weg, den einst das mittlerweile verbotene DDT genommen hat.

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Besonders brisant: Gegen Ende des antarktischen Sommers stieg die Konzentration der Chemikalien um das Zehnfache, vermutlich durch veränderte Windrichtungen, die Partikel vom offenen Ozean in das Landesinnere trugen. Diese saisonale Dynamik zeigt, wie sehr selbst entfernte menschliche Aktivitäten Einfluss auf die fragilsten Ökosysteme der Erde nehmen können – ganz ohne sichtbaren Müll, allein über die Luft.

Das Parfum unserer Gegenwart hinterlässt selbst in der Antarktis Spuren

Die Entdeckung zeigt auf alarmierende Weise: Unser moderner Lebensstil hinterlässt Spuren, selbst dort, wo keine Menschen leben. Die im Schnee gebundenen Duftstoffe, UV-Filter und Konservierungsmittel sind nicht das Resultat von Industrieunfällen, sondern das Nebenprodukt alltäglicher Pflegeprodukte – scheinbar harmlos, aber allgegenwärtig. Die Antarktis fungiert damit nicht mehr nur als Klimaarchiv, sondern zunehmend als Sensor für die chemische Gegenwart der Menschheit.

Forscher sind in der Antarktis auf seltsame Dinge gestoßen (Symbolbild). © picture alliance/dpa/Matthias Jaggi/SLF | Matthias Jaggi/SLF

Die Studie wirft eine dringende Frage auf: Wie sehr unterschätzen wir die globale Verbreitung unserer Konsumrückstände – und welche Langzeitfolgen könnten daraus entstehen? Denn was heute als leiser Abdruck im Schnee erscheint, könnte morgen schon als dauerhaftes Zeichen menschlicher Überformung in der letzten Wildnis des Planeten stehen.

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