Tsunami-Warnung nach massivem Erdbeben im Pazifik: Evakuierungen auf Hawaii – Sorge in Japan

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Massives Erdbeben im Pazifik: Erste Tsunami-Wellen in Japan, Chaos in Russland – Evakuierungen auf Hawaii

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Das wohl stärkste Erdbeben seit der Katastrophe von Fukushima 2011 sorgt für Tsunami-Alarm im Pazifikraum. Erste Gebiete wurde von meterhohen Flutwellen getroffen.

Update vom 30. Juli, 8.20 Uhr: Die Behörden in Hawaii haben als Reaktion auf ein schweres Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka sämtliche Häfen der US-Pazifikinsel geschlossen. Die Küstenwache erteilte zudem Handelsfahrzeugen, die Kurs auf hawaiianische Häfen genommen hatten, die Anweisung, in sicherer Entfernung vor der Küste zu verbleiben.

Parallel dazu laufen in Japan Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der havarierten Atomanlage Fukushima Daiichi. Der Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) reagierte auf die Tsunami-Warnung mit der sofortigen Evakuierung aller vor Ort tätigen Arbeiter. Gegenüber der Japan Times bestätigte das Unternehmen, dass sich sämtliche Mitarbeiter in höher gelegene Regionen in Sicherheit gebracht haben.

Die Vorsichtsmaßnahmen wecken Erinnerungen an die Katastrophe vom 11. März 2011. Damals erschütterte ein verheerendes Erdbeben den Nordosten Japans, gefolgt von einem gewaltigen Tsunami. Die Naturkatastrophe führte zum Ausfall der Kühlsysteme im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi. In mehreren Reaktoren kam es daraufhin zu Kernschmelzen.

Erste Tsunami-Wellen erreichen Japan: Heftiges Erdbeben setzt Pazifik-Staaten in Alarmbereitschaft

Erstmeldung vom 30. Juli, 8 Uhr: Petropawlowsk-Kamtschatski - In der russischen Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski brach nach dem gewaltigen Erdbeben am Mittwochmorgen (30. Juli) das pure Chaos aus. Menschen rannten barfuß und verängstigt ins Freie, während Kleiderschränke umstürzten und Autos über die wackelnden Straßen rutschten. Die Gewalt des Bebens war so stark, dass die Infrastruktur teilweise schwer beschädigt wurde. Das Strom- und Telefonnetz brach in einigen Gebieten komplett zusammen.

Ein hefitges Erdbeben vor der russischen Insel Kamtschatka hat in mehreren Ländern zu Tsunami-Warnungen geführt. Aufnahmen aus Russland zeigen erste Schäden. Auch auf Hawaii und in Japan wurden Menschen vorsorglich evakuiert. © AFP

Möglicherweise stärkstes Erdbeben seit Fukushima: Widersprüchliche Angaben zur Erdbebenstärke

Die dramatischen Szenen waren die Folge eines der stärksten Erdbeben der vergangenen Jahre. Das Beben ereignete sich etwa 130 Kilometer vor der dünn besiedelten Küste Kamtschatkas in beträchtlicher Tiefe unter dem Meeresboden. Laut diversen Erdbebendiensten, darunter dem italienischen INGV, gab es bereits mehrere Nachbeben, das stärkste mit einer Magnituden von 6,9.

Die russische Katastrophenschutzbehörde teilte mit, ein Tsunami habe die Hafenstadt Sewero-Kurilsk getroffen und überflutet. 2000 Einwohner seien in Sicherheit gebracht worden. Die Behörden der Region Sachalin riefen für die Inselgruppe der Nordkurilen den Notstand aus. Aufnahmen aus Severo-Kurilsk auf den Kurilen vor der Küste Russlands zeigen Gebäude, die vom Meerwasser überflutet sind, wie die New York Times berichtet. Die russischen Behörden haben für zwei der Kurilen-Inseln, Paramushir und Shumshu, eine Tsunami-Warnung herausgegeben.

Die verschiedenen Forschungseinrichtungen weltweit melden unterschiedliche Werte für die Stärke des Bebens. Während das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam die Stärke mit 7,8 angibt, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass zunächst 7,9 und korrigierte später auf 8,7. Das INGV berichtete am Mittwochmorgen (Stand: 7.30 Uhr) von einem Beben der Stärke 8,6. Die US-Erdbebenwarte USGS hingegen registrierte eine Magnitude von 8,8 - was es zum weltweit stärksten Beben seit der verheerenden Katastrophe von Fukushima im März 2011 machen würde.

Erste Tsunami-Wellen erreichen Japan

Während in Kamtschatka noch die Aufräumarbeiten laufen, erreichen bereits die ersten Auswirkungen des Bebens andere Pazifikregionen. Immer höhere Flutwellen treffen die nordjapanischen Küstenregionen. An den Küstenabschnitten der nördlichen Präfektur Hokkaido sowie in der nordöstlichen Präfektur Iwate wurden bereits Wassermassen mit einer Höhe von 60 Zentimetern gemessen, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtet.

Die Lage könnte sich dramatisch verschlechtern. Japanische Behörden haben die Bevölkerung vor möglichen Tsunamiwellen gewarnt, die eine Höhe von bis zu drei Metern erreichen könnten. Die aktuellen Messwerte geben Anlass zur Sorge, da sich Tsunamiwellen häufig nicht auf einmal in voller Stärke entwickeln, sondern in mehreren Stufen anwachsen können. Auch in China rechneten Behörden mit bis zu einem Meter hohen Wellen und „Schäden in bestimmten Küstengebieten Chinas.“

Tsunami-Alarm bis nach Hawaii, Alaska und sogar Südamerika

Die Auswirkungen des Bebens reichen weit über die unmittelbare Umgebung hinaus. Selbst tausende Kilometer vom Epizentrum entfernt bereiten sich Menschen auf mögliche Auswirkungen vor. Das US-amerikanische Tsunami-Frühwarnsystem warnte vor Wellen von bis zu drei Metern Höhe, die die Küste Hawaiis erreichen könnten. Auch in Mexiko, Peru und Ecuador gab es örtliche Warnungen

.„Es ist ein Tsunami entstanden, der entlang der Küsten aller Inseln des Bundesstaates Hawaii Schäden verursachen könnte. Es sollten dringend Maßnahmen zum Schutz von Leben und Eigentum ergriffen werden“, heißt es in einer Warnung der hawaiianischen Behörden. Sie forderten Küstenbewohner auf, die gefährdeten Gebiete sofort zu verlassen oder in mindestens zehnstöckigen Gebäuden Schutz zu suchen. Für die Westküste Alaskas wurde ebenfalls eine Tsunami-Warnung erlassen. Bereits am 20. Juli hatte ein Erdbeben der Stärke 7,5 die Region um die US-Inseln erschüttert. (jm/dpa)

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