Das Gesicht der Handy-Mutter nach dem Freibad-Vorfall vergesse ich nicht

Ein Schwimmbad ist kein Kino. Kein TikTok-Studio. Und ganz sicher kein Ort, an dem Kinder im Wasser unbeobachtet bleiben dürfen, weil die Eltern lieber aufs Display starren. Trotzdem ist genau das Alltag geworden. Überall sieht man Menschen, die mit dem Handy in der Hand am Beckenrand stehen, während ein Kind direkt daneben untergehen könnte – unbemerkt.

Darum sage ich es klar: Wir brauchen ein Handyverbot im Schwimmbad. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt.

Sicherheit zuerst – nicht Selfies

Wer Kinder ins Wasser lässt, trägt Verantwortung. Ertrinken passiert leise, ohne Schreien, ohne Drama. Sekunden entscheiden. Aber Sekunden gibt es beim Scrollen nicht. Da ist man weg, gefangen in Reels und Chats. Manche glauben, sie hätten ihr Kind „im Blick“, weil sie nebenbei hochschauen. Wir wissen es besser: Diese Sekunden können tödlich sein.

Ein Handyverbot mag unbequem klingen. Aber ist es unbequemer, als sein Kind im Wasser zu verlieren?

Schutz vor Fotos und Videos

Handys sind nicht nur ein Aufmerksamkeitskiller. Sie sind auch ein Risiko für alle, die sich im Bad frei bewegen wollen. Immer wieder erwischen wir Jugendliche, die andere heimlich filmen oder fotografieren. Mädchen in Bikini, Kinder beim Spielen, Frauen beim Sonnenbaden.

Ralf Großmann wuchs im Schwimmbad auf und lebt Bäderbetrieb seit Kindheitstagen. Auf H2ohero.de teilt er seine Erfahrung aus deutschen Bädern – authentisch, alltagsnah und mit Herz für Sicherheit und Qualität. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Das ist nicht nur respektlos – es zerstört das Gefühl von Sicherheit. Wer will sich noch wohlfühlen, wenn er jederzeit damit rechnen muss, auf TikTok oder in einer WhatsApp-Gruppe zu landen?

Ein Schwimmbad lebt von Vertrauen. Wer sein Handtuch ausbreitet, will keine Angst haben, gefilmt zu werden.

Freiheit hört dort auf, wo sie andere gefährdet oder verletzt.

Natürlich sagen manche: „Das ist meine Freiheit, ich darf mein Handy überall benutzen.“ Aber Freiheit hört dort auf, wo sie andere gefährdet oder verletzt. Es geht hier nicht um das Recht, Selfies zu machen. Es geht um das Recht von Kindern, sicher zu sein. Es geht um das Recht aller, sich ungestört im Bad bewegen zu können.

Darum wäre ein Handyverbot kein Verlust – es wäre ein Gewinn. Mehr Nähe, mehr Blickkontakt, mehr echte Momente.

Ich erinnere mich an eine Situation, die mich geprägt hat: Ein Junge, vielleicht sieben Jahre alt, geht im Nichtschwimmerbecken unter. Die Mutter sitzt keine fünf Meter entfernt – Kopfhörer auf, Handy in der Hand. Sie merkt nichts. Erst als wir reinspringen, versteht sie, was gerade passiert ist. Ihr Gesicht vergesse ich nicht.

Und dann die andere Seite: Zwei Jugendliche, die ein Mädchen am Beckenrand filmen. Sie merkt es nicht, bis wir einschreiten. Die Eltern sind fassungslos, das Mädchen weint. All das wegen eines Handys.

Wie ein Verbot von Handys im Freibad funktionieren könnte

Ein Handyverbot klingt radikal – aber es ist machbar. Andere Regeln setzen wir schließlich auch durch. Glasflaschen, Drogen, Hunde – alles verboten, alles kontrolliert.

  1. Klare Hausordnung: Schon am Eingang sichtbar machen, dass Handys im Bad nicht genutzt werden dürfen.
  2. Aufbewahrung: Wer möchte, kann sein Gerät in Schließfächern mit Lademöglichkeit verstauen – sicher und praktisch.
  3. Kontrollen: Bademeister und Security achten wie bei anderen Regeln darauf, dass Verstöße geahndet werden. Wer sein Handy dennoch am Beckenrand nutzt, wird verwarnt oder im Extremfall des Bades verwiesen.
  4. Technische Lösungen: In manchen Ländern gibt es bereits Störsender, die Kameras blockieren.

Es geht nicht darum, Menschen zu schikanieren. Es geht darum, Kindern das Leben zu sichern und allen Gästen ein unbeschwertes Gefühl zu geben.

Ein Ort für Menschen, nicht für Geräte

Ein Handyverbot wäre ein Versprechen: Das Schwimmbad gehört den Menschen. Den Kindern, die spielen. Den Eltern, die endlich wieder hinsehen. Den Jugendlichen, die Sport machen statt scrollen.

Und vielleicht erleben wir dann wieder das, was das Bad eigentlich ausmacht: Gespräche statt Chats, Blicke statt Likes, echte Momente statt Stories.

Manche Besucher würden sich zweimal überlegen, ob sie kommen, wenn sie ihr Handy nicht benutzen dürfen. Das ist auch gut so – denn ein Bad ist kein Filmset.

Fazit: Handys raus aus dem Schwimmbad

Es geht nicht um Technikfeindlichkeit. Es geht um Verantwortung. Wir können uns keine Kompromisse leisten, wenn es um Kinderleben und Privatsphäre geht. Darum sage ich: Handys raus aus dem Schwimmbad. Wer Wasser und Sonne genießen will, braucht kein Display.

Lasst uns wieder hinschauen. Auf unsere Kinder. Aufeinander. Auf das, was wirklich zählt.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.