Wetterexperte im russischen Staats-TV: „Ideale Bedingungen“ für Atomschlag gegen die Nato
Wolkig bis heiter – mit Aussicht auf einen Atomschlag gegen die Nato: Selbst der Wetterbericht ist im russischen Staatsfernsehen nun offenbar politisch.
Moskau – Der russische Meteorologe Evgeny Tishkovets dramatisierte vergangene Woche einen Wetterbericht im russischen Staatsfernsehen. Im Gespräch mit dem russischen Staatspropagandisten Wladimir Solowjow schwadronierte Tishkovets über günstige Luftströmungen für einen Atomschlag und die Notwendigkeit einer „Eskalation“, um die Leben russischer Soldaten im Ukraine-Krieg zu retten. Außenpolitikexperten im Westen mahnen, sich von russischen Drohungen nicht beeindrucken zu lassen.
„Und jetzt zum Wetter“: Meteorologe hält Luftströmungen für „ideal“ für Atomschlag gegen die Nato
Das Wetter ist eines der beliebtesten Smalltalk-Themen. Der Meteorologe Evgeny Tishkovets brachte es im russischen Staatsfernsehen nun fertig, aus dem eigentlich unverfänglichen Thema eine Atomdrohung an die Nato zu machen. „Und nun zum Wetter“, hieß es in der Sendung des führenden Staatspropagandisten Solowjow – und die Schalte zu Tishkovets begann. Während im Bild die Vorhersage für die russische Hauptstadt Moskau eingeblendet war, sagte der Meteorologe, das Wetter sei „ideal“ für die Durchführung von Atomschlägen gegen die Nato. Einen entsprechenden Ausschnitt teilte die US-amerikanische Redakteurin mit ukrainischen Wurzeln und Gründerin des Russian Media Monitor, Julia Davis, auf der Plattform X (vormals Twitter).
Die Luftströme gingen derzeit nicht wie üblich von West nach Ost, sondern von Osten nach Westen, erklärte Tishkovets weiter. „Die radioaktiven Wolken werden in Richtung der Länder ziehen, die Waffen und Söldner in den Kampf gegen unsere Armee schicken“, so der Meteorologe laut der Übersetzung des Portals Russian Media Monitor. Der Tod von russischen Soldaten sollte nicht „der Preis für den Sieg“ sein. Deshalb solle man zu einer „höheren Eskalationsstufe“ übergehen, so die Empfehlung des Wettermoderators, der früher auch im russischen Militär tätig war.
Russische Staatspropaganda versucht, Konflikt mit Nato heraufzubeschwören
Die Nato sei „schon bereit für einen Krieg mit Russland“, behauptete der Staatspropagandist Solowjow daraufhin in der Sendung. Der TV-Moderator war auch in der Vergangenheit wiederholt durch aggressive Rhetorik und Drohungen mit Atomschlägen auf den Westen aufgefallen. Offenbar bezugnehmend auf das abgehörte Gespräch von vier Bundeswehr-Generälen sagte der TV-Moderator weiter: „Die Taurus-Lieferungen an die Ukraine bedeuten nicht nur Angriffe auf die Kertsch-Brücke, sondern auch auf den Kreml [...].“ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich jedoch klar gegen eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen.
Zuletzt hatte der russische Präsident Wladimir Putin den Westen erneut vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. „Sie sollten endlich begreifen, dass auch wir über Waffen verfügen, die Ziele auf ihrem Territorium treffen können“, sagte der Kremlchef in seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation. Er warf dem Westen vor, die Gefahr eines Nuklearkonflikts heraufzubeschwören. Militärexperten raten indes, sich von diesen Drohungen nicht einschüchtern zu lassen. Laut CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter sei „kein Nukleareinsatz zu erwarten“. Der Experte mahnte, sich „nicht zu Opfern“ von Putins Rhetorik machen zu lassen. „Wir dürfen uns davon nicht beeindrucken lassen“, betonte auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD).