China und Trump wollen Grönland: Karte zeigt, was die Insel den Großmächten zu bieten hat
Grönland im Fokus: Trumps und Pekings Drängen auf die Arktisinsel offenbart einen Kampf um seltene Erden, Öl und strategische Schifffahrtsrouten
Nuuk – Die Arktis wird zum Schauplatz eines globalen Machtpokers: US-Präsident Donald Trump drängt erneut auf eine Übernahme Grönlands – und eine nun veröffentlichte Karte offenbart, warum die riesige Insel im Fokus der USA und Chinas steht. Neben ihrer strategischen Lage birgt Grönland immense Rohstoffvorkommen, die für die grüne Energiewende, Hightech-Industrien und militärische Schlüsseltechnologien unverzichtbar sind. Doch der Widerstand vor Ort wächst.
China und Trump wollen Grönland: Karte zeigt, was die Insel zu bieten hat
Laut einer Analyse der Newsweek verfügt Grönland über 25 der 34 von der Europäischen Union als „kritisch“ eingestuften Rohstoffe. Darunter fallen seltene Erden wie Neodym und Praseodym, die für Elektromotoren, Windturbinen und Drohnen benötigt werden, sowie Metalle wie Lithium, Kobalt und Nickel, die für Batterieproduktion essenziell sind. Die Newsweek-Karte markiert besonders die südlichen Regionen der Insel als Hotspots dieser Ressourcen.
Doch der Zugriff auf diese Schätze ist komplex: „Grönlands Rohstoffreichtum stößt auf infrastrukturelle Grenzen, Umweltauflagen und politische Debatten“, erklärt Eldur Ólafsson, CEO des Bergbauunternehmens Amaroq Minerals, gegenüber Newsweek. Eine 2023 veröffentlichte Studie unterstreicht, dass die Insel über potenziell 31 mineralische Rohstoffe verfügt – darunter 17 seltene Erden. Doch nur wenige Firmen wie das US-Unternehmen Critical Metals besitzen die Kapazitäten, diese abzubauen.
„Druck ausgeübt“: US-Beamte wollte Verkauf von Bergbauprojekt in Grönland an China verhindern
Ein Beispiel ist die Übernahme des grönländischen Bergbauprojekts Tanbreez durch Critical Metals im Jahr 2024. Wie CEO Tony Sage gegenüber Reuters bestätigte, zahlte das Unternehmen lediglich fünf Millionen Dollar in bar und 211 Millionen in Aktien – ein Bruchteil der Angebote chinesischer Konkurrenten.
„US-Beamte übten Druck aus, um einen Verkauf an China zu verhindern“, so Sage in der Newsweek. Kritiker verweisen zudem auf Verbindungen von Critical Metals zur Trump-Administration: Cantor Fitzgerald, eine von Handelsminister Howard Lutnick geführte Investmentfirma, ist drittgrößter Anteilseigner.
Geopolitisches Schachspiel rund um Grönland: USA vs. China – und Russland
US-Vizepräsident JD Vance verschärfte während seines Besuchs auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik am 28. März die Rhetorik und sagte laut Newsweek: „Russland und China zeigen ein beispielloses Interesse an arktischen Schifffahrtsrouten und den Ressourcen der Region. Wenn Amerika nicht führt, werden es andere tun – zum Nachteil der freien Welt.“ Die USA fürchten, dass China seine Dominanz über seltene Erden – 70 Prozent der globalen Produktion – noch weiter ausbauen könnte, während Russland bereits Kooperationen mit Peking in der Arktis vorantreibt.
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Russlands Präsident Wladimir Putin betonte bei einer Rede in Murmansk am 27. März: „Die Arktis gewinnt an strategischer Bedeutung – leider eskaliert hier auch der geopolitische Wettkampf.“ Er verwies auf den Ausbau des Transarktischen Transportkorridors, der an Grönland vorbeiführt und durch den Abbau von Rohstoffen weiter an Bedeutung gewinnen soll.
Chinesische Experten kontern, die USA instrumentalisierten gezielt Bedrohungsnarrative. Li Haidong, Professor an der China Foreign Affairs University, erklärte der Global Times: „Washingtons Beschwörung einer ‚chinesisch-russischen Gefahr‘ dient nur dazu, eigene Machtambitionen zu tarnen. Diese imperialistische Mentalität untergräbt die regelbasierte Weltordnung.“
Trumps Agenda: Sicherheit, Ressourcen und „America First“
Für Trump ist Grönland ein zentraler Baustein seiner „America First“-Politik. Wie die New York Times berichtet, sieht er die Insel als Schlüssel zur nationalen Sicherheit: Mit dem Ausbau des Pituffik-Stützpunkts plant die Regierung ein „Golden Dome“-Raketenabwehrsystem, inspiriert von Israels Iron Dome. Gleichzeitig sollen arktische Schifffahrtsrouten wie die Nordwestpassage – 40 Prozent kürzer als die Strecke durch den Suezkanal – unter US-Kontrolle kommen.
Doch Trumps Interesse ist auch ökonomisch getrieben: „Grönland könnte die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen brechen und Amerika kritische Mineralien-Souveränität geben“, betonte Harvey Kaye von US Critical Materials in einer Stellungnahme zu Trumps Rohstoff-Executive Order in Newsweek. Die Insel verfügt zudem über geschätzte 13 Prozent der globalen unentdeckten Öl- und 30 Prozent der Gasvorkommen, die durch schmelzendes Polareis zugänglicher werden.
Grönland könnte die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen brechen und Amerika kritische Mineralien-Souveränität geben.
Grönlands Widerstand gegen Trumps Ambitionen: „Wir sind nicht verkäuflich“
Trotz der internationalen Begehrlichkeiten lehnt Grönlands Bevölkerung eine Übernahme durch die USA mehrheitlich ab. Eine Umfrage von CBS News zeigt: 85 Prozent der Bewohner lehnen einen Anschluss an die USA ab. „Er kann uns nicht einfach nehmen“, sagte etwa der grönländische Elektriker Daniel Rosing gegenüber CBS. Premierminister Mute B. Egede nannte indes den Besuch der US-Delegation um Vance „aggressiv“ und betonte: „Wir sind nicht verkäuflich.“
Auch Dänemark, das Grönland seit 1721 verwaltet, reagiert empört. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen wies Vances Vorwürfe, Dänemark vernachlässige die Arktissicherheit, als „unfair“ zurück und verwies auf Investitionen in Schiffe und Drohnen. „Wir sind ein verlässlicher Verbündeter“, betonte sie laut der Global Times.
Umweltdilemma in Grönland: Rohstoffe vs. Nachhaltigkeit
Grönlands Regierung steht vor einem Zwiespalt: Zwar könnte der Bergbau die Wirtschaft ankurbeln und die Unabhängigkeit von Dänemark beschleunigen – doch Umweltschützer warnen vor den Folgen. 2021 verbot die Insel den Uranabbau, doch US-Firmen drängen auf Lockerungen. „Die grönländischen Gesetze sind ein Hindernis“, räumt Ólafsson ein. Zudem fehlt es an Straßen, Häfen und Energieinfrastruktur, um Großprojekte umzusetzen.
Klar ist: Trumps Grönland-Initiative spiegelt den weltweiten Kampf um Ressourcen und Einflusszonen wider. Doch Experten wie Ryan Kiggins von der University of Central Oklahoma warnen gemäß Newsweek vor den Kosten: „Die aggressive Verhandlungsstrategie könnte Amerikas diplomatisches Ansehen beschädigen – gerade wenn Vertrauen entscheidend ist.“ Während China und Russland ihre Arktis-Allianz festigen und Washington unverhohlen auf die riesige Insel blickt, bleibt unklar, ob Grönland seinen Rohstoffreichtum autonom nutzen oder zum Spielball der Großmächte werden wird.