Meloni in Italien vor Gericht: Ministerpräsidentin wehrt sich gegen Skandal-Videos
Ein Mann muss sich vor Gericht wegen manipulierter Videos verantworten. Dort tragen die Pornodarstellerinnen das Gesicht von Italiens Regierungschefin.
Rom – Ministerpräsidentin Giorgia Meloni steht in Italien vor Gericht. Allerdings ist sie dabei nicht die Angeklagte, sondern die Klägerin. Sie wehrt sich gegen gefälschte Sex-Videos, bei denen ihr Gesicht auf den Körper von Pornodarstellerinnen kopiert wurde.
Italien: Meloni wehrt sich im Prozess auf Sardinien gegen Skandal-Videos
Die Vorsitzende der ultrarechten Partei Fratelli d‘Italia (Brüder Italiens) will mit einer Klage gegen zwei Männer einen Schadenersatz von 100 000 Euro durchsetzen, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag berichtete. Zu dem Prozess auf der Mittelmeerinsel Sardinien werde Meloni, die sich selbst „Ministerpräsident“ nennt und „Mann des Jahres“ ist, am 2. Juli persönlich erscheinen, hieß es von ihrer Anwältin. Bei einem Erfolg werde Meloni das Geld an einen Fonds zur Unterstützung von Frauen spenden, die Opfer von männlicher Gewalt wurden.
Das Verfahren richtet sich bislang gegen einen 40 Jahre alten Mann, der auf Sardinien lebt. Kommende Woche soll ein Richter darüber entscheiden, ob auch gegen dessen 73-jährigen Vater Anklage erhoben wird. Meloni will sich der Klage anschließen. Die Ermittlungen waren bereits 2020 in der Stadt Sassari in Gang gekommen. Dem Sohn wird zur Last gelegt, mit Hilfe einer Video-Software Pornodarstellerinnen das Gesicht Melonis verpasst zu haben. Die Filme waren nach Angaben der Ermittler über eine US-Website monatelang im Internet zu sehen und wurden auch millionenfach angesehen.
Prozess auf Sardinien: Meloni will in Italien eine Botschaft „an alle Frauen“ senden
Die Klage der Ministerpräsidentin wurde auch damit begründet, dass Meloni eine Botschaft senden wolle „an alle Frauen, die Opfer einer solchen Art von Machtmissbrauch sind, keine Scheu davor zu haben, Anzeige zu erstatten“. Die Fratelli-Vorsitzende regiert seit Oktober 2022 in Rom an der Spitze einer Dreierkoalition. Die Videos wurden offensichtlich zu einer Zeit manipuliert, als sie noch in der Opposition war.
Es ist nicht der einzige Grund, weshalb Meloni in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen sorgte. Die italienische Ministerpräsidentin, der jüngst Regierungs-Vize Matteo Salvini in die Parade gefahren ist, wurde zudem am vergangenen Wochenende offenbar Opfer eines Hackerangriffs. Demnach wurde ihr Instagram-Profil am Sonntagabend gehackt und kurzfristig außer Gefecht gesetzt.
Abseits des Prozesses in Italien: Ministerpräsidentin Meloni wurde Opfer eines Hackerangriffs
Während die rechte Politikerin nach einem Besuch in Ägypten nach Rom zurückflog, wurde nach einem Cyberangriff auf ihrem Profil eine Story und ein Post mit den Worten „Grazie Elon, free Btc!“ und dem Bild eines gefälschten Profils des US-Unternehmers Elon Musk veröffentlicht, berichteten italienische Medien übereinstimmend. Mit der Abkürzung „Btc“ ist wohl die Kryptowährung Bitcoin gemeint gewesen.
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Das Problem ließ sich aber offenbar nach ein paar Minuten wieder bereinigen. In der Zwischenzeit gingen jedoch die veröffentlichten Bilder der gefälschten Inhalte bereits in den Sozialen Medien viral.
Hackerangriffe in Italien: Zahl der Cyberattacken steigen rasant
Dennoch ist die Hackerattacke in Italien nur ein Beispiel von vielen. Das Land am Mittelmeer gerät zunehmend ins Fadenkreuz von Cyberkriminellen. Im Jahr 2023 nahm die Zahl der Angriffe um 65 Prozent zu, mehr als die Hälfte davon hatte kritische oder schwerwiegende Folgen. Im Rest der Welt wurde hingegen „nur“ ein Anstieg von 12 Prozent verzeichnet. Angesichts der Kriegsszenarien haben sich Hacker-Angriffe weltweit fast verdreifacht, 47 Prozent richteten sich gegen Italien, geht aus einem veröffentlichten Bericht von Clusit, dem italienischen Verband für Informatik-Sicherheit hervor.
Der am häufigsten angegriffene Sektor in Italien war 2023 der Regierungs- und Militärsektor mit 19 Prozent der Angriffe, was einem Anstieg von 50 Prozent gegenüber 2022 entspricht, gefolgt von der Industrie: 13 Prozent aller Angriffe, plus 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie die Autoren des Clusit-Berichts betonten, ist Italien vor allem Opfer von sogenannten DDoS-Attacken, also Hackerangriffen, die Websites lahmlegen. Sie machten 36 Prozent der Gesamtzahl der Vorfälle im Jahr 2023 aus. (mit Material der dpa)