Hypersexualität: Ursachen, Symptome und Lösungen

Sexsucht ist immer wieder ein Thema in Filmen und Serien, wobei sowohl die Komplexität der Sucht als auch die damit verbundenen menschlichen Dramen dargestellt werden. Filme wie "Shame" oder "Don Jon" bieten Einblicke in das Leben von Menschen, die mit dieser Sucht kämpfen. Aber ab wann gilt man als sexsüchtig? Und wie lässt sich Hypersexualität behandeln?

Was ist Hypersexualität?

Hypersexualität ist ein Zustand, der durch ein gesteigertes sexuelles Verlangen und zwanghaftes sexuelles Verhalten gekennzeichnet ist. Menschen, die unter Hypersexualität leiden, erleben intensive sexuelle Impulse und Fantasien, die sie nicht kontrollieren können. Dies führt zu wiederholtem sexuellem Verhalten, das so stark ausgeprägt sein kann, dass andere Lebensbereiche wie Arbeit, Beziehungen und Gesundheit vernachlässigt werden.

Symptome einer Hypersexualität

Die Symptome von Hypersexualität können vielfältig sein und beinhalten:

  1. Unkontrollierbare sexuelle Fantasien und Impulse
  2. Übermäßiges Masturbieren
  3. Häufig wechselnde Sexualpartner
  4. Exzessiver Konsum von Pornografie
  5. Sexuelle Aktivitäten stehen im Mittelpunkt des Lebens

Der Leidensdruck, den Betroffene erleben, ist oft immens. Gefühle von Scham, Schuld und Selbstverachtung sind häufig und können zu weiteren psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen führen. Der soziale Rückzug und die zunehmende Isolation verstärken den Leidensdruck zusätzlich.

Ab wann ist man sexsüchtig?

Um als sexsüchtig zu gelten, müssen die Symptome über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen und einen erheblichen Leidensdruck oder Funktionsverlust in wichtigen Lebensbereichen verursachen. Die Betroffenen fühlen sich oft unfähig, ihr Verhalten zu kontrollieren, trotz negativer Konsequenzen.

Ursachen einer zwanghaften Sexualverhaltensstörung

Die Ursachen von Hypersexualität sind komplex und multifaktoriell. Biologische, psychologische und soziale Aspekte spielen dabei eine Rolle. Dazu gehören:

  1. Neurobiologische Ungleichgewichte, insbesondere im Dopamin-System des Gehirns
  2. Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder bipolare Störungen
  3. Traumatische Erlebnisse und fehlende Bindung in der Kindheit
  4. Einfache Verfügbarkeit von pornografischen Inhalten

Wie kommt es zu einer Hypersexualität?

Hypersexualität kann sich schleichend entwickeln. Oft beginnt es mit einem erhöhten Interesse an Sexualität, das nach und nach außer Kontrolle gerät. Der schleichende Beginn und die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle führen dazu, dass Betroffene immer mehr Zeit und Energie in sexuelle Aktivitäten investieren.

Negative Folgen der Sexsucht

Die Folgen einer Sexsucht können schwerwiegend sein und verschiedene Lebensbereiche betreffen:

  1. Beziehungsprobleme und Isolation
  2. Berufliche Schwierigkeiten und Leistungsabfall
  3. Finanzielle Probleme durch Ausgaben für sexuelle Dienstleistungen
  4. Gesundheitliche Risiken wie sexuell übertragbare Krankheiten

Diagnose und Therapie von Hypersexualität

Die Diagnose von Hypersexualität erfordert eine gründliche Anamnese und klinische Bewertung. Ein Facharzt oder Psychotherapeut kann durch Gespräche und gegebenenfalls standardisierte Fragebögen die Diagnose stellen. Eine effektive Therapie besteht oft aus einer Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Behandlung.

Psychotherapeutische Ansätze

  1. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Fokus auf die Identifikation und Änderung negativer Denkmuster und Verhaltensweisen
  2. Psychodynamische Therapie: Untersuchung unbewusster Prozesse und Konflikte
  3. Gruppentherapie und Selbsthilfegruppen: Unterstützung durch den Austausch mit Betroffenen

Medikamentöse Behandlung

  1. Antidepressiva zur Stabilisierung der Stimmung
  2. Hormontherapien zur Reduktion sexueller Impulse
  3. Mood Stabilizer zur Behandlung komorbider psychischer Störungen

Die Prognose für Menschen mit Hypersexualität ist unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der Bereitschaft zur Therapie und der Unterstützung durch das Umfeld. Viele Betroffene sehnen sich nach einem normalen Leben, in dem Sexualität einen gesunden und ausgeglichenen Platz einnimmt.

Ansprechpartner und Therapieangebote

Betroffene und ihre Angehörigen können Unterstützung und Hilfe bei verschiedenen Stellen finden:

  1. Hausärzte und Fachärzte (z.B. Psychiater, Sexualmediziner)
  2. Psychotherapeuten mit Spezialisierung auf sexuelle Störungen
  3. Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Sexaholiker
  4. Beratungsstellen und Suchtberatungsstellen

Fazit

Hypersexualität ist eine ernstzunehmende Sucht, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Eine rechtzeitige Diagnose und eine umfassende Therapie können helfen, das Verhalten zu kontrollieren und die Lebensqualität wiederherzustellen. Betroffene sollten nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich über die vielfältigen Therapieangebote zu informieren.

Über Dr. med. univ. Matyas Galffy

Dr. med. univ. Matyas Galffy ist Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sowie Personzentrierter Psychotherapeut. Er studierte Humanmedizin und Klinische Neurowissenschaften an der Medizinischen Universität Innsbruck und absolvierte dort seine Facharztausbildung mit Schwerpunkt Psychosomatik. Neben einer Spezialisierung in fachspezifischer psychosomatischer Medizin hält der unter anderem Diplome in Palliativmedizin und spezieller Schmerztherapie. Zuletzt war er als ärztlicher Leiter der Spezialsprechstunde für Angst- und Zwangsstörungen an der Universitätsklinik Innsbruck tätig. Seither ist er als niedergelassener Arzt in Tirol und Niederösterreich tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Angststörungen, Schmerzstörungen und Psychotraumatologie.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.