Westdeutscher Möbelhersteller ist insolvent – schwerer Schritt nach 30 Jahren
Ein Möbelhersteller aus Westdeutschland ist insolvent. Ein Grund dafür sind deutlich gestiegene Kosten. Vorerst läuft der Betrieb weiter.
Herford – „Die finanziellen Reserven schwinden“: Dieses düstere Fazit zog Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, im Juni 2025. Immer mehr Betriebe würden in „ernste Schwierigkeiten“ geraten. Zuletzt traf es ein Industrieunternehmen mit Tradition, eine wichtige Spedition und einen Maschinenbauer. Jetzt muss auch ein Unternehmen aus Herford die Reißleine ziehen.
Insolvenz bei Möbelhersteller – Personal zu teuer?
Im Detail geht es um die GELA-FORM Möbel GmbH & Co. KG, die in Herford sitzt. Offenbar sind Liquiditätsschwierigkeiten der Grund dafür, warum das Unternehmen in die Insolvenz gehen musste. Die Personalkosten seien zu stark gestiegen, vor allem für Leiharbeitnehmer, außerdem hatte das Unternehmen viel Geld in eine noch nicht funktionstüchtige Photovoltaik-Anlage gesteckt. Das jedenfalls teilte die PLUTA Rechtsanwalts GmbH mit, die den vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. André Wehner stellt.

Aus diesem Grund beantragte das Unternehmen die Insolvenz beim Amtsgericht Bielefeld. Im Rahmen des Verfahrens soll nun eine Sanierung stattfinden. Die GELA-FORM Möbel GmbH & Co. KG beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter, deren Weiterarbeit nicht gefährdet sei. Der Geschäftsbetrieb laufe weiter. „Die Lohn- und Gehaltsansprüche der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld bis August 2025 uneingeschränkt gesichert“, teilte ein Sprecher von PLUTA auf Anfrage durch IPPEN.MEDIA hin mit.
30 Jahre Geschichte – Möbelhersteller geht wegen „herausfordernder“ Auftragslage in die Insolvenz
Die GELA-FORM Möbel GmbH & Co. KG existiert bereits seit 1995. Sie hat sich auf die Herstellung von folienbeschichteten Fronten und Formteilen für den Küchen-, Bad- und Dielenbereich spezialisiert.
„Die Ausgangslage ist herausfordernd. Unser Fokus liegt derzeit darauf, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, um die Kundenaufträge zu erfüllen“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. André Wehner dazu. „Hierzu führen wir umfassende Verhandlungen mit den Kunden, Lieferanten und Banken. Im zweiten Schritt werden wir sämtliche Sanierungsoptionen prüfen und Investoren ansprechen, um das Unternehmen möglichst zu erhalten.“
Auch GELA-FORM-Geschäftsführer Ralf Schwertner spricht von schwierigen Rahmenbedingungen. „Wir mussten handeln“, hieß es in einer Unternehmensmeldung. Jetzt hofft Schwertner, dass im Rahmen des Verfahrens eine Lösung für das Unternehmen möglich ist.
Warnung vor Groß-Insolvenzen – für 2025 steht eine Steigerung bevor
Eine große Überzahl der Insolvenzen, die täglich bekannt werden, betrifft mittlere und kleine Firmen. Das heißt jedoch nicht, dass die Großkonzerne immun sind. Die Unternehmensberatung Falkensteg sprach am 7. Juli 2025 auch hinsichtlich der Großinsolvenzen eine Warnung aus. Für das Gesamtjahr 2025 stehe eine Steigerung der Großinsolvenzen bevor. Der Auslöser dafür seien strukturelle Defizite. Darunter nannte Falkensteg die überbordende Bürokratie, hohe Steuern und Fachkräftemangel am Standort Deutschland.
„Die psychologische Komponente spielt derzeit eine große Rolle, viele Unternehmen und Investoren hoffen auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, doch bisher bleibt es beim Glauben und Hoffen. Die positive Entwicklung der Konjunkturdaten könnte jedoch kurzfristig für eine gewisse Entspannung gegen Ende des Jahres sorgen“, sagt Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt dazu.