Fünffach-Mama mit Kampfgeist: Nicole Goldenbogen lässt sich von Widrigkeiten nicht unterkriegen
Nicole Goldenbogen ist Mama von fünf Kindern, darunter Zwillinge. Entsprechend hoch sind die Stromkosten der alleinerziehenden Holzollingerin.
Holzolling – Freundliches Lächeln, wacher Blick, jugendlicher Teint: Dass das Leben Nicole Goldenbogen übel mitgespielt hat, sieht man der 46-Jährigen nicht an. Und so empfindet sie es auch nicht: „Ich bin dankbar für das, was ich habe“, sagt die Mutter von fünf Kindern im Alter von 15 bis 22 Jahren, darunter Zwillingsbuben.
Dazu gehört, dass sie dem Tod im Frühjahr 2012 von der Schippe gesprungen ist. Nicole Goldenbogen lag zu diesem Zeitpunkt mit einer Rippenfellentzündung im Krankenhaus. Seit ihrer letzten Schwangerschaft leidet sie an Diabetes, war schon vor ihrem Klinikaufenthalt immer wieder krank gewesen. Aber sie hatte nicht auf die Alarmsignale ihres Körpers gehört. Als vollzeitnah arbeitende Fünffach-Mama mit einem Mann, der beruflich meist im Ausland war, hatte sie sich keinen Moment der Schwäche erlaubt. „Ich habe 32 Stunden wöchentlich als Hauswirtschafterin in einer Kita gearbeitet, nach der Arbeit meine Kinder eingesammelt, die dann noch Hausaufgaben machen mussten, und geputzt und gewaschen hatte ich auch noch nicht“, sagt sie rückblickend.
Lebensgefahr
Im Krankenhaus ging es ihr plötzlich schlecht: „Erst dachte ich, ich brauche einfach Schlaf, aber dann habe ich doch nach der Schwester geklingelt.“ Ihre Rettung. Goldenbogen bekam sofort über einen zentralen Venenkatheter Antibiotikum, Adrenalin und weitere Medikamente verabreicht – eine akute Sepsis bedrohte ihr Leben. „Es war ein Brennen, das vom Kopf zu den Füßen wanderte wie ein Schauer. Wäre ich nicht so fertig gewesen, ich hätte vor Schmerzen geschrien“, erinnert sie sich. „Ich dachte, jetzt sterbe ich hier ganz allein.“
Soweit kam es nicht. Aber die Erfahrung hat Spuren hinterlassen: Nicole Goldenbogen ist erwerbsunfähig und bezieht Erwerbsminderungsrente. Davon bezahlt sie die Miete für die 100-Quadratmeter-Wohnung sowie die Stromkosten. 158 Euro monatlich beträgt der Stromabschlag. Das ist mehr als die tatsächlichen monatlichen Stromkosten, aber Nicole Goldenbogen hat sich bewusst dafür entschieden, auf diese Weise ein Guthaben bei ihrem Stromanbieter anzusparen: „Ich muss jährlich eine Nebenkostenabrechnung in Höhe von circa 1500 Euro stemmen, da schaffe ich nicht auch noch eine hohe Stromnachzahlung.“
Kämpfernatur
Es kommt der gelernten Metzgereifachverkäuferin zugute, dass sie wirtschaften kann. Denn ihre Mittel sind knapp. Von ihrem Mann, der ihr immer wieder untreu geworden war, lebt sie seit sieben Jahren getrennt. Unterhalt für die Kinder, die – abgesehen vom Ältesten – weiterführende Schulen besuchen, zahlt ihr Ex-Mann nicht. Doch Nicole Goldenbogen gehört nicht zu den Menschen, die lamentieren. Sie ist zupackend. Das Taxi zum Beispiel, das einen ihrer Söhne regelmäßig ins Pflegeheim nach Feldkirchen-Westerham bringt, wo der FOS-Schüler sein verpflichtendes Sozialpraktikum absolviert, hatte sie sich mit zahlreichen Anrufen vom Kultusministerium bis zum Landratsamt erkämpft: „Alle Kinder haben das gleiche Recht auf Bildung“, argumentierte sie. Eine passende öffentliche Verkehrsverbindung zwischen Holzolling und Feldkirchen besteht nicht, und ein Auto hat Nicole Goldenbogen auch nicht. Darunter sollte die Ausbildung ihres Sohnes nicht leiden.
Die Wohnung der Familie hat sie sich mit gebrauchten Möbeln gemütlich und geschmackvoll eingerichtet, das Sofa aus zwei Bettkästen selbst gebaut. Auch sämtliche Elektrogeräte in ihrem Haushalt sind gebraucht – vom Kühlschrank über den Fernseher und Backofen bis zur Waschmaschine und Mikrowelle, die gerade kaputt gegangen ist. „Auch der Wäschetrockner steht nur noch zu Deko-Zwecken im Bad“, sagt sie lachend – Goldenbogen nimmt es mit Humor.
Solidarität
Woher sie ihre Stärke nimmt? Nicole Goldenbogen hat eine Freundin, auf deren Unterstützung im Alltag und in Krisensituationen sie zählen kann: „Sonst würde ich das wohl nicht schaffen“, sagt sie. Umgekehrt ist Goldenbogen für ihre Freundin und deren Kinder da, wenn Hilfe erforderlich ist. Nicole Goldenbogen ist ein solidarischer Mensch, der nicht wegschaut, wenn andere Unterstützung brauchen. So ist es für sie selbstverständlich, den Senioren des Pflegeheims in Feldkirchen-Westerham einen kleinen Weihnachtswunsch zu erfüllen. „Mit Socken oder einer Schachtel Mon Cherie kann man ihnen eine Freude machen“, weiß Nicole Goldenbogen.
Meine news
Vielleicht kann auch sie bald von der Solidarität anderer profitieren: Wie berichtet, unterstützt die Spendenaktion „Leser helfen Lesern“ heuer unter anderem das Caritas-Projekt „EnergiePlus“, in dessen Rahmen ein Energieberater prüft, ob sich der Stromverbrauch von Haushalten wie dem der Familie Goldenbogen senken lässt. Unter bestimmten Voraussetzungen kann dann mithilfe von Spenden aus der Aktion ein Austausch von stromfressenden Alt-Elektrogeräten gegen energieeffiziente erfolgen. Das könnte der Mama von fünf Kindern helfen, ihre Stromkosten zu senken. bst
Die Spendenaktion Leser helfen Lesern
Begünstigte
Heuer profitieren der Förderverein Oberland Hospiz, der in Bad Wiessee den Bau eines Hospizes realisiert und für die bedarfsgerechte Einrichtung auf Spenden angewiesen ist. Außerdem fördern wir ein
Projekt der Caritas, die im Rahmen eines neuen Beratungsangebots Geringverdienern auch den Austausch stromfressender Elektrogeräte ermöglichen will.
Spendenkonto 13 300
Spenden können auf das Konto 13 300 bei der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (BLZ 711 525 70), IBAN: DE04 7115 2570 0000 0133 00
eingezahlt werden – persönlich in den Filialen der Kreissparkasse oder per Überweisung.
Spendenquittungen
Das Finanzamt akzeptiert den Nachweis der Überweisung bis zu einem Betrag von 300 Euro als Zuwendungsbestätigung. Für Spenden über 300 Euro stellt das Landratsamt Quittungen aus. In diesem Fall bitten wir die Spender deshalb, die vollständige Anschrift anzugeben.
Namensnennung
Wer die Aktion mit mindestens fünf Euro unterstützt, wird als Spender genannt. Wer nicht genannt werden möchte, möge dies auf der Überweisung vermerken.
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