Herzgesund leben - Top-Kardiologe nennt fünf wichtigste Regeln, um Ihr Herz zu schützen

Wie können wir das wichtigste Organ unseres Körpers so lange wie möglich gesund halten? Kardiologe Michael Böhm nennt dafür fünf Regeln. Er ist Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes. Seit über 35 Jahren versorgt er täglich Patienten mit akuten und chronischen Herzerkrankungen. Zudem forscht er intensiv auf den Gebieten Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und Atherosklerose.

1. Herz-Regel: Werden Sie rauchfrei!

Die wichtigste Regel für den Top-Kardiologen: Meiden Sie Zigaretten! Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Wer raucht, vervierfacht sein Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung im Vergleich zu einem Nichtraucher. Dazu zählen neben einem Herzinfarkt auch koronare Herzkrankheiten, Herzrythmusstörungen und Herzschwäche.

Sie alle drohen Rauchern in besonderem Maße. Ursache dafür ist in der Regel Arteriosklerose, umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung genannt. Dabei verhärten und verdicken sich die Arterien im Körper nach und nach. Das Blut kann dann schlechter durchfließen, Blutpfropfen können sich bilden und die Gefäße verstopfen.

Von Arteriosklerose bleibt vermutlich keiner von uns mit zunehmendem Alter verschont. Doch bei Rauchern beginnt der Prozess der sich aufbauenden Gefäßablagerungen sehr viel früher und schreitet viel schneller voran als bei Nichtrauchern.

Am besten für den Körper ist es, erst gar nicht zur Zigarette zu greifen oder sofort aufzuhören. Wer das allerdings nicht schafft, der hat mit dem Umstieg auf Erhitzer oder Verdampfer die Chance, sein Gesundheitsrisiko zumindest etwas zu reduzieren. Bei diesen Varianten wird der Tabak nicht verbrannt, sondern nur erhitzt. Die besonders krankmachenden Schadstoffe sind in den Ersatzprodukten folglich nicht enthalten.

2. Herz-Regel: Integrieren Sie Mini-Bewegungen in den Alltag!

Das Herz ist ein Muskel, der wie jeder andere Muskel im Körper von Sport und ausreichend Bewegung profitiert. Um Ihr Herz zu schützen, müssen Sie sich nicht unbedingt im Fitnessstudio anmelden. Bereits kleine Aktivitäten können eine große Wirkung haben, erklärt Kardiologe Michael Böhm: „Bei einem längeren Telefonat nicht auf dem Schreibtischstuhl sitzen zu bleiben, sondern dabei im Raum umherzugehen, kann schon sehr helfen.“

Gehen Sie so oft wie möglich zu Fuß, statt das Auto oder die Bahn zu nutzen. Und machen Sie es sich zur Gewohnheit, die Treppe zu nehmen statt den Aufzug - erst vielleicht nur jede zweite oder dritte Treppe, wenn es zu anstrengend ist, dann langsam steigern. Das stärkt Ihr Herz wortwörtlich in kleinen Schritten.

3. Herz-Regel: Bewegen Sie sich zweimal 15 Minuten pro Tag flott!

Diverse Studien zeigen, wie ungesund langes Sitzen für Herz und Gefäße ist. Zusätzlich zu kleinen Bewegungen im Alltag sollten Sie sich daher auch täglich für kurze Zeit intensiv bewegen.

„Dabei ist es nicht einmal nötig, Hochleistungssport zu betreiben oder jeden Tag über die persönlichen Grenzen hinauszugehen. Schon zwei Mal 15 Minuten flotte Bewegung pro Tag senken das kardiovaskuläre Risiko um 15 Prozent", erklärt Böhm. „Ein intensiver Spaziergang, eine kleine Runde mit dem Fahrrad oder eine Einheit auf dem Heimtrainer reichen schon. Häufig lassen sich solche Aktivitäten gut in die Mittagspause einbinden und zeigen dann noch den angenehmen Effekt, dass man nach der Pause frisch, mit Freude und erholt wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt."

4. Herz-Regel: Ernähren Sie sich ausgewogen, dann ist auch mal Fast Food erlaubt!

„Für viele Patientinnen und Patienten ist die Ernährung das heikelste Thema, wenn es um kardiovaskuläre Prävention geht", weiß Kardiologe Böhm aus seiner Praxiserfahrung. „Nie wieder Steak, Schokolade oder Burger? Doch, natürlich! Niemand muss sich kasteien, um sein Herz zu schützen. Jeder - auch Präventionsmediziner - geht gern einmal ins Restaurant und genießt ein oder zwei Gläser Wein zum Essen. Solche Gelegenheiten sind auch nicht das Problem."

Allerdings sollte die Ernährung laut Böhm ausgewogen sein. „Wer täglich Fast Food oder eine ganze Tüte Chips isst und dazu zuckerhaltige Limonaden oder Kakao trinkt, tut seinem Herzen selbstverständlich nichts Gutes." Wer sich aber im Allgemeinen ausgewogen ernähre, der werde „nicht herzkrank, nur weil er sich einmal einen Burger gegönnt hat".

Unter einer ausgewogenen Ernährung versteht der Herzexperte

  • viel Obst und Gemüse
  • gesunde Fette, am besten Olivenöl
  • viel Fisch
  • Vollkornprodukte
  • wenig rotes Fleisch
  • wenig verarbeitete Fette
  • wenig Fertigprodukte, die meist besonders fett- und zuckerhaltig sind

5. Herz-Regel: Checken Sie regelmäßig Ihre Cholesterin- und Blutdruckwerte!

Ab 35 Jahren steht jedem ein Check-up beim Hausarzt zu, und zwar alle drei Jahre. „Ich rate immer dringend dazu, das wahrzunehmen", empfiehlt Böhm. Bei solchen Vorsorgeuntersuchungen können frühzeitig erhöhte Cholesterin- oder Blutdruckwerte festgestellt werden.

„Das Tückische an Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten ist, dass Patientinnen und Patienten nicht darunter leiden. Im Gegenteil: Menschen mit Bluthochdruck fühlen sich meist sogar fit. Es passiert eher, dass zu Beginn einer blutdrucksenkenden Therapie das Wohlbefinden etwas abnimmt und Betroffene sich abgeschlagen fühlen, bis der Körper sich auf die neuen, gesünderen Werte eingestellt hat."

Um Herzkrankheiten zu vermeiden, sollten sowohl Blutdruck als auch der Cholesterinspiegel im Normbereich liegen.