Israelischer Außenminister zu Erdogan: „Sie sollten schweigen und sich schämen“!

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Der verbale Schlagabtausch zwischen der Türkei und Israel geht weiter. Beide Länder werfen sich gegenseitig Kriegsverbrechen vor.

Ankara – Zwischen Israel und der Türkei wird der Ton immer rauer. „Was in Gaza passiert, ist definitiv kein Krieg, sondern der Versuch eines Völkermordes“, hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beim Diplomatie-Forum in Ankara am Freitag (1. März) gesagt. In Gaza würden nicht nur Kinder, Frauen und Zivilisten brutal ermordet, sondern auch das Vertrauen von Milliarden von Menschen in das internationale System, die Justiz und das Recht zerstört.

Die Antwort aus Israel hat nicht lange auf sich warten lassen. „Erdogan, der in der Türkei und in der Region immer wieder Massaker an Kurden verübt hat, wirft Israel Völkermord im Gazastreifen vor. Wir sind nicht wie Sie. Wir kämpfen gegen die Hamas, Ihre Komplizen, die Sie in der Türkei beherbergen und die Sie ermöglichen, Massaker und Morde zu begehen. Sie sollten schweigen und sich schämen!“, schrieb der israelische Außenminister Israel Katz am selben Tag auf Twitter – auf Hebräisch und auch auf Türkisch.

Erdogan nennt Israel einen Terrorstaat, der einen Genozid begeht

Auch zuvor hatte Erdogan Israel wegen des Gaza-Krieges angegriffen und Vergleiche mit Hitler gezogen. „Der ‚Führer‘ von heute, Netanjahu, und sein Team begehen Barbareien, die einem Genozid gleichkommen“, sagte Erdogan im Januar beim Besuch einer Marineeinheit in der westtürkischen Provinz Yalova. Zudem hatte der türkische Staatspräsident Israel als einen Terrorstaat bezeichnet.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan liefert sich immer wieder einen verbalen Schlagabtausch mit der israelischen Regierung.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft Israel Genozid an den Palästinensern vor. © IMAGO

Ähnlich auch im Dezember. Damals hatte Erdogan den israelischen Ministerpräsidenten ebenfalls mit Adolf Hitler verglichen. „Gibt es irgendetwas, das Netanjahu weniger getan hat als Hitler? Nein“, hatte er damals gesagt. Israel hatte die Äußerungen Erdogans entschieden zurückgewiesen. „Seine Worte sind für jeden Juden auf der ganzen Welt zutiefst beleidigend“, hatte der israelische Präsident Izchak Herzog damals erklärt.

Türkei sicherer Hafen für Hamas

Die Türkei ist für die radikalislamische Hamas ein sicherer Hafen. Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Treffen zwischen der Hamas und der türkischen Regierung gegeben. Erdogan hatte zudem den israelischen Geheimdienst davor gewarnt, Aktionen gegen die Hamas in seinem Land zu auszuführen. Am Dienstag wird Palästinenserpräsident Mahmut Abbas in Ankara erwartet, kündigte Erdogan an. Dabei soll es um Hilfe für die Palästinenser sowie um einen Waffenstillstand gehen.

HRW wirft Türkei Kriegsverbrechen gegen Kurden in Nordsyrien vor

Die Vorwürfe aus Israel gegen Erdogan sind nicht unbegründet. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) begeht die Türkei in den von ihr in Nordsyrien besetzten Gebieten „mögliche Kriegsverbrechen“.

„Die Hauptleidtragenden der Übergriffe sind die in der Region lebenden Kurd*innen aufgrund ihrer vermeintlichen Verbindungen zu den kurdisch geführten Truppen, die weite Teile des Nordostens Syriens kontrollieren“. HRW dokumentierte Entführungen, willkürliche Verhaftungen, unrechtmäßige Inhaftierungen, sexuelle Gewalt und Folter durch von der Türkei unterstützte dschihadistische Milizen.

„Human Rights Watch fand auch heraus, dass türkische Truppen und Geheimdienste an der Durchführung und Beaufsichtigung von Übergriffen beteiligt waren“. In der Türkei werden diese Themen allerdings verschwiegen. Das liegt vor allem daran, dass weiterhin dutzende Journalisten in den Gefängnissen sind und hunderte aus Angst vor Verfolgung ins Exil geflüchtet sind. (erpe)

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