Bad Wörishofen: Daten des Kneipp-Kinderasyls liefern interessante Erkenntnisse

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kurier Mindelheim

Kommentare

Ein Original der 26 Bände mit Krankengeschichten konnten die Teilnehmer bewundern (v. l.) : Werner Büchele; Konrad Hölzle, Stamm-Kneipp-Verein; Christina Haubrich; Prof. Thomas Baranek; Bürgermeister Stefan Welzel; Sabine Scheller; Kurdirektorin Cathrin Herd. © Anja Wilde

Patientenakten des Kinderasyls dokumentieren Krankheiten zu Zeiten von Sebastian Kneipp und bereichern heute die Forschung. Eine Veranstaltung gab Einblicke in Vergangenheit und Zukunft.

Bad Wörishofen – Im Zentrum der Veranstaltung „Kindergesundheit – vom Kneippschen Kinderasyl in die aktuelle Forschung“ im Haus zum Gugger standen 26 dicke Bände mit Krankengeschichten aus den Jahren 1891 bis 1926. „Eine historische Kostbarkeit“, wie Werner Büchele, Vorsitzender des Förderkreises „Sebastian-Kneipp-Museum“, betonte. In einem Projekt des Fördervereins, des Kneipp-Bunds, des Stamm-Kneipp-Vereins, des Kur- und Tourismusbetriebs Bad Wörishofen, der Hochschule Hannover und des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (BLF) wurden die Akten aus den ersten 30 Jahren des Kinderasyls nutzbar gemacht, in denen Kinder aus ganz Europa zur Behandlung nach Wörishofen gekommen waren. Kneipp-Bund Präsidentin Christina Haubrich freute sich über diese „unglaubliche Gemeinschaftsaktion im Sinne des Kneippschen Gedanken“.

Digitalisierung und Strukturierung der Patientenakten

Um über 13.500 in altdeutscher Schrift handgeschriebene Akten der Kinder mit Informationen zu Herkunft, Alter, Diagnose und Befund für die moderne Wissenschaft nutzbar zu machen, wurden sie mit Hilfe der Expertise von Sabine Scheller vom BLF und engagierten Unterstützern digitalisiert. „Diese Akten zu lesen, war extrem interessant, aber ich war auch sehr betroffen, welche Schicksale die Kinder mitbrachten“, erzählte Scheller.

Professor Thomas Baranek und Studierende der Hochschule Hannover hatten 2023 begonnen, den „Datensalat“ zu strukturieren. Aus der Kategorie „organbedingter Krankheitsbilder“ entschied man sich für die „Lunge“ und schrieb die Daten aus 350 relevanten Akten in eine Datenbank. Die Analyse lieferte Erkenntnisse zu zwei historischen Krankheitsbildern: „Wir konnten erste bemerkenswerte Zusammenhänge zwischen Erkrankung, Alter, Herkunft, Ernährung, Gesundheitszustand der Eltern und positiven Behandlungsergebnissen herstellen“, erläuterte Baranek. Nun werde man weiter auswerten, und er sei sicher, dass man noch mehr „kleine Diamanten“ finden werde. Finanziert wird das Projekt „von unser aller Herzen und unserem Enthusiasmus“, so Baranek.

Mit dem Kurier-Newsletter täglich zum Feierabend über die wichtigsten Geschichten informiert sein. Besuchen Sie den Wochen KURIER auch auf Facebook!

Auch interessant

Kommentare