Mallorcas neues Ballermann-Gesetz: Wirtin erzählt von erschreckenden Szenen
Mallorca sagt dem Exzesstourismus den Kampf an. Die Regeln zum Alkoholkonsum wurden erneut verschärft. Doch nicht alle glauben an eine Besserung.
Palma – Die Ferieninsel Mallorca zählt zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Nach Angaben der Mallorca Zeitung besuchten im vergangenen Jahr mehr als 14 Millionen Urlauber aus dem Ausland die Mittelmeerinsel – teilweise zum Ärger der Anwohner.
„Ausrottung des unzivilisierten Tourismus“: Mallorca verschärft Regeln zum Alkoholkonsum
Denn einst einsame Buchten und malerische Dörfer werden von Touristenströmen überrannt. Seit Jahren kämpft Mallorca gegen den Massentourismus. Bereits 2020 wurde auf der Insel ein Dekret gegen den Sauftourismus erlassen. So wurden in der Vergangenheit beliebte Lokale geschlossen. Tabu sind mittlerweile auch Alkohol-Flatrates in Hotels.
Seit Samstag (11. Mai) dürfen Urlauber zudem in Party-Zonen auf Mallorca weder auf offener Straße noch am Strand Alkohol trinken. Wer dann mit einer geöffneten Bierdose erwischt wird, wird zur Kasse gebeten. Es droht ein Bußgeld zwischen 500 und 1500 Euro. Betroffen sind Teile der Gemeinden Palma und Llucmajor sowie Magaluf. Ausgenommen sind Terrassen von Restaurants, Hotels und Bars. Auch auf Booten darf nach wie vor Alkohol angeboten werden. Zuvor war bereits der Alkoholkonsum in Gruppen untersagt worden.

Bei vielen findet das neue Ballermann-Gesetz Zuspruch. „Wenn man sieht, wie es morgens an der Playa aussieht, kann man sich ein wenig erklären, warum die Regierung das macht. Es ist nicht ganz unbegründet“, sagte Ballermann-Sänger Julian Sommer der dpa. „Wir begrüßen, dass Verbesserungen vorgenommen wurden, um das angestrebte Ziel zu erreichen: die Ausrottung des unzivilisierten Tourismus in den vier Gebieten, die unter seinen Auswirkungen leiden“, hieß es seitens des mallorquinischen Hotelierverbandes FEHM.
„Es ist schon wieder alles schmutzig“: Wirtin nicht überzeugt von Ballermann-Gesetz
Einheimische sind allerdings nicht überzeugt davon, dass sich in naher Zukunft die Lage am Ballermann ändert. „Die Hütchenspieler sind wieder hier, die Masseurinnen, die Klauhuren. Es ist schon wieder alles schmutzig, alles vollgekotzt, alles vollgekackt – wie immer“, schimpfte die Wirtin des Restaurants „Zur Krone“ gegenüber der Mallorca Zeitung. Sie beklagte die fehlende Kontrolle der Polizei. Nach dpa-Angaben waren auch kurz nach Inkrafttreten des Dekrets noch zahlreiche Urlauber mit Bierdosen am Ballermann unterwegs.
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„Eine Mentalität, ein Lebensgefühl ändert man nicht durch Gesetze und überteuerte Preise“, schrieb Patrick Schirmer Sastre, Kolumnist der Mallorca Zeitung. Für Aufsehen sorgte zuletzt auch ein Video von Urlaubern, die nur im Bikini bekleidet durch Palma liefen. „Diese Leute werden in Bussen aus Magaluf herangefahren, hier besteigen sie Party-Katamarane“, beschwerte sich ein Anwohner gegenüber dem Mallorca Magazin. Inzwischen wollen Anwohner selbst gegen „nächtliche Exzesse“ von Mallorca-Touristen durchgreifen.
Mit Blick auf den Exzesstourismus soll am 25. Mai eine Demo in Palma stattfinden. „Wir möchten uns besucht und nicht überfallen fühlen“, sagte Tourismusminister Marcial Rodríguez. Neben der Einschränkung des Alkoholkonsums soll zudem das Gästebetten-Limit der Insel von bisher 430.000 auf 412.000 herabgesetzt werden. Bereits im vergangenen Jahr überschatteten die Sauf-Exzesse auf Mallorca die paradiesische Urlaubsinsel. (kas/dpa)