„Ich bin sprachlos, mein Herz schmerzt“: Dahlmeier-Weggefährten suchen nach Worten gegen die Ohnmacht
Dahlmeier-Weggefährten suchen nach Worten gegen die Ohnmacht
Tiefe Trauer herrscht in Garmisch-Partenkirchen und darüber hinaus nach dem Tod von Laura Dahlmeier. Freunde und Sport-Weggefährten erinnern in emotionalen Worten an diesen außergewöhnlichen Menschen.
Garmisch-Partenkirchen – Der Ort kennt in diesen Tagen nur ein Thema: Laura Dahlmeier. Und nur ein Gefühl: Traurigkeit. Die Garmisch-Partenkirchnerin, Ex-Biathletin, Alpinistin und dieser wunderbare Mensch, wie sie so viele beschreiben, hat ihr Leben in den Bergen verloren. Sprachlosigkeit herrscht. Auch in der heimischen Sportwelt, unter ihren früheren Trainingspartnern und Weggefährten. Gepaart mit dem Bedürfnis, doch Worte zu finden für die Tragödie. Gegen die Ohnmacht.
Biathletin Selina Grotian: Laura Dahlmeier war Idol und Inspiration
„Ich bin sprachlos.“ Schreibt Selina Grotian auf ihrem Instagram-Account, schreibt an gegen die Trauer. „Mein Herz schmerzt.“ Legende, Idol, Inspiration und einzigartiger Charakter: So beschreibt die junge Biathletin (21) aus Mittenwald ihr Vorbild. „Unendlich stolz“ fühlte sie sich, wenn sie Dahlmeier traf, sie sich austauschten, sie gemeinsam eine Runde auf den Loipen drehten. „Deine herzliche, offene, bescheidene und ehrliche Art, dein Lachen und deine Unbeschwertheit werden mir fehlen. Du bleibst in meinem Herzen.“

Biathlet David Zobel gehört zu den vielen Menschen, die nicht fassen können, was passiert ist. Dass er keine Rad- und Hüttentouren mehr mit Dahlmeier unternehmen wird. „Als kleiner Stöpsel“ hat er die zwei Jahre ältere Garmisch-Partenkirchnerin im Training kennengelernt, „irgendwann sind wir Freunde geworden“. In ihr fand der Murnauer (29) ein Vorbild. „Sie war genial, eine unfassbar starke Frau.“ Eine, die immer gemacht habe, woran sie Spaß hatte. „An ihr können sich viele Menschen ein Beispiel nehmen.“
Frühere Biathletin Magdalena Holzer: „Sie war ein großes Vorbild“
Genau darin findet ihre langjährige Mannschaftskollegin Magdalena Holzer, früher Neuner, einen kleinen Trost. Denn Dahlmeier ging ihrer Leidenschaft nach. „Sie war ein großes Vorbild, weil sie ihr Leben so gelebt hat, wie sie es für richtig hielt – ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen. Das schaffen wirklich nur wenige wie die Laura.“ Viele gemeinsame, freundschaftliche und sportliche Jahre verbinden Holzer (38) und Dahlmeier, schon als Kinder haben sie gemeinsam trainiert, beide feierten Weltmeistertitel und zwei Olympiasiege. In den vergangenen Jahren haben sich ihre Wege mehr und mehr getrennt. Doch wenn sie sich trafen, „haben wir uns sehr gut verstanden – und uns extrem gefreut“. Und Mal für Mal versicherten sie sich: „Jetzt treffen wir uns endlich mal.“ Dazu aber sollte es nicht mehr kommen. „Das bedaure ich wirklich.“

Zu einer Expedition im Karakorum war Laura Dahlmeier mit Marina Krauss aufgebrochen. Ihr Ziel: der 6096 Meter hohe Laila Peak in Pakistan. Beim Abstieg waren die beiden am Montag in einen Steinschlag geraten. Dahlmeiers Tod hatte das Management am Mittwoch vermeldet. Sofort nach dem Unglück ihre unverletzte Seilpartnerin einen Notruf ab, über Stunden versuchte sie, die 31-Jährige zu retten – unmöglich. Auch weitere Bergsteiger sowie Hubschrauberpilot mussten schließlich aufgeben. Wegen weiterer Steinschlaggefahr und widriger Wetterbedingungen wurde die Rettungsaktion eingestellt. Laura Dahlmeier bleibt am Berg – so, wie sie es sich gewünscht hat. Denn laut Management hat sie schriftlich festgehalten, dass in einem Fall wie diesen niemand sein Leben riskieren darf, um ihren Leichnam zu bergen. Man solle sie zurückzulassen.
Frühere Mannschaftskameradin Nadine Horchler: „Herz und Leidenschaft steckten in allem, was sie angepackt hat“
„Extrem mitgenommen“ über die Nachricht zeigt sich auch ihre frühere Mannschaftskollegin Nadine Horchler. Den Moment ihres größten Erfolges, ihren Weltcup-Sieg in Antholz, teilte die Mittenwalderin (39) mit Dahlmeier. „Sie hat mir als Erste gratuliert.“ Und sich so sehr mit ihr gefreut, voll ehrlicher Anerkennung ihre Leistung gewürdigt. Genauso war sie, sagt Horchler. „Voller Respekt vor anderen.“ Unvoreingenommen. Die Werte, die sie selbst für sich definierte, lebte sie. „Herz und Leidenschaft steckten in allem, was sie angepackt hat.“ Dahlmeier selbst hat ihr Buch, das sie 2023 veröffentlichte, genau so getitelt: „Wenn ich was mach, dann mach ich’s gscheid.“ Ihr Lebensmotto.

Tief beeindruckt hat dies Kurt König, der frühere Verantwortliche der deutschen Trail-Running Nationalmannschaft. 2019 überzeugte er sie, bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Argentinien zu starten. Damals Neuland für die Biathletin, „doch sie zeigte einmal mehr ihren unbändigen Willen und ihre unglaubliche Vielseitigkeit“. In einem starken Damenfeld kämpfte sie sich über knapp 42 Kilometer und mehr als 2000 Höhenmeter auf einen bemerkenswerten 27. Platz. Mehr als alles andere aber beeindruckte ihn ihre unkomplizierte, bodenständige Art. „Laura war immer offen, herzlich, völlig frei von Starallüren. Sie zog mit ihrer Ausstrahlung und Echtheit einfach alle in ihren Bann.“
Ex-Biathletin Miriam Neureuther: „Liebe Laura, wir alle werden dich nie vergessen“
Auch Miriam Neureuther sucht nach Worten für die Nachricht, die sie so sehr schockiert. Sprachlos macht. Schon im Kindergarten trafen sie sich, für den SC Garmisch fuhren sie miteinander Ski, gemeinsam starteten sie im Biathlon-Weltcup, 2015 bestiegen sie das Matterhorn. All die guten Erinnerungen „werde ich immer im Herzen tragen“, schreibt die Garmisch-Partenkirchnerin (35) auf Instagram. An diese außergewöhnliche Sportlerin, die es so für Neureuther kein zweites Mal geben wird. Und an diesen außergewöhnlichen Menschen. Zum Abschied findet Neureuther berührende Sätze. Gedanken, die in diesen Tagen viele an Laura Dahlmeier schicken. „Ich wünsche dir so sehr, dass es dir da, wo du jetzt bist, gut geht! Liebe Laura, wir alle werden dich nie vergessen.“