Neue Studie widerlegt Bürgergeld-Mythos: „Aufgestellte Behauptung schlicht falsch“

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Das Bürgergeld ersetzte am 1. Januar 2023 das Arbeitslosengeld II. Der Ansicht, dass sich Arbeiten deshalb nicht lohnt, widerspricht jetzt eine Studie.

Frankfurt – Das Bürgergeld soll denjenigen ein menschenwürdiges Existenzminimum sichern, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen decken können. Lohnt sich arbeiten dennoch, wenn auch Bürgergeld erhalten werden kann?

Aufsatz zum Bürgergeld: Arbeit lohnt sich in Deutschland immer noch

Bürgergeld erhält, wer erwerbstätig ist und seinen Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen decken kann, schreibt die Bundesregierung. Seit dem 1. Januar 2024 erhalten Alleinstehende oder Alleinerziehende einen Regelsatz von 563 Euro pro Monat. Weit verbreitet ist die Meinung, dass sich ein weiterer Verdienst nicht mehr lohne, da viele Kosten durch das Bürgergeld bereits abgedeckt werden können. Eine Studie des Ifo-Instituts kommt jetzt allerdings zu einem anderen Ergebnis.

Eine Studie des Ifo-Instituts widerlegte jetzt die weitverbreitete Behauptung, dass sich Arbeiten trotz Bürgergeld nicht mehr lohnt. © Revierfoto/Imago (Symbolbild)

„Arbeit führt in Deutschland immer zu höheren Einkommen als Nichtstun“, erklärte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch. Dafür gibt es allerdings eine Voraussetzung, ohne die das nicht unbedingt zutrifft: Geringverdiener müssen auch die Möglichkeit der Aufstockung ihres Einkommens durch zusätzliche Sozialleistungen beantragen. Wer kein Geld vom Staat erhält, könnte unter Umständen wirklich über das reine Arbeitseinkommen weniger Geld verdienen, als es vom Bürgergeld geben würde.

Ifo-Institut stellt klar: „Aufgestellte Behauptung schlicht falsch“

Der Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomie und Befragungen, Andreas Peichl, fügte dem hinzu: „Die von manchen Politikern aufgestellte Behauptung, wer nur Sozialleistungen beziehe, bekomme netto mehr als ein Geringverdiener, ist schlicht falsch.“ Um diese Aussage zu bestätigen, stellte das Institut noch Rechenbeispiele auf. Demnach kann eine alleinstehende Person in einer Stadt mit mittlerem Mietniveau wie Dresden bei einem Bruttoverdienst von 1000 Euro mithilfe zusätzlicher Sozialleistungen auf 891 Euro netto kommen.

Verfügbare Einkommen verschiedener Haushalte laut Ifo-Institut:

Haushaltstyp Brutto-Einkommen Mit Sozialleistungen Ohne Sozialleistungen Bürgergeld-Einkommen
Single 1000 Euro 891 Euro 357 Euro 563 Euro
Single 2000 Euro 1020 Euro 965 Euro 563 Euro
Alleinerziehend 1000 Euro 2033 Euro 622 Euro 1553 Euro
Alleinerziehend 2000 Euro 2489 Euro 1320 Euro 1553 Euro
Alleinverdiener-Paar 1000 Euro 2127 Euro 502 Euro Je nach Einkommen
Alleinverdiener-Paar 2000 Euro 2442 Euro 1226 Euro Je nach Einkommen
Doppelverdiener-Paar 1000 Euro 2159 Euro 630 Euro 902 Euro
Doppelverdiener-Paar 2000 Euro 2617 Euro 1375 Euro 902 Euro

Demgegenüber steht das Bürgergeld, das lediglich 563 Euro beträgt. Der Ökonom Manuel Pannier bestätigte, dass sich die Arbeit für Alleinstehende nur mit zusätzlichen Sozialleistungen lohnt: „Wenn ein Alleinstehender mit 1000 Euro Brutto-Einkommen keinerlei Sozialleistungen beantragt, dann landet er bei 357 Euro netto.“ Eine Mischung aus Einkommen und Bürgergeld ist laut der Ökonomen also die beste Lösung, um mehr netto vom brutto zu erhalten. (rd/dpa)

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