Studie zu bestimmten Demenz-Medikamenten zeigt: Risiko „schwerwiegender als bisher angenommen“
Antipsychotika könnten bei Demenz-Erkrankten noch deutlich gravierendere Nebenwirkungen aufweisen, als bisher gedacht. Eine neue Studie liefert Einblicke.
Frankfurt – In Deutschland müssen nicht nur immer mehr Menschen wegen einer Alzheimer-Erkrankung in Kliniken behandelt werden, auch die Todesfälle in diesem Zusammenhang steigen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, nahm die Zahl der Krankenhausbehandlungen innerhalb von 20 Jahren um über 80 Prozent zu. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft schätzt, dass in Deutschland um die 1,8 Millionen Menschen mit Demenz leben. Eine Alzheimer-Erkrankung gilt demnach als häufigste Demenzursache.
Laut der Deutschen Alzheimergesellschaft werden zur Linderung von Verhaltenssymptomen wie beispielsweise Aggressivität oder wahnhaften Symptomen häufig auch Antipsychotika eingesetzt. Mit teils gefährlichen Nebenwirkungen, wie bereits Untersuchungen zeigten. Mit eben diesen hat sich nun abermals eine aktuelle Studie beschäftigt – mit beunruhigenden Ergebnissen.

Demenz-Medikamente und Nebenwirkungen: Neue Studie liefert besorgniserregende Hintergründe
Forschende aus Großbritannien haben sich mit den Nebenwirkungen von Demenz-Medikamenten beschäftigt. Ihre Studie veröffentlichten sie im BMJ, das Journal der British Medical Association. Die Daten von über 173.000 Erwachsenen aus über 50 Jahren wurden in die Untersuchung mit einbezogen. Insgesamt 35.339 wurden Antipsychotika verschrieben. In der Studie zeigte sich, dass Menschen, die diese Medikamente einnahmen, ein deutlich höheres Risiko aufwiesen, schwerwiegende Nebenwirkungen zu erleiden. Diese sind laut den Forschenden:
- Schlaganfall
- Venöse Thromboembolien
- Herzinfarkt
- Herzversagen
- Knochenbrüche
- Lungenentzündung
- Akute Nierenschäden
Risiko deutlich erhöht: Antipsychotika-Medikamente bei Demenz im Visier von Forschenden
In ihrer Studie erklären die Fachleute: „Erhöhte Risiken [...] waren in der ersten Woche nach Beginn der Behandlung am höchsten. In den 90 Tagen nach der Verschreibung war das relative Risiko für Lungenentzündung, akute Nierenschäden, Schlaganfall und venöse Thromboembolien am höchsten, wobei das Risiko im Vergleich zur Nichtanwendung um das 1,5-fache (für venöse Thromboembolien) bis zum 2-fachen (für Lungenentzündung) erhöht war.“ Es wurden außerdem Unterschiede hinsichtlich der Art der Demenz-Medikamente entdeckt. Demnach war das Risiko für Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Knochenbruch, Lungenentzündung und akute Nierenschädigung bei „typischen Antipsychotika“ höher als bei sogenannten „atypischen“.
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Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.
Schwerwiegende Nebenwirkungen von Antipsychotika bei Demenz-Erkrankten
Die Forschenden schließen: „Das Spektrum der unerwünschten Wirkungen war breiter als in früheren Warnungen der Aufsichtsbehörden hervorgehoben, wobei die höchsten Risiken kurz nach Beginn der Behandlung auftraten.“ Darren Ashcroft, Autor der Studie, betonte: „Es ist wichtig, dass alle potenziellen Vorteile einer antipsychotischen Behandlung sorgfältig gegen das Risiko schwerer Schäden abgewogen werden, und die Behandlungspläne müssen in allen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen regelmäßig überprüft werden.“
Sheona Scales, Forschungsdirektorin bei Alzheimer’s Research UK, erklärte gegenüber dem Science Media Center: „Diese neuen Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass diese Risiken möglicherweise schwerwiegender sind als bisher angenommen, was angesichts des zunehmenden Einsatzes während der Pandemie besonders besorgniserregend ist.“
Symptome von Demenz: Welche Symptome Warnzeichen sind
Demenz kann sich durch ganz unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Neben Verhaltensänderungen wie beispielsweise steigender Aggressivität können auch Erinnerungslücken oder das Zurückziehen von sozialen Kontakten wichtige Anzeichen sein.