Deutschland droht Abhängigkeit von US-Energie: „Machen uns erpressbar für Trump“

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Ein möglicher Deal zur Umgehung von Zöllen beunruhigt die Wirtschaft. Wiederholt die EU beim LNG die Fehler der Vergangenheit?

Berlin – Nach der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump wächst die Sorge vor einer Abhängigkeit von Flüssigerdgas aus den USA. Beim Thema LNG könnten einige EU-Länder hellhörig werden. Ein Deal, wie ihn sich Trump vorstellen und einfädeln könnte, würde die europäische und deutsche Wirtschaft verwundbar machen.

Sorge vor Deal mit Trump – USA könnte LNG-Exporte ankurbeln

Deutschland soll mehr Öl und Gas aus den USA kaufen – dann könnte man von den Zöllen absehen, schlug Trump an seinem ersten Tag im Weißen Haus vor. Der frisch vereidigte Präsident hat am Montag, 20. Januar, angeordnet, dass die USA die Bearbeitung von Anträgen auf Ausfuhrgenehmigungen für neue Projekte zur Förderung von Flüssigerdgas (LNG) wieder aufnehmen sollen. Damit hebt der Republikaner eine Aussetzung der Genehmigungen für neue Projekte auf, die der ehemalige Präsident Joe Biden Anfang 2024 angeordnet hatte.

US-Präsident Donald Trump unterzeichnet Anordnungen im Oval Office des Weißen Hauses.
Deutschland droht Abhängigkeit von US-Energie – Trump könnte versuchen, schmutzige Energie-Deals einzufädeln. © Evan Vucci/dpa

Wirtschaftsexperte David Kohl meint, die Ankündigungen Trumps im Wahlkampf könnten darauf abzielen, den Absatz von Flüssiggas aus den USA anzukurbeln. Es scheine stark in die Richtung zu gehen, LNG vermehrt nach Europa zu verkaufen, so der Experte gegenüber Reuters. Das sei eine einfache Lösung für die USA, weil man dort massiv Kapazitäten aufgebaut habe.

Die US-Lieferungen von Flüssigerdgas erreichten 2023 einen Rekord, die USA sind der weltgrößte Exporteur dieses Produkts. Die Exporte dürften sich bis Ende des Jahrzehnts verdoppeln und könnten sich unter den bestehenden Genehmigungen noch einmal verdoppeln, teilte das Energieministerium mit.

„Machen uns erpressbar für Trump“ – Experten warnen vor Abhängigkeit von US-LNG

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warnte vor einem möglichen Energie-Deal mit Trump. Europa würde ohnehin schon sein LNG, um den es hier vorrangig gehen würde, zu großen Teilen aus den USA beziehen. Europa sollte nicht vor Trump einknicken und sich nicht aus Angst vor Trump rumschubsen lassen.

Habeck ist nicht der einzige, der vor einer größeren US-Energie-Abhängigkeit und einem möglichen Energie-Deal warnt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte zum Amtsantritt von Trump auf die Risiken durch deutsche LNG-Überkapazitäten hingewiesen. Die Überkapazitäten bei den LNG-Terminals machen uns erpressbar für Trump. Der neue US-Präsident wird nicht zögern, von EU-Kommission und Bundesregierung den Kauf von noch mehr Fracking-Gas zu fordern“, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH in einer Pressemitteilung. Es drohe ein schmutziger Deal.

Das US-Fracking-Gas sei zudem weitaus teurer als alternative Lieferungen zum Beispiel aus Norwegen. „Schon heute kommt aber fast das gesamte nach Deutschland importierte LNG aus den USA – 2024 lag der Anteil bei 86 Prozent.“ 

EU hat Alternativquellen – wie sehr hängen die Länder an US-LNG?

Der Druck, mehr Gas aus dem Ausland zu importieren, dürfte mittelfristig sinken. Andere globale Lieferanten, darunter Katar und Kanada, planen, ihre LNG-Produktion zu steigern. Der Erdgasbedarf der EU wird laut Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2030 um bis zu 25 Prozent gegenüber dem Niveau von 2023 zurückgehen. Eine steigende Nachfrage schließen Experten trotzdem nicht aus.

In den vergangenen Jahren hatte die EU viele Maßnahmen eingeleitet, um ihre eigenen LNG-Quellen auszuweiten. Hauptauslöser war der Ukraine-Krieg. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte Europa in großen Mengen russisches LNG bezogen. Inzwischen konnte die EU ihre Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren, sodass auch der Gaslieferstopp nach Österreich die EU größtenteils kaltließ. Auch das Ende des Transitabkommens zwischen der Ukraine und Russland wird Experten zufolge keine zusätzlichen Auswirkungen auf die europäische Gasversorgung haben. (bohy mit Material von Reuters)

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