Teure US-Wahl: So sollten deutsche Firmen auf Trump-Sieg reagieren
Donald Trumps Sieg bei der US-Wahl hat enorme Folgen für die deutsche Wirtschaft. Ein Experte erklärt, wie Unternehmen nun handeln sollten.
Washington, D.C. – Die US-Wahl betrifft nicht nur die Menschen in den USA selbst, sie hat weltweit Folgen – politisch, aber auch wirtschaftlich. Besonders der die nationalistische, protektionistische Wirtschaftspolitik von Donald Trump könnte globale Handelskonflikte neu befeuern. Für die vom Außenhandel abhängige deutsche Wirtschaft sei ein Sieg des Republikaners ein „weiterer negativer Schock“, warnte etwa die Hans-Böckler-Stiftung vor der Präsidentschaftswahl. „Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten“, erklärte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Donald Trump hat die US-Wahl gewonnen und könnte damit ab der Machtübernahme sein Wahlversprechen umsetzen: Er will Zölle in Höhe von 60 Prozent auf Importe aus China, sowie zwischen zehn und 20 Prozent für Waren aus anderen Ländern umsetzen. Auch deutsche Unternehmen wären getroffen – besonders exportorientierte Branchen.
Trump-Sieg bei der US-Wahl ist harter Schlag für Welthandel – und damit für die deutsche Wirtschaft
Bereits die erste Amtszeit Trumps war ein Wendepunkt für die Weltwirtschaft. „Vor acht Jahren waren Unternehmen, was die Lieferkettenresilienz angeht, mit Sicherheit schlecht aufgestellt. Im Endeffekt ging alles in Richtung Global Sourcing: immer günstiger, immer weiter weg und just in time“, erklärte Marc Kloepfel, ein Experte für Lieferketten, Einkauf und Logistik, im Gespräch mit IPPEN.MEDIA.

„Dann kam Donald Trump und hat das Ganze zum ersten Mal durch seine America-First-Politik zum Wackeln gebracht, einerseits eben durch die Zölle für Importe nach Amerika, andererseits durch Exportbeschränkungen aus Amerika heraus“, fügte Kloepfel hinzu. „Das Problem ist, dass die Lieferketten komplett miteinander verknüpft waren.“ Wenn zwischen gewissen Regionen Handelskriege starten, sei das gesamte Netzwerk davon betroffen.
Deutsche Unternehmen müssen auf Trump-Sieg bei der US-Wahl reagieren
Nach dem Trump-Sieg bei der US-Wahl müssen Unternehmen nun reagieren. „Wenn jetzt Donald Trump wiederkommt und in die gleiche Kerbe schlägt wie vor acht Jahren, ist es sicherlich wichtig, dass Unternehmen weiter die Lieferketten diversifizieren“, betonte auch Lieferketten-Experte Marc Kloepfel im Gespräch mit IPPEN.MEDIA, das bereits vor der Wahl stattfand.
„Das wichtigste aus Unternehmenssicht ist zu beurteilen, was sie wo kaufen“, sagte Kloepfel. Sie sollten überprüfen, was sie wo kaufen. „Für jede dieser Gruppierungen sollten sie eine entsprechende Risikoanalyse aufsetzen“, riet Kloepfen. „Sie sollten Szenarien kalkulieren und überlegen, welche Absicherungsmechanismen es gibt, wenn das Risiko zu groß ist. Wenn die Probleme in China und den USA auftreten und chinesische Produkte damit weniger verfügbar sind, sollten sie Alternativen haben.“ Auch die lokale Beschaffung sollte gestärkt werden. Es sei wichtig, „dass Unternehmen immer zwei, drei Strategien parallel haben und sich eben nicht auf eine Strategie fokussieren“, sagte Kloepfel.
Politik sollte mit „Europe First-Politik“ europäischen Unternehmen helfen
Die Politik sieht Kloepfel ebenfalls in der Verantwortung. „Man sollte eine Europe First-Politik dagegen stellen und bei Produkten, wo es Abhängigkeiten gibt oder wo es ganz schnell keine Liefermöglichkeiten mehr gibt, wo dadurch die ganze Industrie brachliegen kann, entsprechende Förderungen aufsetzen und Unternehmen helfen“, forderte Kloepfel.
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Produkte, die bei Handelskonflikten knapp geworden sind, sollten identifiziert und in die betroffenen Industrien investiert werden – auch wenn es günstiger wäre, sie in Asien zu kaufen. „Rein aus Risikogesichtspunkten müssen wir auch in Europa entsprechende Technologien haben, um im Ernstfall abgesichert zu sein.“
Energiepreise erschweren Unternehmen lokale Produktion in Deutschland
Ein Hindernis für die Stärkung der Produktion in Deutschland sind jedoch die hohen Energiepreise, „was für die energieintensive Produktion nicht mehr tragbar ist“, so Kloepfel. Dies erschwert es, energieintensive Wertschöpfungsschritte zurück nach Deutschland zu verlagern.
Einen ähnlichen Schock wie bei Trumps erster Amtszeit erwartet der Experte bei den weltweiten Lieferketten jedoch nicht. „Ich denke, dass der Effekt nicht mehr so schlimm ist“, sagte Kloepfel im Gespräch vor der Präsidentschaftswahl. Die Unternehmen seien inzwischen besser vorbereitet.
Von Trumps Zöllen angezettelter Handelskrieg könnte deutsche Wirtschaft 180 Milliarden Euro kosten
Durch die Politik Trumps drohen der deutschen Wirtschaft jedoch deutliche Verluste. „Mit der Wahl Donald Trumps steht die deutsche Wirtschaft vor der nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit“, erklärte IW-Direktor Michael Hüther. „Schon heute können sich Unternehmen auf einen teuren Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kostet.“ Was noch auf die Wirtschaft zukomme, „weiß bei der Wundertüte Trump noch niemand“.
Auch die Hans-Böckler-Stiftung hat in einer Analyse vor den Konsequenzen der Wahl durch Trump gewarnt. In den ersten zwei Jahren nach Aufbau der Zölle würde das Wirtschaftswachstum um jeweils ein Prozent niedriger ausfallen, erklärten die Experten.