Putin will West-Unternehmen in Russland sehen – Die aber halten noch Abstand

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Viele westliche Unternehmen hatten Russland nach Kriegsbeginn verlassen. Jetzt will Russland sie wieder anlocken. Die Reaktion fällt durchwachsen aus.

Moskau – Ende Februar 2025 hatten sich Vertreter der USA und Russlands im saudi-arabischen Riad getroffen, um eine mögliche Lösung für ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln. Kurz darauf wendeten sich die USA gegen ihre westlichen Verbündeten; US-Präsident Donald Trump übernahm Kreml-Propaganda und gab sie teils sogar wieder. Aus Russland wiederum waren plötzlich hoffnungsvolle Töne zu hören. Konnte es sein, dass sich US-Firmen wieder dort ansiedeln?

Putin-Verbündeter über West-Unternehmen: „Bislang hat sich niemand offiziell gemeldet“

Jetzt steht fest: In Moskau sind noch keine offiziellen Anfragen von ausländischen Unternehmen, die sich nach dem Exit wieder in Russland ansiedeln wollen, eingegangen. Im Zuge des Ukraine-Kriegs und der heftigen Sanktionierung durch westliche Industriestaaten hatten jede Menge westliche Unternehmen die Segel gestrichen und Russland verlassen. Laut Dmitri Medwedew, ehemaliger Kreml-Chef und aktueller Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, gibt es noch keinerlei Bewerbungen für einen Neuanfang.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Viele westliche Unternehmen hatten Russland nach Kriegsbeginn verlassen. Jetzt will Russland sie wieder anlocken. Die Reaktion fällt durchwachsen aus. © IMAGO / SNA

Das hatte Medwedew am 20. März der staatlichen Nachrichtenagentur TASS berichtet. „Bislang hat sich niemand offiziell beworben“, sagte Medwedew. „Also prüfen sie informell die Luft.“ Dieses Statement kam nur kurz, nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin sein Kabinett angewiesen hatte, das Land auf die Rückkehr westlicher Unternehmen vorzubereiten. Dabei hatte Putin klargemacht, dass russische Unternehmen „gewisse Vorteile“ gegenüber denen aus dem Westen haben müssten.

Medwedew betonte dabei, dass Russland die ausländischen Unternehmen nicht gezwungen habe, das Land zu verlassen. Stattdessen seien die westlichen Regierungen daran schuld. Diese hätten Druck auf die in Russland arbeitenden West-Firmen ausgeübt, damit sie das Land „aus Angst“ verlassen. Medwedew warnte außerdem, dass jede Firma, die zurückkehren wolle, eine „separate Konversation“ zu erwarten habe.

Donald Trump nähert sich Putin an – und übernimmt teilweise Rhetorik des Kreml

All das kommt nun zu einer Zeit, in der sich Russland und die USA augenscheinlich wieder annähern. Im Zuge eines mit der Ukraine auszuhandelnden Rohstoffdeals hatte US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus einen Eklat ausgelöst, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bloßgestellt und sich danach wiederholt an der Rhetorik des Kremls bedient. Außerdem hatte er die Lockerung von Sanktionen prüfen lassen.

Allerdings wäre es nicht Donald Trump, wenn nicht schon bald darauf ein Stimmungswechsel stattgefunden hätte. Gegen Mitte März schlug der US-Präsident schon wieder andere Töne an. Er kündigte an, höhere Zölle gegen Russland zu prüfen, auch verschärfte Sanktionen seien im Rahmen des Möglichen. Am 18. März hatte dann ein Telefonat zwischen Trump und Putin stattgefunden. Nach diesem vermeldete der Kreml, dass die beiden Staatschefs dabei sind, eine „beidseitig vorteilhafte Kooperation“ aufzubauen.

Geheimdienstmethoden in Russland – Unternehmen können sich nur schwer lösen

Nachdem Russland die Invasion der Ukraine begonnen hatte, hatten sich massenhaft westliche Unternehmen aus Russland zurückgezogen. Teils lag das an ideologischen Gründen, teils an der Sanktionspolitik des Westens. In Russland operierende Unternehmen hatten nämlich das Risiko, wegen der Sanktionen nicht mehr nach Europa liefern zu können. Gleichzeitig zahlen sie aber in Russland Steuern und laufen so Gefahr, mit zu Finanzierern des russischen Angriffskriegs zu werden.

Für diese Unternehmen besteht weiterhin das ständige Risiko, vom russischen Staat vereinnahmt oder übernommen zu werden. Die Tagesschau hatte hier von Geheimdienstmethoden berichtet, auf die der Kreml dabei zurückgreifen würde. Im vergangenen Jahr 2024 hatte Russland beispielsweise den Maschinenbauer DMG Mori enteignet – der wirtschaftliche Schaden belief sich für die Firma auf rund 90 Millionen Euro.

Um einen zu herben Schlag für die Wirtschaft zu verhindern, hatte Wladimir Putin den Exit aus Russland durch verschiedene Hebel erschwert. Zum Beispiel müssen Unternehmen, die ihre russischen Unternehmensteile verkaufen wollen, hohe Abgaben an den Kreml leisten.

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