Prognose: Konjunkturerwartungen auf niedrigstem Stand seit fast einem Jahr
Einer Umfrage zufolge werden die Aussichten für die deutsche Wirtschaft laut Experten immer schlechter. Daran ändert auch eine Entscheidung der EZB nichts.
Berlin – Der Blick in die Zukunft gerät in der deutschen Wirtschaft immer düsterer. Und das unabhängig von der nun verkündeten Verzögerung beim Bau des Intel-Werks in Magdeburg. Auch die Erwartungen von Börsenprofis für die deutsche Konjunktur sind nochmals deutlich pessimistischer geworden.
Wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag (17. September) zu seiner Umfrage unter 162 Analysten mitteilte, sank das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten um 15,6 Punkte auf 3,6 Zähler. Das ist bereits der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit fast einem Jahr.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 17,0 Punkte gerechnet. Das Barometer für die aktuelle Lage gab ebenfalls nach, und zwar um 7,2 Punkte auf minus 84,5 Zähler. Das ist der schlechteste Wert seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie zu einer Rezession führte.
Video: EZB senkt Zinsen im Euroraum
Prognose für deutsche Wirtschaft: „Hoffnung auf baldige Besserung schwindet zusehends“
„Die Hoffnung auf eine baldige Besserung der wirtschaftlichen Lage schwindet zusehends“, kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung: „Die Anzahl der Optimisten und Pessimisten hält sich mittlerweile die Waage.“ Daran habe auch die erneut gelockerte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nichts geändert, die ihren Leitzins im Juni und im September gesenkt hat. „Den Zinsentscheid der EZB scheinen die meisten Befragten bei ihrer Erwartungsbildung bereits eingepreist zu haben“, sagte Wambach dazu.
Die deutsche Wirtschaft steckt aktuell mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres noch zu einem Wachstum von 0,2 Prozent gereicht hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen.
„Für einen nachhaltigen Aufschwung müssten sich die Auftragsbücher der deutschen Unternehmen wieder füllen“, sagt der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel: „Doch genau daran hapert es im Moment.“ (Reuters)