West-Sanktionen verkrüppeln Russlands Wirtschaft – Verhandlungen sollen einen wichtigen Sektor retten
Russlands Flugsektor steckt in der Krise. Immer öfter erleiden Flugzeuge Maschinenschäden. Neue Verhandlungen sollen zu Sanktionslockerungen führen.
Moskau – Annäherung zu den USA oder neue Sanktionen? Aktuell erlebt Russland – genau wie der Rest der Welt – die Wechselhaftigkeit von US-Präsident Donald Trump. Vor ein paar Wochen noch stand eine Lockerung der US-Sanktionen gegen Russland in Aussicht. Dann aber drohte Trump mit neuen Sanktionen. Kirill Dmitrijew, ein Unterhändler für Russland, versucht, die Beziehung zwischen Weißem Haus und Kreml zu stärken. Dabei steht auch der Flugsektor im Fokus.
Verhandlungen mit den USA – Unterhändler will Flugsektor retten
Wie wichtig Russland die Lockerungen bei den Sanktionen im Flugsektor sind, zeigte zuletzt der Besuch des russischen Sondergesandten Kirill Dmitrijew in Washington. Dieser war Anfang April (3. April) nach Washington gereist, um die Handelsbeziehungen zwischen Russland und den USA zu stärken. „Wir sehen eine positive Dynamik in unseren Beziehungen“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur AFP. Ja, es gebe Meinungsverschiedenheiten in verschiedenen Bereichen, aber diese könnten die beiden Großmächte überwinden.

Unter anderem hatten Dmitrijew und der US-Sondergesandte Steve Witkoff über eine „mögliche Zusammenarbeit in der Arktis, bei Seltenen Erden und in anderen Bereichen“ gesprochen. Außerdem betonte Dmitrijew, dass Russland und die USA „aktiv“ an der Wiederherstellung des Flugverkehrs arbeiteten. „Wir hoffen, dass wir in dieser Angelegenheit Fortschritte erzielen“, sagte Dmitrijew.
Russlands Wirtschaft unter schweren Sanktionen – Flugsektor leidet besonders
Was war passiert? Im Zuge der umfangreichen westlichen Sanktionen, die die Ukraine-Verbündeten ab 2022 gegen Russland eingesetzt hatten, war auch Russlands Flugsektor unter Beschuss geraten. Unter anderem hatte die Europäische Union (EU) Flugverbote für Flugzeuge ausgesprochen, die von russischen Anbietern unterhalten werden, oder für solche, die in Russland registriert sind. Die Details gehen noch tiefer, aber im Grunde hatte dieser Schritt dazu geführt, dass russische Airlines keine Flüge mehr im europäischen Luftraum durchführen konnten.
Mehr noch: Russlands Flugsektor ist in einem erheblichen Maße von westlichen Flugzeugen abhängig. Laut dem Thinktank Wilson Center reicht die russische Produktion nicht aus, um den Bedarf zu decken. Im Februar 2022 bestand die Flotte der 20 größten russischen Airlines zu 80 Prozent aus im Ausland hergestellten Flugzeugen.
Westliche Flughersteller hatten nach dem Einsetzen der Sanktionen die Herausgabe von 515 Flugzeugen gefordert, die sich in Russland befanden, aber von den Airlines lediglich geleast waren. Diese Flugzeuge gehören Russland demnach nicht. Die Rückgabe hätte die komplette Existenz von Russlands ziviler Luftfahrt aufs Spiel gesetzt – russische Airlines hätten schlichtweg keine Flugzeuge mehr gehabt, um zu fliegen. Der Kreml schritt damals ein und hatte die Flugzeuge festgesetzt. Der russische Verkehrsminister Vitali Savelijew hatte damals davon gesprochen, „das Eigentum anderer zu nehmen.“
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Krise in Russlands Flugsektor – „Zwischenfälle“ häufen sich
Das hatte nur einen Teil des Problems gelöst. Durch die Sanktionen hatte Russland den Zugang zu wichtigen Ersatzteilen und Reparaturservices verloren. Über die Jahre waren Berichte darüber erschienen, dass Russland Flugzeuge ausgeschlachtet hatte, um an wichtige Teile zu gelangen. Einen Teil der Flugzeuge hatte Russland für viele Millionen gekauft, um die vorherige Enteignung nachträglich zu rechtfertigen.
Trotzdem steckt der Luftfahrtsektor mittlerweile in der Krise. Die noch benutzten Flugzeuge weisen verstärkt Mängel auf, erleiden mechanische Fehler und müssen entweder umkehren oder außerplanmäßig zwischenlanden. Das ukrainische Nachrichtenportal Kyiv Independent hatte im März berichtet, dass russische Airlines sich außerdem damit behelfen, Komponenten aus den USA und der EU einzuschmuggeln, um die Flotten in der Luft zu halten. Experten hätten davor gewarnt, dass russische Airlines zu unsicher zum Fliegen werden würden, sollte kein steter Ersatzteil-Nachschub aus dem Westen erfolgen.
Seit Dezember 2024 sei die Zahl der „Zwischenfälle“ im Flugsektor drastisch gestiegen. Zwischen dem 1. Dezember 2024 und dem 20. Januar 2025 hätten russische Flugzeuge elf Maschinenversagen erlitten – mehr als doppelt so viel wie in den zwei Monaten davor. Besonders seien von diesen Zwischenfällen Maschinen von Airbus und Boeing betroffen gewesen. Diese sollen zwei Drittel von Russlands kommerzieller Flotte ausmachen.
Neue Sanktionen für Russlands Wirtschaft – Trump ändert seine Meinung
Was die Verhandlungen zwischen Dmitrijew und den USA letztendlich bewirkt hatten, steht noch nicht fest. Nach aktuellem Stand (7. April) stehen die US-Sanktionen gegen Russland, und auch das Flugverbot der EU besteht weiterhin – an diesem könnten die USA jedoch ohnehin nichts ändern. Zwischen Februar und März hatte es danach ausgesehen, dass sich US-Präsident Trump Russland annähern könnte, aber zuletzt drohte er sogar mit weiteren Sanktionen gegen Russland. Die Bedingung: Russland müsse mehr Bereitschaft zeigen, sich mit der Ukraine auf einen Waffenstillstand zu einigen.