Erkältungszeit naht – Apothekenverband besorgt und warnt vor Medikamenten-Engpass
Seit gut einem Jahr ist das Lieferengpassgesetz in Kraft – Der Apothekenverband sieht jedoch keine Verbesserung. Medikamente sind wieder knapp.
Kassel – Mit dem Herbst beginnt auch wieder die jährliche Erkältungssaison. Die Nase juckt, der Hals kratzt und die Erkältung lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten.
Nicht immer muss aber gleich auf Medikamente aus der Apotheke zurückgegriffen werden. Bei den ersten Symptomen einer Erkältung können auch Hausmittel für Linderung sorgen. Hält sich eine Erkältung oder Grippe hartnäckig, sind Arzneimittel aus der Apotheke unvermeidlich. Doch diese könnten, wie die Rheinische Post berichtet, in der anstehenden Erkältungszeit wieder knapp werden.

Apothekenverband warnt eindringlich – „ein Ende der Lieferengpässe nicht absehbar“
Knapp 500 Medikamente seien nach Angaben des Vizepräsidenten der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), Mathias Arnold derzeit von Lieferengpässen betroffen. „Bei vielen Apotheken besteht deswegen in diesen Tagen die Sorge, ihre Patientinnen und Patienten in der jetzt beginnenden Erkältungssaison nicht jederzeit mit allen notwendigen Medikamenten versorgen zu können“, sagte Arnold gegenüber der Tageszeitung. Betroffen seien vor allem wichtige Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel. Für Notfälle sollten alle notwendigen Vorräte bereits zu Hause gelagert sein.
Die bekannten Lieferengpässe beträfen laut Arnold nur die freiwilligen Meldungen der Herstellenden. Er gehe deswegen davon aus, dass „der wahre Umfang des Problems noch viel größer sein dürfte“. Ein Ende der Lieferprobleme sei laut Thomas Preis, dem Vorsitzenden des Apothekerverbandes Nordrhein (AVNR) zudem nicht absehbar. „Besondere Sorgen bereitet uns, dass jetzt schon sehr viele Antibiotika nicht lieferbar sind – und die kalte Jahreszeit mit vielen Atemwegsinfektionen hat noch gar nicht begonnen“, so Preis gegenüber der Rheinischen Post.
Meldeverpflichtung von Lieferengpässen, um mehr Transparenz zu schaffen
Eine Lieferengpassmeldung ist laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) notwendig, „wenn über voraussichtlich zwei Wochen hinaus den im üblichen Umfang anfallenden Auslieferungen nicht nachgekommen werden kann oder eine deutlich erhöhte Nachfrage bestehe, der nicht angemessen nachgekommen werden kann“.
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Demnach gilt die Selbstverpflichtung zur Meldung von Lieferengpässen „für alle Arzneimittel mit Wirkstoffen, die auf der Liste der versorgungskritischen Wirkstoffe geführt werden“. Darüber hinaus auch für Produkte mit verschreibungspflichtigen Wirkstoffen sowie:
- einem Marktanteil von 25% und mehr.
- Oder Produkten, die nach § 52b Absatz 3a AMG der Meldeverpflichtung an Krankenhäuser unterliegen.
BfArM bewertet Medikamentenversorgung für Kinder „wesentlich entspannter“
Das im vorigen Jahr von der Ampel-Koalition beschlossene Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) habe, laut Arnold, leider „keine spürbare Entlastung für die Apotheken gebracht“. „Fakt ist, dass die Apotheken auch weiterhin jeden Tag mit großem Zeit- und Personalaufwand nach Alternativmedikamenten für ihre Patientinnen und Patienten suchen müssen“, so der Vizepräsident der Abda. Bereits im vergangenen Jahr schlugen Apothekenverband und pharmazeutischer Großhandel Alarm – insbesondere Husten- und Fiebermedikamente für Kinder waren knapp.
Das von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach geplante Apotheken-Reformgesetz müsse Apotheken stärken und sollte sie nicht schwächen, fügte Arnold hinzu. „Statt einer Absenkung des Versorgungsniveaus fordern wir eine pharmazeutische Aufwertung, eine Bürokratieerleichterung und eine Honorarerhöhung für alle Apotheken“, so der Verband in einer Pressemitteilung.
Doch wie der Nachrichtendienst Apotheke Adhoc schreibt, sieht das BfArM, insbesondere bei der Bereitstellung von Arzneimitteln für Kinder in der kommenden Erkältungswelle, keinen Anlass zur Sorge. „Im Vergleich zum Vorjahr stellt sich die aktuelle Lage hinsichtlich der Versorgung mit Kinder-Antibiotika wesentlich entspannter dar“, teilte ein Sprecher mit. Auch bei Fiebersäften seien keine Lieferengpässe gemeldet. Wegen eines neuen chinesischen Gesetzes könnte in Deutschland lebenswichtige Arzneimittel ausgehen. (vw)