Rote Linie bei Cannabis: Veranstalter wollen Konsum verbieten – „Haben keinen Bock darauf“

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Am Augustiner-Keller in München ist der Konsum von Cannabis schon jetzt untersagt. Auch bei Veranstaltungen im Tölzer Land ist das neue Gesetz der Bundesregierung ein Thema. © Simon Sachseder/dpa

Einige Veranstalter aus dem Tölzer Land wollen den Konsum von Cannabis verbieten. Die Besorgnis hält sich derzeit noch in Grenzen.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Nach der Teil-Legalisierung von Cannabis durch die Ampel-Koalition in Berlin schränkt die bayerische Staatsregierung den Konsum im öffentlichen Raum ein. Auf Volksfesten und in Biergärten soll ein Kiff-Verbot gelten. Das umstrittene Cannabis-Gesetz sorgt auch bei Veranstaltern im Tölzer Land für Diskussionen. Wie soll man mit Gästen umgehen, die auf dem Veranstaltungsgelände einen Joint rauchen? Sollte man den Konsum besser gleich verbieten? Eine Umfrage bei Organisatoren von Freiluft-Events.

„Keine Sorgen“ bei den Tölzer Rosentagen – Peter Frech hofft auf den „gesunden Menschenverstand“

Mit dem Frühling beginnen in der Region auch wieder die Veranstaltungen unter freiem Himmel. Eine davon sind die Tölzer Rosentage an Pfingsten. „Ich bin schon im Vorbereitungsstress“, berichtet Organisatorin Michaela Dorfmeister. Über den Cannabis-Konsum auf dem Gelände, gesteht sie, habe sie sich aber noch keine Gedanken gemacht. „Wir sind eine Familienveranstaltung“, sagt die Organisatorin. „Deshalb mache ich mir definitiv keine Sorgen.“ Zumal „glücklicherweise“ eine Polizeistreife auf dem Gelände patrouilliert. „Die Beamten sind geschult.“ Auch sonst seien im Zweifel genügend Leute auf dem Gelände, die eingreifen. „Ich hatte noch nie Probleme, in solchen Fällen vorzugehen“, versichert Dorfmeister. Dennoch hofft sie, dass es keine Vorfälle mit Cannabis geben wird.

Ein lustiges Erlebnis bewegt Dorfmeister. Neulich zeigte ihr Handy Bilder vom Reichersbeurer Faschingszug im Jahr 2015 an. Darauf zu sehen war ein Wagen mit der Aufschrift „Hanftage“ in Anspielung auf die Tölzer Rosentage. Dass der Cannabis-Konsum neun Jahre später tatsächlich erlaubt ist, amüsiert die Organisatorin, doch sie stellt im gleichen Atemzug lachend klar: „Wir haben da keine Ambitionen.“

Peter Frech hat schon viele Veranstaltungen in Bad Tölz organisiert, unter anderem die alljährlichen Harley- und US-Car-Treffen im Moraltpark. Frech setzt eine „Null-Toleranz-Grenze“ bei Cannabis. Die Reaktionsfähigkeit sei bei Konsum schließlich eingeschränkt. „Wir sind natürlich nicht dafür, dass bei uns konsumiert wird.“ Der Haken: „Wir können das nicht kontrollieren, das darf nur die Polizei.“

Rote Linie bei der Lenggrieser Festwoche: „Haben auch selber keinen Bock drauf“

Das Anbringen von Hinweisschildern oder Ähnlichem hält Frech zwar für „sinnlos. Damit erreicht man nie alle.“ Falls ein Besucher doch mal konsumiert, will er trotzdem dagegen vorgehen. „Ich würde an die Vernunft appellieren und der Person sagen, sie soll den Joint ausmachen“, erklärt Frech, der im Ernstfall auch von seinem Hausrecht Gebrauch machen will. „Ich wäre froh, wenn keiner konsumiert.“

Große Sorgen bereitet ihm das Cannabis-Gesetz mit Blick auf seine Veranstaltungen derzeit aber nicht: „Ich glaube nicht, dass wir ein großes Kiffer-Problem bekommen.“ Frech hofft dabei auf den „gesunden Menschenverstand“.

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Auf der Lenggrieser Festwoche gilt beim Thema Cannabis eine rote Linie. „Grundsätzlich ist der Konsum bei uns nicht gestattet“, erklärt Festwirt Peter Gascha. Das hatte man sich schon vor dem Beschluss der Staatsregierung am Dienstag überlegt. „Wir haben im Biergartenbereich viele Kinder, das Sportzentrum ist in der Nähe“, führt Gascha aus. „Und ehrlich gesagt haben wir auch selber keinen Bock drauf.“ Auf dem Gelände sollen Hinweisschilder angebracht werden. „Wenn jemand bei uns kifft, werden wir ihn bitten, das auszumachen“, so Gascha. Große Sorgen macht er sich nicht. „Das war beim Rauchverbot ähnlich, die Leute sind normal und halten sich dran.“

Stadt Bad Tölz wartet zunächst ab

Sebastian Berger, Veranstalter des „Season of Sounds“-Festival Anfang Juli in Wegscheid, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine feste Aussage treffen. Nur so viel: „Wir halten uns in Absprache mit den Behörden an die Gesetzgebung, die zum Zeitpunkt des Festivals gilt.“ Aktuell gebe es allerdings noch zu viele Unklarheiten. Grundsätzlich befürworte man den Kinder- und Jugendschutz.

Im Naturfreibad Eichmühle findet heuer wieder das Oach-Festival der Tölzer Stadtwerke statt. „Wir werden uns an die zum Zeitpunkt des Festivals geltenden Vorgaben halten“, sagt Sprecherin Martina Geisberger. Da Kommunen künftig auch die Möglichkeit bekommen sollen, den Konsum in bestimmten öffentlichen Bereichen wie Freibädern zu untersagen, ist damit zu rechnen, dass man auf dem Oach-Festival nicht kiffen darf.

Die Stadt Bad Tölz wartet im Umgang mit dem neuen Cannabisgesetz zunächst ab. „Die rechtlichen Änderungen haben wir zur Kenntnis genommen“, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. „Welcher Handlungsbedarf und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, werden wir in der nächsten Zeit in Abstimmung mit dem Städtetag entscheiden.“ (vfi)

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